Olympiareife Nummern
lächelt.
„Vorbei ist ihre Kindheit", denke ich wehmütig, „jetzt ist sie verliebt und irgendwann wird sie Enttäuschungen erleben und unglücklich sein ..." Nichts ist mehr so wie vorher. Die sorglose Geborgenheit der Kindheit wird abgestreift wie ein zu eng gewordener Pulli.
Huch, welche Metapher! Bloß weil ich nichts gegessen habe! Gleich fasele ich inwendig womöglich noch vom ,Umhang des Lebens, in den sie sich stattdessen hüllen wird, bedruckt mit zahlreichen Fragezeichen'. Schluss jetzt, Jan.
Ich werde Josy fragen, ob er 'ne Schnitte Brot für mich hat. Können auch zwei sein. Oder drei.
Nick
Elisabeth ist endlich da! Die Hebamme. Und das ist auch gut so, denn Josy rannte nur noch wie ein kopfloses Huhn durch die Gegend. Still sitzen konnte er nicht, fortwährend ging er hin und her und ich hatte den Eindruck, dass er vor allem Klara damit nervte.
Die musste sich zwischendurch mal übergeben. Natürlich telefonierte Josy da gerade mit der Hebamme. Die A1 war dicht wegen des ersten Ferienwochenendes, sie steckte im Stau!
Und gerade, als Josy rausgegangen war, kriegte Klara wieder eine Wehe und sie sah mich groß an und ich ging gleich zu ihr, um ihr den Halt zu geben, den Josy ihr bisher geboten hatte. Bei dem hatte es ganz easy ausgesehen. Normalerweise ist Klara ja auch ein Leichtgewicht, aber jetzt so mit dem Inhalt im Bauch - hui, ich hatte ganz schön Mühe, sie zu halten!
Sie umklammerte meinen Hals und ich versuchte sie irgendwie festzuhalten, während sie sich regelrecht hängen ließ. Sie atmete wieder so tief und fing dann auf einmal auch noch an zu stöhnen, was sie bisher noch nicht gemacht hatte und ehrlich gesagt, da kam bei mir schon ein bisschen Panik auf.
Doch nach dieser Minute war's wieder gut. Dachte ich. Kaum ließ sie mich los, da sah sie mich so komisch an, presste die Hand vor den Mund und sagte gequetscht: „Mir ist schlecht ..." und ich sah mich hektisch im Zimmer um und beschloss kurzerhand, einen der vielen Pflanzenuijter- setzer zweckzuentfremden.
Ich nahm den von der großen Palme, obwohl die höllisch schwer war. Wenigstens war sie trocken, sodass nicht auch noch Gießwasser heraussiffte. Buchstäblich in letzter Sekunde.
„Warum passiert das immer mir?", fragte ich mich danach frustriert und balancierte mit dem gut gefüllten Untersetzer zum Klo. Josy sah mich dabei und nach seinem Gespräch mit der Hebamme kam er sofort angerannt. „Was machst du denn da?", fragte er sichtlich irritiert. „Klara musste spucken", sagte ich und wischte todesmutig mit Klopapier die schleimigen Reste aus dem mit Erde verkrümelten Plastikteil. Sie hatten wohl Nudeln zu Mittag gehabt.
Josy stieß einen erstickten Schrei aus und war im Nu verschwunden.
Ich wusch mir die Hände und sah mich dabei im Spiegel an.
Sah blass aus. Mir war auch kodderig.
„Ob Jan bald kommt?", dachte ich, „na ja, er wird sich erst duschen nach seinem Beischlaf-meeting mit Andreas, dem Unersättlichen ... ach, alles ist Scheiße ... wie verhalte ich mich dann, wenn er da ist?"
Es klingelte.
Endlich war sie da, die Fachfrau für Neueinwanderer.
„Moin!", sagt sie fröhlich, „puh, so 'ne Hitze im Auto! Wohl dem, der eine Klimaanlage besitzt, aber die Hebammengehälter sind nicht so, dass man sich davon so was leisten könnte" Sie zwinkert mich verschwörerisch grinsend an.
„Endlich!", stöhnt Josy nur und streicht sich nervös durch die Haare. Dann platzt er verzweifelt raus: „Klara hat sich gerade übergeben! Schnell!" und schiebt die kleine blonde Frau zum Schlafzimmer.
„Die ist ja noch so jung", denke ich entsetzt. Waren Hebammen nicht immer so biedere Damen um die sechzig? Mit wogendem Busen und mütterlichem Gehabe? Die hier sieht ja aus wie Sarah Jessica Parker! Ob sie direkt dem Set von ,Sex and the City' entsprungen ist? Ich bleib' erst mal draußen und stecke mir auf der Terrasse eine Zigarette an, in der Hoffnung, den Geruch des Erbrochenen endlich aus der Nase zu kriegen. Ich weiß, ich stell' mich da ziemlich an, aber ich kann nichts dagegen machen. Es ekelt mich nun mal und ich hab' Probleme damit. Schon als Zivi habe ich tausendmal lieber eine ordentliche Portion in der Bettpfanne weggebracht als das Essen, das sich noch mal jemand durch den Kopf hat gehen lassen. Leider hat die Kippe nicht die erhoffte Wirkung. Sie scheint eher mein flaues Gefühl im Magen noch zu verstärken. Mir fällt auch gerade ein, dass ich heute noch nichts gegessen habe und erinnere mich an Mats, wie der
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