Oma und Frieder - Sammelband
findet er ein leeres Gurkenfass. Herrlich! Das wird Omas Bauch. Frieder zieht es raus und stellt es auf den Boden. Jetzt braucht er Omas Oberteil. Rund ist das und dick, also braucht er jetzt was Rundes, Dickes. Frieder wühlt und wühlt sich durch glitschige Kartoffelschalen und endlich hat er was Rundes entdeckt. Drei faule Apfelsinen, schön groß und nur ein bisschen schimmelig sind sie und weich. Die legt er auf das Gurkenfass, auf Omas Bauch. Schön sieht das aus. Aber eine Apfelsine nimmt er wieder weg. Zwei reichen längst. Die Oma hat doch nicht drei Busen! Bloß zwei!
Frieder kichert und schmeißt die dritte Apfelsine ganz ordentlich zurück in die Tonne und sucht nach Omas Kopf. Der muss auch rund sein. Frieder wühlt und sucht und gräbt in schlabbrigen Salatblättern herum und zwischen leeren Plastikbechern und findet zwei Blechbüchsen. Ein Oma-Kopf ist das nicht, aber das sind prima Schuhe. Frieder legt ganz sorgfältig die Blechbüchsen vor Omas Gurkenfassbauch. Jetzt hat die Oma Schuhe, einen kleinen und einen großen. Jetzt fehlt bloß noch der Kopf. Aber sosehr er auch wühlt und sucht zwischen stinkigen Lappen, verrosteten Nägeln, kaputten Schuhen -einen Oma-Kopf, der passt, findet er nicht.
»Oma!«, brüllt der Frieder hoch zu Omas Küchenfenster. »Oma, ich kann deinen Kopf nicht finden. Bring mir so was, aber schnell!«
»Ja bin ich denn dein Diener?«, schreit die Oma zurück. »Mein Kopf sitzt fest auf meinem Hals, da, wo er hingehört. Haben wir uns verstanden?«
Frieder seufzt. Alles muss man selber machen! Und er wühlt die nächste Mülltonne durch. Da stinkt es noch mehr, aber endlich zieht er einen Gummiball heraus, einen mit Delle, und grau ist er und rissig, beinahe wie Omas Gesicht. Das ist ein prima Oma-Kopf. Vorsichtig setzt er den Gummiball mit Delle auf die Apfelsinen, das hält gut.
Fast ist die Oma fertig. Haare fehlen noch und Arme, aber Haare hat die Oma sowieso nicht mehr so viele, da genügt ein schlabbriges Salatblatt. Das klatscht der Frieder auf den Gummiball. Auf die Arme verzichtet er. Schneemänner haben oft auch keine Arme, da braucht die Müll-Oma auch keine. Zufrieden betrachtet der Frieder sein Werk. Es ist schön bunt geworden, viel bunter als ein Schneemann. Das muss die Oma sofort sehen.
»Oma!«, brüllt der Frieder hoch zum Fenster, »Oma, komm schnell und schau, was ich gemacht hab!«
Die Oma streckt den Kopf raus und starrt und zetert los: »Ja bist du denn vom wilden Watz gebissen? Wühlt doch der Schmutzfink im Müll herum! Ich glaub, ich seh nicht recht!«
»Doch, Oma!«, schreit der Frieder vergnügt. »Weil ich dich doch gebaut hab. Du bist eine Müll-Oma!«
»Das bin ich nie und nimmer, merk dir das!«, zetert die Oma. »So seh ich nicht aus, auf keinen Fall! Du kommst jetzt rauf und wäschst dir die Hände, aber schnell.«
Frieder schnupft auf. Die Oma mag sich nicht als Müll-Oma. Doch wenn er ganz ehrlich sein soll, sie stinkt auch ziemlich. Und er auch.
Trübe schleicht der Frieder die Treppe hoch, er schleicht ins Badezimmer, und als er in die Küche schleicht, da bleibt er auf der Schwelle stehen und starrt.
Da steht die Oma mit hoch erhobenen Händen und lässt es Zeitungsschnipsel schneien. Die Küche ist ganz voll davon. Tisch und Stühle und die Oma auch. Lauter kleine Zeitungsschnipsel. Grau in weiß.
»Es hat geschneit«, sagt die Oma und streut noch eine Hand voll Schnipsel auf den Frieder. »Da staunst du aber, gell?«
Frieder grinst und wischt sich Zeitungsschnipsel aus dem Haar. »Es geht«, sagt er und lacht die Oma an. »Schnee sieht aber anders aus, Oma!«
»Schlaumeier du!«, grinst die Oma und schnippelt neuen Zeitungsschnee. »Seh ich etwa aus wie eine Müll-Oma?«
»Neee, Oma!«, jubelt der Frieder. »Wie eine Zeitungsschnipsel-Oma!« Da lacht die Oma und gibt dem Frieder einen Schmatz. Und Oma und Frieder schnippeln zusammen ganz viel Zeitungsschnipsel-Schnee. Dann sind keine Zeitungsseiten mehr da. Oma und Frieder lassen es tüchtig schneien. Sie toben im Zeitungs-schnipsel-Schnee herum. Oma tobt langsam, Frieder tobt schnell. Frieder wälzt sich im Küchen-Schnee herum. Die Oma aber nicht. Und dann wurde die Oma müde, der Frieder aber nicht. Und dann haben beide wieder aufgeräumt. Die Oma oben in der Küche. Der Frieder unten im Hof. Und dann ... hat es angefangen zu schneien. Ganz weiß und fein ... und ganz richtig!
Weihnachten
»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, sag mir, wann
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