Oma und Frieder - Sammelband
gesagt.
»Mir auch!«, hat der Frieder genickt und gestrahlt. Weil die Oma Törtchen gekauft hat, mit süßer Sahne obendrauf. Die haben sie gemeinsam nach Hause getragen. Hand in Hand. Und die haben sie gemeinsam aufgegessen. Hand in Hand.
Lieb haben
»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, wir wollen uns mal richtig lieb haben.«
»Ja lässt du mich gleich los, Rotzbub«, zetert die Oma. »Du siehst doch, dass ich schaff.« Die Oma steht im Badezimmer und stopft Schmutzwäsche in die Waschmaschine. Die ist bald voll.
»Aber Oma!«, schreit der Frieder noch lauter und hüpft auf und ab. »Oma, wenn wir uns doch mal richtig lieb haben wollen!«
»Jetzt schrei nicht so, ich bin doch nicht taub«, sagt die Oma und füttert seelenruhig die Waschmaschine mit Socken, Hosen, Schürzen, Hemden. Und Frieders Teddybär ist auch dabei, der hat eine Wäsche dringend nötig.
»Und spring mir nicht dauernd auf meiner Schmutzwäsche herum!«, sagt sie noch und bückt sich ächzend und zieht zwei Socken unter
Frieders Füßen hervor. »Schau Bub, ich hab dich doch lieb und damit Schluss.« Sie streichelt dem Frieder über den Kopf. Die Socken baumeln an Frieders Ohr und Frieder steht da und ist enttäuscht. Das ist doch nicht lieb haben, so ein bisschen Kopfstreicheln!
Die Oma will lieber Wäsche waschen, das hat er schon gemerkt. Sie dreht an Knöpfen, Wasser rauscht in die Waschmaschine und die Wäsche bullert los und die Oma nickt zufrieden und sortiert weiter im Wäschekorb.
Frieder schleicht ab in sein Kinderzimmer und macht die Tür fest zu. Aber leise, weil, heute ist ihm nicht nach Türknallen, heute ist ihm so nach lieb haben, das ist was Leises. Und außerdem rumpelt die Waschmaschine furchtbar laut, da kann die Oma das Türknallen ja auch gar nicht hören.
Frieder seufzt tief auf und schaut sich um im Kinderzimmer. Das Zimmer ist so groß und komisch leer. Da stehen bloß so Möbel drin, Schrank, Tisch und Stuhl und Bett. Und das Bilderbuchregal und der Spielsachenkorb. Das kann
man alles gar nicht lieb haben, das ist ja alles so eckig. Lieb haben, das ist so mehr was Rundes!
Frieder geht zum Bilderbuchregal und fasst die Bilderbücher an. Die hat er schon gern, weil die Oma immer so schön draus vorliest, aber lieb sind sie nicht, die sind bloß schön und eckig sind sie auch. Frieder geht zum Tisch und streichelt ihn. Der Tisch fasst sich schön an, aber lieb haben kann man den auch nicht, der hat ja gleich vier Ecken. Frieder schnauft und wühlt im Spielzeugkorb herum. Da sind schon viele runde Sachen. Der Ball mit den Punkten zum Beispiel und die Kasperlköpfe, aber die sind hölzrig hart und haben spitze Nasen. Und die Autos und der Bagger, die sind kalt und hart und bloß bunt.
Nichts ist im Spielzeugkorb, was man richtig lieb haben kann und was einen auch lieb hat. Frieder schnauft ganz tief, hockt sich trübe auf seinen Stuhl und legt den Kopf auf den Tisch. Der ist so hart ... jetzt müsste sein Teddy her, der ist weich und gut zum Schmusen, wenn schon die Oma nicht will. Aber der Teddybär
schwimmt in der Waschmaschine und wird sauber. Das hat er ja selber gesehen. Den kann er jetzt nicht haben. Und dann baumelt er sicher auf der Wäscheleine, aufgehängt an seinen Ohren, und wird bestimmt ewig nicht trocken.
Frieder schluckt. Sein Teddybär, den braucht er doch jetzt ganz dringend. Weil, niemand sonst will ihn ja lieb haben. Die Oma schon gar nicht, die wäscht!
Und plötzlich wird's dem Frieder ganz anders. Da ist so was in seinem Bauch, das fühlt sich furchtbar leer an. So leer wie seine Hände. Da schluchzt der Frieder jämmerlich auf und rennt zu seinem Bett und nimmt sein Kissen in den Arm. Da sind kleine blaue Elefanten drauf und die schluchzt er jetzt nass. Armer Frieder! Niemand hat ihn lieb! Armer Teddy, der alleine baumelt und nicht zu seinem Frieder darf! Frieder wimmert lange ... bis er plötzlich merkt, er muss aufs Klo. Nicht sehr, aber doch.
Trübe schleicht er aus dem Zimmer ... und stutzt. Auf dem Flur, da liegt ja ein Bonbon!
Der war doch vorhin noch nicht da, den hätte der Frieder sonst bestimmt gesehen!
Und da, da liegt ja noch einer. Und dort noch einer und noch einer. Eine richtige Bonbon-Spur ist das. Sie führt zur Badezimmertür. Frieder grinst und wischt sich die Tränen ab, dann kann er besser sehen. Er sammelt alle Bonbons auf. Es sind viele, die hat bestimmt die Oma hingelegt! Die Oma! Wo ist sie denn? Im Badezimmer, das ist dem Frieder
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