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Oma und Frieder - Sammelband

Oma und Frieder - Sammelband

Titel: Oma und Frieder - Sammelband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs
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tapfer die Tränen runter. Vom Heulen gehen die Türen bestimmt nicht auf. Das kann ja bloß der Fahrer machen. Er muss einfach den Fahrer fragen. Frieder schielt zum Fahrer hin. Der sieht so grimmig aus und kaut an seinem Schnauzbart und fährt und hupt und fährt. Vorsichtig rutscht der Frieder vom Sitz und stellt sich neben den Fahrer, zupft ihn ganz vorsichtig am Ärmel und flüstert: »Du, kannst du mal anhalten, bitte schön? Ich will lieber raus!«
    »Mit dem Fahrer sprechen ist verboten«, knurrt der Fahrer und hupt kräftig. »Die nächste Haltestelle kommt in zwei Minuten.« Und dann fährt er eine so scharfe Kurve, dass der Frieder auf den Boden plumpst. Das auch noch! Das hat ja beinahe richtig wehgetan und prompt kommen Tränen und Frieder hockt neben dem Fahrer am Boden und wimmert und schluchzt: »Ich will zu meiner Oma! Ich will zu meiner Oma!«
    »Himmelkreuzdonnerwetter!«, flucht der Fahrer. »Kind allein, das hat mir noch gefehlt.« Er bremst mit einem scharfen Ruck. Da recken plötzlich die Leute die Hälse, da drängeln plötzlich Leute nach vorne, zum Fahrer und zum Frieder hin, und aufgeregt schnattert es durcheinander: »Was ist denn los? Was hat das Kind? Wo ist denn seine Mama? Dem Kind ist schlecht! Es muss gleich brechen!«
    Brechen muss der Frieder nicht. Er kann gut Bus fahren, bloß nicht ohne die Oma, und käs-weiß ist er und immerzu muss er wimmern: »Ich will zu meiner Oma! Ich will zu meiner Oma!«
    Da geht das Geschnatter erst richtig los. »"Wo ist die denn? Wo wohnt die denn? Man muss zurückfahren, sofort! Das Kind muss doch zu seiner Oma, sofort! Unverantwortlich, ein Kind allein im Bus. Wo wohnt die Oma denn?« Aber wo die Oma wohnt, das hat der Frieder leider vergessen.
    »Himmelkreuzdonnerwetter!«, flucht der Fahrer. »Dann eben zurück zur Haltestelle, wo der Knabe eingestiegen ist, Kreuzhimmeldonnerwetter noch einmal!« Er wendet mit einem scharfen Ruck den Bus und fährt zurück! Mit allen Leuten und dem Frieder. Der hockt noch immer auf dem Boden und schnauft tief auf und wischt an seinen Tränen herum. Bis der alte Opa, der statt der Oma eingestiegen ist, ihn hochzieht und sich zu ihm setzt und ihm auch noch mit einem großen Taschentuch über die Backen und die Nase wischt.
    »Schnäuzen!«, kommandiert der Opa und Frieder schnäuzt und ihm ist schon viel besser. Weil, jetzt wird er ja zurückgebracht zur Oma, das hat der Fahrer selber gesagt und der Opa sagt das auch und die Straßen, durch die sie fahren, die kommen dem Frieder immer bekannter vor, die sehen gar nicht fremd aus.
    Da ist das Schuhgeschäft, da haben Oma und Frieder mal die schönen weißen Glitzerstiefel gekauft! Da ist der Bäckerladen, da kauft die Oma immer die Semmeln! Und da, da ... Frieder reißt die Augen weit auf und brüllt, so laut er kann: »Die Oma! Da ist meine Oma!«
    Der Opa zuckt zusammen und brüllt mit: »Anhalten, sofort anhalten!«
    »Himmelkreuzdonnerwetter!«, brummt der Fahrer. »Die Haltestelle ist noch längst nicht da!« Da rennt aber tatsächlich die Oma, die Straße entlang dem Bus entgegen. So schnell hat der Frieder die Oma noch nie rennen sehen und käsweiß ist sie im Gesicht.
    Der Fahrer bremst, dass die Reifen quiet-sehen. Fast genau neben der rennenden Oma gehen die Türen auf und »Oma!«, schreit der Frieder und stürzt zur Tür. »Oma! Hier bin ich! Ich bin wieder da!« Da bleibt die Oma stehen, mit einem Ruck, und lässt ihre Handtasche fallen und der Hut rutscht ihr vom Kopf und Frieder springt aus der Tür, genau in ihre Arme, und schreit: »Oma! Der Bus hat mich zurückgebracht, freust du dich?«
    Die Oma drückt den Frieder fest an sich und zittert dabei ein bisschen und ihre Stimme zittert auch, als sie murmelt: »Ach Bub, ach Bub, ich bin ja fast gestorben vor Schreck!«
    »Ich auch, Oma!«, sagt der Frieder. »Ich wär beinahe verloren gegangen!«
    »Dass du mir nur wieder da bist, Herzensbub!«, sagt die Oma und drückt den Frieder noch mal fest an sich und wischt sich die Augen. »Das machst du mir nie wieder!« Da nickt der Frieder und fasst fest nach Omas Hand. Die lässt er so schnell nicht mehr los!
    Die Leute im Bus drängeln an den Fenstern und lachen und winken und der Opa schwenkt das große Taschentuch und der Busfahrer hupt dreimal und schon fahrt der Bus wieder ab. Die Oma und der Frieder winken hinterher und marschieren Hand in Hand zum Bäckerladen.
    »Ich muss was essen auf diesen Schreck, mir ist ganz schlecht!«, hat die Oma

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