Oma und Frieder - Sammelband
klar, weil ihn da die Bonbons hingeführt haben. Frieder reißt die Badezimmertüre auf... da steht die Oma, in der einen Hand den Teddy, in der anderen Hand den Föhn. Und sie föhnt den Teddy trocken.
»So!«, sagt die Oma und schwenkt den Teddy. »Ich hab gedacht, den brauchst du gleich! So ein Plüschtier, das trocknet ja ewig nicht!« Und sie legt dem Frieder den Teddy in den Arm.
Frieder nickt und strahlt und schnuppert am frisch gewaschenen Teddy. Der riecht ganz neu. Er zeigt der Oma alle seine Bonbons und sagt: »Oma, ich war so traurig, jetzt aber nicht mehr. Jetzt muss ich bloß mal aufs Klo.«
Da lacht die Oma und gibt ihm einen dicken Schmatz. Frieder setzt sich aufs Klo, mit seinem Teddy und den Bonbons in der Hosentasche.
Und als der Frieder fertig ist, da zieht die Oma die Klospülung für ihn und putzt ihn ab, als wäre der Frieder noch ein ganz kleines Baby, und dann knöpft sie ihm die Latzhose zu, als wäre er noch ein ganz kleines Baby, und dann trägt sie Frieder und Teddy in die Küche, als wäre der Frieder noch ein ganz kleines Baby. Und da setzt die Oma sich in ihren Sessel und Frieder kuschelt sich in ihren Schoß und sein Teddy kuschelt in seinem Schoß und Oma und Frieder und Teddy schmusen und kuscheln und streicheln und Frieder seufzt tief auf: »Gell, Oma, jetzt haben wir uns richtig lieb!«
»Aber immer, Herzensbub«, sagt die Oma und gibt dem Frieder zwei Schmätze. »Du bist mir der liebste Bub auf der ganzen Welt, dass du's nur weißt.« Da ist der Frieder wieder froh. Und wie!
Schneemann
»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, schau mal, wie das schneit! Ich will einen Schneemann bauen. Jetzt gleich!«
»Ja lässt du mich gleich los, Rotzbub«, zetert die Oma und zeigt aus dem Fenster. »Ich bin zwar eine alte Frau, aber blind bin ich nicht! Von wegen Schnee! Es schneit ja kaum drei Flocken. Aus dem Schneemann wird nix.«
Die Oma sitzt im Sessel in der Küche, die Zeitung auf dem Schoß, und die Brille hängt auf ihrer Nase. Frieder steht da und ist enttäuscht. Wenn er richtig aus dem Fenster schaut, dann sieht er es ja selber. Es schneit bloß dünn und zum Schneemannbauen reicht das wirklich nicht. Mist! Wo er doch so Lust auf Schnee hat, auf Schneemannbauen, einen dicken, fetten, beinahe so groß wie ein Haus.
»Schau, Bub!«, sagt die Oma und streichelt dem Frieder übers Haar. »Jetzt geh du in den Hof und spiel da schön und ich les meine Zeitung, ja?«
Frieder seufzt tief auf. Er spielt schon gern im Hof, aber was er heute spielen möchte, das geht halt nicht und zu was anderem hat er einfach keine Lust. »Oma!«, bettelt er und zupft die Oma noch mal am Rock, »Oma, dann komm doch mit und spiel mit mir.«
»Nix da«, sagt die Oma und legt ächzend die Beine auf den Hocker. »Erst wird gelesen, dann wird gespielt. Eine alte Frau ist doch kein D-Zug. Ab mit dir in den Hof und zieh die Jacke an, die warme.«
Missmutig schaut der Frieder auf die Zeitung. Die hat so viele Blätter, da liest die Oma ja ewig. So lange kann er gar nicht warten. Da geht er lieber in den Hof. Frieder zieht die Jacke an, die warme, und schleicht missmutig die Treppe runter und schaut missmutig im Hof herum. Mülltonnen stehen da und eine kleine Schaukel hängt an der Teppichstange. Das ist seine. Aber im Winter, wenn es schneit, da schaukelt man doch nicht! Da baut man doch Schneemänner und macht Schneeballschlachten.
Immerzu schaut der Frieder hoch zum Himmel, ob es nicht endlich richtig schneien will. Und immerzu schaut er hoch zu Omas Küchenfenster, ob da nicht die Oma den Kopf rausstreckt und endlich ruft: »Bub, Frieder, ich komme! Wart auf mich!«
Es schneit nicht richtiger, es schneit sogar noch weniger, und die Oma erscheint auch nicht am Küchenfenster. Die sitzt und liest. Mist! Zornig stampft der Frieder auf. Die Oma soll kommen und mit ihm spielen! Schneien soll es, aber viel! Die Oma kommt nicht und der Schnee auch nicht. Mist, Mist, Mist!
Da hat der Frieder plötzlich eine Idee. Wenn er schon keinen Schneemann bauen kann, dann baut er eben einen ... Müllmann. Aus Müll! In den Mülltonnen ist sicher genug drin. Frieder kichert und dann hat er eine noch viel bessere
Idee. Er baut keinen Müllmann, er baut eine Müll-Oma.
Frieder flitzt zur Mülltonne, reckt sich und reißt den Deckel auf und wühlt in der Tonne herum. Es stinkt ein bisschen, sehr sogar. Aber dem Frieder macht das gar nichts aus.
Jetzt wird eine Müll-Oma gebaut und fast sofort
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