Oma und Frieder - Sammelband
es der Frieder wieder.
»Oma!«, sagt der Frieder und macht eine tiefe Verbeugung auf dem Stuhl, dass er beinahe runterkippt. »Oma, hast du mir was mitgebracht?«
»Aber sicher!«, brummt der Oma-Besuch und grinst, »weil sich das gehört!« Und die Oma zieht ein Päckchen aus der Handtasche und überreicht es dem Frieder mit einem »Wohl bekomm's und herzlichen Dank für die Gastfreundschaft!«.
»Juchu!«, schreit der Frieder und reißt das Päckchen auf, dass die Fetzen bloß so fliegen. »Juchhu, ich krieg was mitgebracht!« Und zum Vorschein kommt sein bunt kariertes Hemd, schön gebügelt und gefaltet.
»Da staunst du aber, gell?«, sagt die Oma und sammelt schnell die Papierfetzen ein und streicht sie ordentlich glatt.
»Es geht!«, sagt der Frieder und schluckt ein bisschen. Das Hemd, das kennt er doch schon, das hat er beinahe alle Tage an. Das ist doch kein richtiges Geschenk. Aber weil man zum Besuch sehr höflich sein muss, schüttelt der Frieder der Oma die Hand und macht aus Versehen einen Knicks und murmelt: »Ich dank auch schön, vielen herzlichen Dank!« Und er betrachtet enttäuscht das Hemd.
»Nicht der Rede wert!«, brummt die Oma und grinst den Frieder an. »Da wollen wir doch schauen, ob das Hemd auch passt!«
»Es passt, Oma!«, flüstert der Frieder und schluckt noch ein bisschen mehr. »Weil, das Hemd, das kenn ich schon!«
Aber da hat die Oma das Hemd, das frisch gebügelte, schon auseinander gefaltet und aus dem Hemd kullert was raus, direkt vor Frieders Füße. Ein klitzekleines Spielzeugauto, knallgelb mit schwarzen Rädern, wie in echt!
Frieder staunt und freut sich. Das ist ja ein Geschenk, ein richtiges, und ein tolles noch dazu!
»Oma!«, brüllt der Frieder los. »Oma, du bist der allertollste Besuch!« Und er lässt das Spielzeugauto über den Teppich flitzen.
»Das will ich wohl meinen«, brummt die Oma und nimmt ihre Handtasche und geht in die Küche. »Ich hab's dir ja gleich gesagt! Hauptsache, du hast mich! Und jetzt komm in die Küche, Abendessen gibt's!«
Frieder grinst und saust hinter der Oma her, das neue Spielzeugauto fest in der Hand.
Und das ganze Abendessen lang haben Oma und Frieder »Besuch« gespielt. Mal hat der Frieder die Oma besucht und ihr ein Stückchen Käse geschenkt, mal hat die Oma den Frieder besucht und ihm Saft eingeschenkt. Mit vielen Verbeugungen und mit »Jawohl!« und »Ich dank auch schön!«.
Und das gelbe Spielzeugauto stand mitten auf dem Tisch, zwischen dem Käse und der Wurst, dem Saft und den Semmeln. Und nachher war es dann in Frieders Bett - auf seinem Kopfkissen drauf.
Schule
»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, jetzt sag, wann komm ich denn endlich in die Schule?«
»Ja lässt du mich gleich los, Rotzbub«, zetert die Oma. »Morgen in der Früh, Punkt acht, wie oft soll ich das noch sagen! Und du machst mir jetzt endlich die Augen zu und schläfst mir brav, damit du mir morgen munter bist für deinen Ehrentag!«
Die Oma steht neben Frieders Bett und hängt schön ordentlich über den Stuhl: Frieders Hose, frisch gewaschen, Frieders Hemd, frisch gebügelt, saubere Untersachen und saubere Socken, und die blank geputzten Schuhe stellt sie hübsch nebeneinander unter den Stuhl.
Frieder hopst im Bett aufgeregt auf und ab. Morgen kommt er in die Schule, Punkt acht! Darauf freut er sich doch schon so lange. Weil, einen wunderschönen Schulranzen haben sie
gekauft, die Oma und der Frieder, hellblau mit einem gelben Elefanten drauf. Die Oma wollte ja lieber einen in Braun, wegen dem Schmutz. Aber dann hat sie eingesehen, dass alle Kinder heutzutage bunte Ranzen haben, weil das einfach heute so ist.
Da steht der Ranzen, auf dem Tisch, nagelneu, und wartet bloß darauf, dass Frieder ihn sich auf den Rücken schnallt und damit zur Schule marschiert. Frieder kann es kaum erwarten.
»Oma!«, bettelt er und ist schon halb draußen aus dem Bett. »Du, Oma, ich muss den Ranzen noch mal aufprobieren. Ob der auch auf meinen Rücken passt.«
»Nix da, Lauser!«, sagt die Oma streng und steckt den Frieder zurück unter die Decke. »Der passt! Und die Zuckertüte erst recht! Und jetzt wird geschlafen, Herzensbub, und keinen Mucks will ich mehr hören.«
Sie gibt dem Frieder noch einen Schmatz auf die Backe und sagt feierlich: »Und ich gratulier
dir auch schön zum Schulanfang und träume süß und gute Nacht.« Und damit marschiert sie raus und macht die Tür fest zu.
Frieder liegt im dämmerdunklen Zimmer
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