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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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dem Pagen ein paar Cent in die Hand und schloss die Tür. Nachdem er seine nicht besonders umfangreiche Garderobe in den Schrank gehängt und seine Schreib- und Studienutensilien in eine kleine Ledertasche verfrachtet hatte, machte er Probeliegen auf dem Bett. Die Matratze war etwas durchgelegen, aber er würde hier ruhig schlafen können. Philemon sah auf die silberne Taschenuhr seines Vaters und sprang federnd aus dem Bett. Es war Mittag, höchste Zeit, etwas zu essen. Am Waschtisch machte er sich ein wenig frisch und kämmte sein Haar ordentlich. Dann setzte er den Hut auf und begab sich nach unten in die Lobby, wo er den Concierge nach einem guten, aber günstigen Restaurant fragte.
    „Nun, da empfehle ich Ihnen das Benson‘s neben dem Elk Hotel. Es befindet sich auf der Pikes Peak Avenue. Gehen Sie einfach zu der großen Baustelle und dann nach links. Die Pike Peaks Avenue ist unsere schönste Straße hier im Ort.“
    Na, das will ja was heißen, dachte Philemon, der im fabelhaften New York aufgewachsen war, dessen stählerner Herzschlag in einem unermüdlichen Rhythmus schlug, Tag und Nacht. Das beschauliche Colorado Springs war für ihn gleichbedeutend mit tiefster Provinz … auch wenn der Kurort sich überraschend zivilisiert präsentierte.
    Mit einem Liedchen auf den Lippen schlenderte er los. Die Sonne wärmte seine Glieder und die frische Bergluft war eine Wohltat für seine Lungen. Langsam vergaß er die Strapazen der Zugfahrt und ein Lächeln huschte über sein Gesicht – immerhin das hatte Colorado Springs schon geschafft: Er fühlte sich besser. Das Klima in dem Kurort am Fuße der Rockies schien wirklich außergewöhnlich förderlich für das körperliche Wohlbefinden zu sein.
    Auf der Pikes Peak Avenue hatte Philemon keine Mühe, das Benson‘s zu finden, und kehrte ein. Der Speiseraum, in dem etwa ein Dutzend Tische standen, wurde vom hereinflutenden Sonnenlicht erhellt. Das Restaurant war gut gefüllt, aber Philemon entdeckte noch einen Platz am hinteren Ende des Tresens. Er studierte die Karte, die mit fettigen Fingerabdrücken übersät war, und bestellte beim Wirt ein Lammstew und dazu ein Bier.
    „Hier gibt’s keinen Alkohol, Sir! Ist verboten, Mr. Palmer will eine saubere und sichere Stadt!“, sagte der Wirt. Mit seinem dichten, schwarzen Vollbart und dem weißen Hemd mit hohem Kragen sah er aus, als käme er direkt von der Kanzel.
    „Wer ist Mr. Palmer?“, fragte Philemon.
    „Der Gründer dieser Stadt und Präsident der Denver and Rio Grande Railroad Company.“
    „Aha“, entgegnete Philemon einsilbig. Die Aussicht, mehrere Monate oder noch länger hier an diesem freudlosen Ort ohne Alkohol ausharren zu müssen, war nicht sonderlich erheiternd. Nicht, dass er in den New Yorker Tavernen viel trank, aber was war das Leben ohne ein erfrischendes Bier? „Und was können Sie mir stattdessen empfehlen?“
    „Rootbeer, Soda, Coca-Cola, Kaffee oder Tee?“
    „Ich nehme Coca-Cola, danke.“ Wenn es schon kein Bier gab, dann wollte er sich wenigstens auf andere Weise erfrischen. Coca-Cola war ihm zwar zu süß, aber dieses neumodische Getränk löschte wenigstens den Durst. Während er auf sein Essen wartete, ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Das Etablissement war schmuddelig, hatte eine vergilbte Holztäfelung und Stockflecken an der Decke. Die ausnahmslos männlichen Mittagsgäste aßen hastig oder unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Bläuliche Rauchschwaden stiegen von den Tischen empor, an denen man sich eine Zigarre zur Verdauung angezündet hatte. Wenigstens Rauchen war hier erlaubt.
    Sein Lammeintopf wurde gebracht, und Philemon begann zu essen. Schmeckte nicht schlecht. Auch die Coca-Cola war einigermaßen kühl und prickelte angenehm auf der Zunge. Er stieß einen zufriedenen Seufzer aus, was den blonden Kerl, der neben ihm am Tresen saß, dazu veranlasste, sich zu ihm umzudrehen.
    „Ich habe vorhin mitbekommen, dass Sie nicht von hier sind, Sir“, sagte er.
    „Ich bin aus New York City“, erwiderte Philemon.
    „Sind Sie ein Kurgast?“
    „Nein, ich werde hier arbeiten.“
    „Ah. Ein neuer und rechtschaffender Bürger dieser aufstrebenden Stadt!“ Der Kerl beugte sich vor, so dass Philemon seinen muffigen Körpergeruch wahrnehmen konnte, und flüsterte verschwörerisch: „Wenn Sie mal ordentlich einen wegzischen wollen, dann müssen Sie nach Colorado City oder Manitou Springs fahren, dort gibt es alles, was das Männerherz begehrt.“ „He,

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