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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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schweifen.
    Schnell schob sich Clandestin tiefer in den Schutz der Wrackteile, die hier im bewachten Teil des Hafengeländes lagerten.
    Der Agent stand eine Weile mit den Händen in den Hosentaschen da. Dann hörte Clandestin, wie er ein zufriedenes Grunzen von sich gab und in Richtung Ausgang ging. Wenig später fiel die schwere Metalltür ins Schloss. Erleichtert stieß Clandestin Luft aus. Er war allein und hatte die Information, die er brauchte. Der deutsche Geheimdienst jagte demselben Schatz hinterher wie er. Und wenn dieser Mr. O der war, für den Clandestin ihn hielt, dann konnte er sich von jetzt an bequem zurücklehnen und ihn die Drecksarbeit für sich erledigen lassen. Mr. O würde den Schatz besorgen und ihm direkt vor die Nase stellen. Und dann würde er zugreifen!
    Mit diebischer Vorfreude rieb Clandestin sich die Hände. Dank dieser neuen Figur auf dem Schachbrett würde es ihm gelingen, seinen Auftrag sauber und vermutlich mit viel weniger Aufwand auszuführen als gedacht. Er sah sich noch einmal prüfend um und lief dann geduckt von einem Wrackteil zum nächsten. Die Flugzeugtrümmer waren fein säuberlich sortiert worden. Links lagen die verbogenen Überreste der Air-France-Maschine und rechts die olivfarbenen Teile des anderen Flugzeuges, die das Bergungsteam an derselben Absturzstelle aus dem Meer gefischt hatten. Es war ebenso sehr ein Zufall, dass dieses Flugzeug wieder aufgetaucht war, wie es kein Zufall war, dass es den größten Schatz an Bord gehabt hatte, dessen die Menschheit je habhaft gewesen war.
    Clandestin hockte sich hinter ein geborstenes Kabinenteil der Air France und schaute hinüber zu dem mehrere Meter hohen, olivfarbenen Heck. Es schien noch intakt zu sein, abgesehen davon, dass es durch den Aufprall auf das Wasser komplett vom Rumpf der Maschine abgetrennt worden war. Die Kräfte mussten gewaltig gewesen sein, denn das Leichtmetall an der Bruchkante war aufgerissen wie Papier. Clandestins Blick glitt über das zerschrammte Symbol auf der Außenhaut, und ein Schauer bemächtigte sich seines halbnackten Körpers, denn er trug lediglich Badeshorts. Dort auf dem Leitwerk prangte ein verwittertes deutsches Balkenkreuz und gleich dahinter noch ein weiteres, ihm wohlbekanntes Abzeichen. Ein schwarzes Hakenkreuz. Clandestin fühlte Bedauern für einen der Männer, die damals mit an Bord der Maschine gewesen waren. Er war mit den anderen in den Tod gestürzt. Ein schreckliches Schicksal, das er nicht verdient hatte.
    Clandestin riss sich von dem Anblick los und kroch bäuchlings unter das Kabinenteil der Air France. Hier war eine unauffällige Luke im rauen Betonboden eingelassen – sein geheimer Ein- und Ausgang zu dieser Halle. Er öffnete die Luke, deren Scharniere er zuvor geölt hatte, schlüpfte durch den schmalen Spalt, durch den nur Kinder und sehr dünne Menschen passten, und ließ sich in den Schacht hinab. Danach schloss er die Luke, schaltete seine kleine wasserdichte Taschenlampe ein und tappte durch den niedrigen Kanal, in dem es nach Fisch und Seetang stank. Doch das störte Clandestin wenig, für ihn war das der Geruch der großen weiten Welt. Dort, wo er herkam, gab es nämlich kaum Gerüche.
    Nach einigen hundert Metern erreichte er das kreisrunde, hell erleuchtete Ende der Röhre. Vorsichtig steckte er seinen Kopf ins Freie und blinzelte ins Sonnenlicht. Der Kanal endete außerhalb des großen Hafenbeckens, über dem kreischend die Möwen kreisten. Man musste nur in das ölige Wasser steigen und konnte wenige Meter weiter an einer rostigen Sprossenleiter hinauf auf die Mole klettern.
    Kurz darauf suchte Clandestin zwischen alten Netzen und Ölfässern nach seiner Kleidung, die er vorher dort abgelegt hatte, und zog sie an. Im Geiste machte er sich schon Notizen für sein weiteres Vorgehen. Doch bevor das Spektakel stattfinden würde, wollte er sich erst einmal einen erfrischenden Caipirinha in einer Boteco an der Strandpromenade gönnen. Anschließend würde er Nachforschungen über diesen Mr. O anstellen. Wäre doch gelacht, wenn er nichts über ihn in Erfahrung bringen könnte.
    Im Schutze der windschiefen Wellblechhütten verließ Clandestin das Hafengelände, auf dem sich die Halle mit den Trümmerteilen der Air-France-Maschine befand, und tauchte wenig später ganz entspannt in den belebten Straßen der brasilianischen Touristenmetropole unter.

3. Kapitel

    17. Mai 2011 Los Angeles 7.30 Uhr

    Der Sekundenzeiger seiner Armbanduhr sprang auf die Zwölf, als

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