Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
Die BEA teilte heute mit, dass die Daten der Black Box erfolgreich ausgelesen werden konnten und sich Experten der Untersuchungsbehörde für Flugunfälle mit der Auswertung befassen. Noch immer ist die Ursache des Absturzes vom Airbus 330 vor der brasilianischen Küste unklar, bei dem 228 Passagiere ums Leben kamen …“
Ondragon starrte auf das Bild im Fernseher. Etwas daran passte nicht zum Gesamteindruck, das sagte ihm sein unfehlbares Gespür für solche Dinge. Es war einer seiner Ticks, ständig nach Fehlern im Muster zu suchen.
Er setzte sich auf das Bett und fixierte den Bildschirm. Darauf wurde das geborstene Rumpfteil eines Flugzeuges mit den Buchstaben ANCE gezeigt, es hing an einem Schiffskran. Dahinter ragten einige verrostete olivgrüne Trümmerteile auf, die sich ebenfalls auf dem Deck des Bergungsschiffes befanden. Aber war da nicht ein Kleckser Schwarz auf der olivgrünen Fläche? Ondragon runzelte die Stirn. Und warum rostiges Olivgrün, wenn die Wrackteile der Air-France-Maschine weiß lackiert waren?
Da hatte er den Fehler im Muster! Die olivgrünen Teile passten nicht zu den Airbus-Trümmern. Aber was hatten sie auf dem Schiff verloren?
Als Ondragon sich näher zum Fernseher beugte, verschwand das Bild und die hübsche Nachrichtensprecherin erschien wieder.
„Und nun zum Wetter“, sagte sie mit einem professionellen Lächeln.
„So ein Mist.“ Ondragon schaltete das Gerät ab. Er holte sein iPhone aus der Hosentasche und wollte die Nummer seiner Assistentin wählen, doch das Telefon kam ihm zuvor und begann zu klingeln. Es war eine unterdrückte Nummer, was ihn nicht sonderlich wunderte, denn er hatte oft mit Leuten zu tun, die ihren Kontakt geheimhielten. Er selbst tat das schließlich auch.
Mit einem forschen „Ja?“ nahm er den Anruf entgegen.
„Guten Tag, spreche ich mit Mr. Ondragon?“ Die Stimme am anderen Ende klang dünn und irgendwie weit entfernt. Und sie sprach Deutsch mit einem schwachen süddeutschen Akzent. Ondragon presste das Telefon fester ans Ohr. „Ja, und wer sind Sie?“, fragte er auf Deutsch zurück.
„Oh, Verzeihung. Ich heiße Alexander Kubicki und ich arbeite für den Bundesnachrichtendienst. Ich rufe Sie an, weil es in gewissen Kreisen heißt, dass Sie ganz spezielle Aufträge entgegennehmen.“
„Das stimmt, aber woher haben Sie meine Nummer?“
„Nun, es ist so, dass wir eine Akte über Sie führen, und darin stehen Ihre Kontaktdaten.“
„Eine Akte? Über mich?“, fragte Ondragon verstimmt. Hektisch sprang seine Zentrifuge an. Warum hatte der BND eine verdammte Akte über ihn?!
„Genau, über Sie! Sie sind doch Paul Eckbert Ondragon, oder nicht? Sohn von Siegfried Ondragon, Botschafter a. D.?“
„Was wollen Sie?“
Schweigen folgte, und Ondragon hätte beinahe aufgelegt, da sprach der Mann weiter.
„Wir wollen Sie engagieren.“
„Der deutsche Geheimdienst?“ Ondragon stieß ein belustigtes Lachen aus. „Um was geht es denn?“
„Das können wir Ihnen nur verraten, wenn Sie sich zur absoluten Verschwiegenheit verpflichten.“
„Verschwiegenheit gehört zu meinem Berufsethos, das müsste eigentlich auch in Ihrer Akte stehen!“
Der Mann am anderen Ende schien unbeeindruckt von seinem Sarkasmus‘. „Ich schicke Ihnen gleich eine Internetadresse zu“, sagte er im sachlichen Tonfall. „Dort registrieren Sie sich mit dem Decknamen ‚Schäferhund17‘ und loggen sich unter einem selbstgewählten Passwort ein. Sie werden umgehend freigeschaltet. Sie können unbesorgt sein, die Seite ist absolut sicher.“
Nicht vor Rudee, dachte Ondragon spöttisch und lauschte weiter den Anweisungen des BND-Mannes.
„Auf der Seite finden Sie ein Bulletin Board mit der Beschreibung Ihres Auftrages. Lesen Sie es sich gut durch und schicken Sie in den nächsten vierundzwanzig Stunden eine SMS mit J oder N an die Nummer, die auf der Seite unter dem Menüpunkt ‚Kontakt‘ zu finden ist. Haben Sie das so weit verstanden?“
„Aber selbstverständlich!“, antwortete Ondragon in gespreiztem Hochdeutsch. „Und was passiert, wenn ich mit N antworte?“ Er wusste schon jetzt, dass er das vermutlich nicht tun würde. Allein schon wegen der verdammten Akte!
„Überlegen Sie es sich gut. Denn das Honorar könnte äußerst interessant für Sie sein.“
„Ach, ja?“
„Ja, in der Tat“, wiederholte der Agent hochnäsig. „Noch Fragen?“
„Warum wollen Sie ausgerechnet mich für diesen Auftrag? Haben Sie keine eigenen Leute
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