One Night Wonder
Marie ist alles perfekt.
Ihre Schamlippen sind klein und niedlich und doppelt gepierct. Faszinierend. Ich lecke an dem Stahl entlang, der sich so martialisch durch das weiche Fleisch gebohrt hat. Dann mache ich es so wie sie, indem ich meine Zunge ganz weich lasse und damit immer wieder um die Klitoris herum fahre. Es scheint ihr zu gefallen, denn sie biegt sich mir noch mehr entgegen.
»Weiter, Baby«, flüstert Marie, und ich nehme den Rhythmus wieder auf. Die Abstände ihrer kleinen Seufzer werden immer kürzer, und ich frage mich, ob sie bald kommen wird. Ich lasse kurz von ihr ab, nehme zwei Finger in den Mund und befeuchte sie. Dann lecke ich sie weiter, während meine Finger sich langsam vortasten. Sie drängt sich mir entgegen und dirigiert mich in sich rein. Es ist warm und feucht, und ihre Muskeln kontrahieren.
Dann seufzt Marie wie ein kleines Tier und bricht mir fast die Finger, als sie kurz, aber heftig kommt. So fühlt es sich zumindest an. Ich warte noch einen Moment, bevor ich Hand und Zunge von ihr löse.
Sie zieht mich hoch, küsst mich und haucht ein »Danke« in mein Ohr. Ich nehme ihre Hand, weil mir danach ist, und wir verlassen das Zimmer. Zufrieden wie zwei satte Katzen kuscheln wir uns wieder unter unsere Decke auf der Couch. Niemand scheint etwas bemerkt zu haben. Oder es ist ihnen sowieso egal. Es hat mir sehr gefallen mit Marie … Ob sie bemerkt hat, dass es meine erste Erfahrung mit einer Frau war?
Ich döse an Maries Schulter, und nach einer weiteren Stunde löst sich die Gesellschaft langsam auf.
Müde schlurfe ich in geliehenen Pantoffeln zu meinem Auto und hole bequemere Stiefel heraus. Von den hohen Schuhen habe ich für heute genug, und Auto fahren kann man damit auch nicht. Als ich wiederkomme, steht Marie schon im Mantel im Flur und hat allen noch ansprechbaren Gästen Tschüss gesagt. Sie umarmt mich so freundschaftlich wie immer und haucht ein »Bis bald, Süße« an meine Wange. Dann ist sie weg. Ich verabschiede mich ebenfalls und schleiche wieder zurück zum Auto. Draußen ist es bereits taghell, und ich sehe aus wie eine Leiche. Mit dicker Sonnenbrille fahre ich nach Hause und falle stehenden Fußes ins Bett.
*
Am Montag muss ich Jule haarklein von Janines Party erzählen. Wegen dem frühreifen Sechzehnjährigen lacht sie mich aus, aber als sie das mit David hört, guckt sie wieder ernst.
»Warum willst du ihn eigentlich nicht?«, fragt sie.
Ich zucke mit den Schultern, weil ich selbst keine Antwort weiß.
»Was soll das heißen«, fragt sie ungeduldig.
»Er will eine Beziehung, ich nicht.«
»Bist du dir sicher?«
»Ja.«
»Und was wäre noch mal so schlimm daran?«
»Jule, lass das Thema, es nervt!«
Sie schüttelt verständnislos den Kopf und dreht sich von mir weg. Danach ist sie die ganze Zeit schweigsam, und ich bin sauer deswegen.
*
Meine Laune hebt sich erst, als ich am Donnerstag nach der Uni den Typen vom Zug wiedersehe, auf den ich schon länger neugierig bin. Endlich ist meine Chance gekommen, denn er sitzt in einem Vierer-Abteil, flankiert von zwei älteren Damen in bunten Ausflugsklamotten. Der Platz ihm gegenüber ist noch frei. Zumindest der Sitz. Platz davor gibt es wegen seiner zwei Meter langen Beine eher nicht. Ist mir allerdings auch egal.
»Darf ich?«, frage ich und gucke die Dame freundlich an. Hoffentlich rutscht sie jetzt nicht durch.
»Natürlich.« Sie nickt, bleibt aber sitzen.
Ich klettere über zwei Paar kräftige Schenkel jeweils von rechts und links. Er hat gar keine Zeit zu reagieren, und einziehen kann er sein Fahrgestell auch nicht. Ich pflanze mich quasi zwischen seine Beine. Das erste Mal, dass ich eine Gefühlsregung in seinem Gesicht erkennen kann. Was genau es ist, kann ich nicht sagen. Ich schaue ihn an und lächle. Und das Wunder passiert: Er lächelt zurück. Es ist ein feines Lächeln, das so gar nicht zu seinem bisherigen seltsamen Gehabe passt. Wir fahren so ein Weilchen durch die Landschaft, er beobachtet mich hin und wieder durch die Reflexion in der Scheibe.
Sein Lächeln und seine Blicke machen mich euphorisch. Heute will ich es wissen! Als er mich direkt ansieht, schaue ich auf mein rechtes Knie, dann wieder in seine Augen, dann lehne ich mein Knie an seines, für Außenstehende muss es wie zufällig wirken. Die Ladys neben uns checken sowieso nichts, sie schnattern über ihre Enkel und die Vorteile von Vierer-Tickets. Der Adamsapfel meines Gegenübers hüpft. Er trägt einen gepflegten Dreitagebart.
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