Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
im Vorbeigehen im Badezimmer ihren Morgenmantel vom Haken und tapste müde die Treppe hinunter.
Hinter den Türen von Dan und Jeannie rührte sich noch nichts. Sammy beneidete die beiden kurz, aber sie war nun einmal mit Frühstücksdienst an der Reihe und genau genommen fiel es ihr ja auch wesentlich leichter als den beiden Langschläfern.
Sie rieb sich die Augen, als sie auf die Küchentür zuging. Roch es da etwa schon nach Kaffee? Sonntagmorgens? Unmöglich!
Sie öffnete die Tür und stand einem ihr unbekannten jungen Mann gegenüber, der gerade den Frühstückstisch deckte, für vier Personen! Und tatsächlich, es lief gerade frischer Kaffee durch die Maschine.
Der junge Mann drehte sich um, als er das Geräusch der Tür hörte und starrte sie sprachlos an. Sammy wurde leicht verlegen, als ihr bewusst wurde, dass sie weder gewaschen, noch gekämmt, geschweige denn angezogen war. Sie versuchte ihre verstrubbelte Mähne unauffällig etwas zu glätten, da begann der Unbekannte endlich zu sprechen:
„Hi, du bist bestimmt Sammy! Ich bin Larry Cassone.“
Sammy zögerte kurz und suchte nach den passenden Worten.
„Guten Morgen, Larry. Du bist wahrscheinlich ein Freund von Dan, oder? Sorry, dass ich noch so aussehe, aber ich wusste nicht, dass wir einen Gast haben.“
Larry runzelte die Stirn, als würde ihn etwas irritieren.
Er war ungefähr in Dans Alter, etwa 25 Jahre, auch sehr groß – knapp einen Meter neunzig, aber nicht so breit gebaut wie der athletische Dan.
Das Gesicht war schmal und gebräunt, die Augen hatten den Ton eines warmen Goldbraun.
Dunkelbraune, gelockte Haare fielen beinahe bis auf seine Schultern; etwas länger als üblich, aber durchaus gepflegt.
Er machte auf Sammy irgendwie den Eindruck eines Kunststudenten.
Larry versuchte sich auf die unerwarteten Worte des Mädchens zu konzentrieren, wurde aber immer noch von ihren dunklen Augen abgelenkt.
Sie hatte glatte lange blonde Haare, scheinbar sogar echt blond, was ein irritierender Kontrast zu den tiefdunklen Augen war.
Seufzend fragte er:
„Ich nehme mal stark an, dass Dan mich nicht angekündigt hat, oder?“
„Nein, aber das macht ja nichts“, versuchte Sammy ihn zu beruhigen.
Die Situation war ihm anscheinend äußerst unangenehm. „Gäste, die freiwillig am Sonntag das Frühstück machen, sind bei uns immer willkommen“, neckte sie ihn.
Ein kleines Lächeln flog über das schmale Gesicht, dann verschloss sich seine Miene wieder. Sammy sprach schnell weiter, um die peinliche Pause zu überbrücken:
„Also Larry, wenn es dir nichts ausmacht, dass ich dich hier noch mal kurz allein stehen lasse, dann würde ich mich gerne schnell anziehen!“
Sie würde einfach Dan aus dem Bett werfen, damit dieser sich um seinen Gast kümmern konnte!
In diesem Moment erschollen die Stimmen von Jeannie und Dan im ersten Stock und kurz darauf polterten beide zur Tür herein.
Jeannie Albright war dunkelhaarig, hatte leuchtend blaue Augen in einem fast puppenhaften Gesicht und war einen guten halben Kopf kleiner als Sammy.
Sie zeigte die gleiche überraschte Reaktion auf Larrys Anwesenheit wie kurz zuvor ihre Freundin.
Dies und Larrys finstere Miene fielen Dan sogleich auf.
Ein entschuldigendes Lächeln machte sich auf dem ebenmäßigen, fast schönen Gesicht des jungen Mannes breit. Die schrägen hellgrünen Augen unter den schwarzen, glatten Haaren blitzten vergnügt.
„Morgen, Larry. Du warst ja schon fleißig, wie ich sehe! Sorry, aber so früh komme ich nicht aus dem Bett. Sammy hast du ja schon kennen gelernt und das hier ist Jeannie.“
Larry nickte Jeannie kurz zu und beide murmelten ein höfliches „Guten Morgen“.
Dann hing ein längeres unangenehmes Schweigen in der Luft, die beiden Mädchen tauschten fragende Blicke und Jeannie verkniff sich mühsam ein Lachen.
Larry brach das Schweigen und fragte unübersehbar zornig seinen Freund, der a ls Einziger immer noch grinste:
„Du hast es ihnen gar nicht gesagt, Dan, oder? Und erst recht nicht gefragt, ob sie einverstanden sind, nicht wahr? Großartig, Kumpel, vielen Dank!“
Daniel Cameron lachte nur und schlug Larry auf die Schulter.
„Larry, bleib cool! Meine Mädels sind keine Xanthippen, sonst hätte ich es dir gar nicht angeboten.“
Sammy lehnte sich angespannt gegen die Küchentür und sagte trotz ihrer inneren Unruhe ganz sanft:
„Was ist denn los, Dan, was hättest du uns sagen sollen?“
Dan holte die Kaffeekanne und schenkte die Tassen
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