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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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hübsche junge Quadrone, die wir schon öfter trafen, mit zerzausten Haaren und verweinten Augen.
    »Oh, Miß Feely«, sagte sie, auf die Knie fallend, und haschte nach dem Saum ihres Gewandes, »bitte, bitte, gehen Sie für mich zur gnädigen Frau! Flehen Sie für mich! Sie will mich zum Auspeitschen schicken – hier, sehen Sie!« Und sie reichte Miß Ophelia einen Zettel.
    Es war eine Anweisung in Maries zierlicher, geschwungener Handschrift an den Meister der Prügelanstalt, der Überbringerin fünfzehn Hiebe zu verabfolgen.
    »Was hast du denn getan?« fragte Miß Ophelia.
    »Oh, Sie wissen doch, Miß Feely, wie leicht ich aufbrause, das ist sehr schlecht von mir. Ich habe der gnädigen Frau bei der Anprobe geholfen, sie gab mir eine Ohrfeige, und ehe ich es bedachte, widersprach ich ihr und war frech. Da sagte sie, sie würde mich schon kleinkriegen, damit ich meinen Kopf nicht mehr so hoch trüge; dann schrieb sie den Zettel und sagte, ich solle ihn hinbringen. Lieber laß ich mich sogleich töten.«
    Miß Ophelia sah wieder auf den Zettel in ihrer Hand. »Ach, wissen Sie, Miß Feely«, sagte Rosa, »es sind nicht die Schläge, wenn ich sie von Ihnen oder der gnädigen Frau bekäme; aber von einem Mann – solch einem schrecklichen Mann! Bedenken Sie doch die Schande, Miß Feely!«
    Miß Ophelia wußte gut, daß es allgemein üblich war, auch Frauen und junge Mädchen zur Prügelanstalt in die Hände gemeinster Männer – gemein genug, hiermit ihr Brot zu verdienen – zu schicken, um dort brutal zur Schau gestellt und gemaßregelt zu werden. Sie hatte es gewußt, aber sie hatte es sich niemals vorgestellt, bis sie jetzt Rosas schlanke Gestalt, von Schluchzen und Angst geschüttelt, sah. Das ehrliche Blut ihrer Weiblichkeit, das starke, freiheitsliebende Blut Neu-Englands stieg ihr siedend ins Gesicht und klopfte stürmisch in ihrem empörten Herzen; aber in gewohnter Klugheit beherrschte sie sich, zerknüllte den Zettel in der Hand und sagte nur zu Rosa:
    »Setz dich her, Kind, solange ich zu deiner Herrin gehe.«
    »Wie schändlich, wie haarsträubend!« sprach sie zu sich selbst, als sie das Wohnzimmer durchschritt.
    Sie traf Marie in ihrem Lehnstuhl, Mammy neben sich, die ihr die Haare bürstete; Jane kauerte am Boden und rieb ihr eifrig die Füße.
    »Wie befinden Sie sich heute?« fragte Miß Ophelia.
    Ein tiefer Seufzer, ein Augenschließen war im Moment die einzige Antwort, und dann entgegnete Marie: »Oh, ich weiß nicht, Kusine; wahrscheinlich geht es mir so gut, wie es nur möglich ist.« Und Marie wischte sich die Augen mit einem zarten Tüchlein, das einen breiten Trauerrand trug.
    »Ich bin gekommen«, sagte Miß Ophelia und hüstelte ein wenig, womit man häufig ein schwieriges Thema einleitet – »Ich kam, um mit Ihnen über die arme Rosa zu sprechen.«
    Jetzt waren Maries Augen weit geöffnet und eine Röte stieg in ihre bleichen Wangen, als sie in scharfem Ton erwiderte:
    »Nun! Und was will sie?«
    »Sie bereut ihr Benehmen.«
    »So? Allerdings! Sie wird es noch mehr bereuen. Ich habe ihre Unverschämtheit lang genug ertragen; jetzt werde ich sie kleinkriegen – in den Staub werde ich sie zwingen.«
    »Aber könnte man sie nicht auf andere Weise bestrafen, in einer weniger beschämenden Art?«
    »Aber das will ich gerade; das ist ja meine Absicht. Sie hat sich ihr Leben lang etwas eingebildet auf ihre zarte Haut und ihr hübsches Gesicht und ihre feinen Manieren, bis sie vergaß, wer sie eigentlich ist. Nun, denke ich, wird sie die richtige Lehre empfangen. Da weiß sie es wieder. Sie sollen alle wissen, daß ich sie sofort zum Prügelmeister schicke, wenn sie nur mucksen!« rief Marie und blickte sich entschlossen um.
    Jane ließ den Kopf hängen und zuckte zusammen, sie fühlte, die Rede ging zum Teil an ihre Adresse. Miß Ophelia saß einen Augenblick ganz still, als ob sie einen Explosionsstoff geschluckt hätte und nun jeden Moment platzen würde. Dann, sich erinnernd, daß jeder Streit mit einem solchen Menschen Zeitvergeuden sei, preßte sie ihre Lippen zusammen und verließ schweigend das Zimmer.
    Es war bitter, zurückzugehen und Rosa sagen zu müssen, daß sie nichts hatte ausrichten können; kurz darauf kam ein Diener und meldete, er sei beauftragt, Rosa in die Prügelanstalt zu bringen, und trotz ihres Flehens und aller Tränen mußte sie mitgehen.
    Wenige Tage später stand Tom gedankenversunken auf dem Balkon, als Adolf zu ihm trat, der seit dem Tode seines Herrn völlig

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