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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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ist von einem kräftigen Braun. Auch sie ist mit großer Sorgfalt gekleidet, und ihre zarten, weißen Hände bekunden, daß sie mit harter Arbeit nicht vertraut ist. Diese beiden sollen gleichfalls morgen mit den St.-Clare-Leuten verkauft werden. Der Herr, dem sie gehören und dem der Erlös aus ihrem Verkauf zufließt, ist Mitglied einer christlichen Kirche in New York, der das Geld einstreichen und danach das Sakrament seines Heilands, der auch der ihre ist, empfangen wird, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen.
    Diese beiden, die wir Susan und Emmeline nennen wollen, hatten zu der persönlichen Aufwartung einer liebenswürdigen und frommen Dame in New Orleans gehört, die sie fromm und gewissenhaft hatte erziehen und ausbilden lassen. Sie hatten lesen und schreiben gelernt und waren sorgfältig in der Wahrheit unserer Religion unterwiesen worden; ihr Los war den Umständen angemessen so glücklich wie nur möglich gewesen. Aber der einzige Sohn ihrer Beschützerin, der die Verwaltung des Gutes leitete, hatte es durch Vergeudung und Leichtsinn derartig belastet, daß er schließlich bankrott machte. Einer der ersten Gläubiger war die angesehene Firma von B. & Co. in New York. B. & Co. schrieben an ihren Anwalt in New Orleans, der die bewegliche Habe (zu deren wertvollstem Teil diese beiden und zahlreiche Plantagenneger gehörten) mit Beschlag belegte und dementsprechend nach New York berichtete. Bruder B. hatte, wie wir sahen, als Christenmensch und Bürger eines freien Staates gewisse Bedenken bei diesem Geschäft. Es behagte ihm nicht, mit Sklaven und Menschenseelen handeln zu müssen – ja, es war ihm ungemütlich; aber schließlich standen dabei dreißigtausend Dollar auf dem Spiel, und soviel Geld opfert man nicht gern einem Prinzip. Daher schrieb Bruder B. nach vielen Bedenken und Ratschlägen guter Freunde, die er deshalb eingeholt hatte, seinem Anwalt, er möge das Geschäft auf die bestmögliche Art abwickeln und ihm den Erlös überweisen.
    Kaum war der Brief in New Orleans eingetroffen, wurden Susan und Emmeline ergriffen und zu dem Depot geschickt, um dort die morgige Auktion abzuwarten. Während sie undeutlich im Mondlicht, das durch die vergitterten Fenster dringt, vor uns sitzen, vermögen wir mühelos ihrer Unterhaltung zu folgen. Beide weinen, aber jede leise für sich, damit die andere es nicht merke.
    »Mutter, leg doch deinen Kopf in meinen Schoß und versuche ein wenig zu schlafen«, sagte das Mädchen und versuchte, gefaßt zu erscheinen.
    »Ich bring es nicht übers Herz, jetzt zu schlafen, Em! Ich kann nicht. Es kann doch die letzte Nacht sein, die wir zusammen sind!«
    »Oh, Mutter, sprich nicht so! Vielleicht werden wir zusammen verkauft – wer kann das wissen?«
    »Wenn es sich um andere handelt, würde ich auch so denken, Em«, seufzte die Frau, »aber ich bin so in Angst, dich zu verlieren, daß ich nichts als die drohende Gefahr vor Augen habe.«
    »Aber wieso, Mutter? Der Mann sagte, wir seien beide ansehnlich und würden uns leicht verkaufen lassen.«
    Susan erinnerte sich der Blicke und Worte des Mannes. Sie fühlte, wie sich ihr Herz tödlich zusammenkrampfte, wenn sie daran dachte, wie er Emmelines Hände betrachtete, ihr lockiges Haar hochgehoben und sie als erstklassigen Artikel gerühmt hatte. Susan war als Christin erzogen und an die tägliche Lektüre der Bibel gewöhnt worden, sie empfand dasselbe Entsetzen wie jede andere Christin bei der Vorstellung, ihr Kind einem Leben der Schande ausgesetzt zu wissen – aber sie hatte keine Hoffnung – keinen Schutz.
    »Mutter, wir werden es großartig treffen, wenn du in einer Familie eine Stellung als Köchin bekämst und ich vielleicht als Stubenmädchen oder Näherin. Das wird uns schon gelingen. Wir wollen nur recht frisch und lebhaft dreinblicken und alles aufzählen, was wir können, dann gelingt es vielleicht«, versuchte Emmeline zu trösten.
    »Ich möchte, daß du dir morgen das Haar ganz glatt zurückbürstest«, sagte Susan.
    »Aber wozu, Mutter? Ich sehe dann nicht halb so gut aus.«
    »Ja, aber du wirst dich leichter verkaufen.«
    »Das seh ich nicht ein«, meinte das Mädchen.
    »Angesehene Familien sind mehr geneigt, dich zu kaufen, wenn sie sehen, daß du schlicht und anständig bist, als wenn du hübsch aussiehst. Ich kenne mich da besser aus als du«, sagte Susan.
    »Ja, Mutter, dann will ich es tun.«
    »Und, Emmeline, wenn wir uns von morgen an niemals wiedersehen – wenn ich irgendwo auf eine Plantage

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