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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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verkauft werde und du ganz woanders hin –, vergiß nie, wie du erzogen wurdest und was deine Herrin dich lehrte. Nimm die Bibel mit und dein Gesangbuch; wenn du dem Heiland treu bleibst, wird er dir auch treu bleiben.«
    So spricht die arme Seele in bitterer Bedrängnis; denn sie weiß, daß morgen jeder Bösewicht, wenn er genügend Geld besitzt, ihre Tochter mit Leib und Seele erwerben kann; wie soll dann das Kind die Treue halten? Daran denkt sie, während sie das Mädchen umschlungen hält, und wünscht zu Gott, es wäre nicht halb so hübsch und anziehend. Es scheint ihr die Sache nur zu verschlimmern, wenn sie daran denkt, wie rein und fromm, wie weit über dem gewöhnlichen Durchschnitt sie erzogen wurde. Sie hat keine Zuflucht als das Gebet.
    Unbeweglich blicken die sanften, ernsten und stillen Strahlen des Mondes herein und zeichnen die Gitterstäbe auf den schlafenden Körpern ab. Mutter und Tochter singen zusammen eine melancholische Weise, wie sie als Begräbnishymnen unter den Sklaven üblich war:
    »Oh, wo ist die weinende Marie?
Oh, wo ist die weinende Marie?
Angelangt im Reiche Gottes.
Sie ist tot und fuhr gen Himmel;
Sie ist tot und fuhr gen Himmel;
Angelangt im Reiche Gottes.«
    Der Morgen graute, und alles ist auf den Beinen; der ehrenwerte Mr. Skeggs hat alle Hände voll zu tun, um seine Ware für die Auktion zu richten. Bei der Morgenwäsche wird scharf aufgepaßt, jeder wird ermahnt, putzmunter aufzutreten und sich blitzblank zu machen. Zur letzten Inspektion müssen alle sich im Kreis aufstellen, bevor man sie zur Börse treibt.
    Mr. Skeggs geht von einem zum anderen, den Panamahut im Genick, die Zigarre im Mund, und legt überall letzte Hand an seine Ware.
    »Was soll das?« fragt er und tritt vor Susan und Emmeline. »Wo sind deine Locken, Mädel?«
    Das Mädchen blickt schüchtern auf die Mutter, die mit der gewandten Glätte ihrer Rasse antwortet:
    »Ich hab ihr gestern abend befohlen, sich das Haar glatt und ordentlich zu kämmen und nicht in Locken hängen zu lassen – so sieht sie gesitteter aus!«
    »Quatsch«, sagt der Mann verächtlich und wendet sich befehlend an das Mädchen. »Geh sofort und roll dir deine Locken, recht flott!« Und er fährt mit einer Rassel durch die Luft, »bißchen dalli, verstanden! Du kannst mitgehen und ihr helfen«, sagt er zu der Mutter. »Die Locken können beim Verkauf einen Unterschied von hundert Dollar ausmachen.«
    Unter einer prächtigen Kuppel bewegten sich Menschen aller Nationen und schritten über den Marmorfliesen hin und her. Auf jeder Seite in der Runde befanden sich für die Ausrufer und Versteigerer kleine Tribünen und Rednerpulte, von denen jetzt zwei, die sich gegenüberlagen, von zwei hervorragenden Rednern besetzt waren, die in einem Gemisch von Englisch und Französisch sich in lebhafter Aufforderung an die Kenner wandten, ihre Waren zu besichtigen. Eine dritte Tribüne, noch leerstehend, wurde von Menschen umlagert, die auf den Verkaufsanfang warteten. Unter ihnen erkennen wir unschwer die Leute St. Clares, Tom, Adolf und die andern, auch Susan und Emmeline standen hier und warteten mit ängstlichen Gesichtern, bis sie an die Reihe kamen. Verschiedene Zuschauer, die je nachdem zu kaufen oder nicht zu kaufen beabsichtigten, scharten sich um diese Gruppe, befühlten sie, musterten sie und redeten über ihre Vorzüge und Gesichter mit derselben Unbekümmertheit, mit der eine Anzahl Jockeis den Wert eines Rennpferdes abschätzt.
    »Hallo, Alf! Was führt dich hierher?« fragte ein junger Geck und schlug einem geschniegelten jungen Mann vertraulich auf die Schulter, der sich Adolf durch ein Monokel betrachtete.
    »Ach, ich brauche einen Kammerdiener und hörte, daß heute das Volk von St. Clare losgeschlagen wird. Ich wollte mir gerade mal diesen Burschen unter die Lupe…«
    »Der Himmel bewahre mich vor St. Clares Dienern! Verzogene Nigger, jeder einzelne von ihnen. Unverschämt wie die Teufel!« sagte der andere.
    »Keine Bange«, erwiderte der erste. »Wenn ich sie nehme, treibe ich ihnen schon die Mucken aus; sie werden schon merken, daß sie bei mir an den rechten gekommen sind. Auf mein Wort, ich werde mir den Burschen kaufen; mir gefällt das Gesicht.«
    »Na, der wird dir schön zu schaffen machen. Der ist bestimmt verteufelt anspruchsvoll.«
    »Ja, aber das wird sich der Herr bei mir nicht leisten können. Der wird ein paarmal in die Prügelbude geschickt und gründlich durchgewalkt. Da wird er schon Vernunft annehmen. Den

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