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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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Wirtshaus, um dort Erkundigungen einzuziehen.
    Die Wirtin stand am Feuer und schmorte und briet das Abendessen in vielerlei Töpfen. Mit der Gabel in der Hand blickte sie auf, als Elizas sanfte und fragende Stimme an ihr Ohr schlug.
    »Was gibt's?« fragte sie.
    »Ist hier keine Fähre oder ein Boot, das einen übersetzt nach T.?«
    »Gott bewahre, jetzt fährt kein Boot.«
    Elizas enttäuschtes und erschrockenes Gesicht machte die Frau stutzig, und sie forschte teilnahmsvoll: »Wollen Sie durchaus hinüber? Ist jemand krank? Sie scheinen ganz mitgenommen.«
    »Ich habe ein Kind drüben, das gefährlich erkrankt ist, ich bekam die Nachricht erst gestern abend und bin weit zu Fuß gelaufen, um die Fähre zu erreichen.«
    »Das trifft sich wahrhaftig schlecht«, sagte die Frau, deren mütterlicher Instinkt sofort erwachte, »da tun Sie mir aufrichtig leid. Salomon!« rief sie zum Fenster hinaus zu einem Hintergebäude hinüber, unter dessen Tür jetzt ein Mann in einer Lederschürze mit rußigen Händen erschien.
    »Höre, Sal, weißt du, ob der Mann heute noch die Fässer hinüberbringt?«
    »Er sagte, er wolle es versuchen, wenn er es verantworten könnte.«
    »Da will nämlich ein Mann von weiter unten mit Stückgut heute abend versuchen überzusetzen. Er kommt hier vorher zum Abendbrot vorbei. Sie setzen sich am besten hin und warten auf ihn. Was für ein goldiges Kind«, setzte die Frau hinzu und bot ihm einen Kuchen an.
    Aber das Kind war völlig erschöpft und begann vor Müdigkeit zu weinen.
    »Armer kleiner Kerl. Er kann noch nicht so weit laufen, ich habe ihn überanstrengt«, sagte Eliza.
    »Kommen Sie, legen Sie ihn hier nieder«, sagte die Frau, die Tür zu einem kleinen Schlafzimmer öffnend, worin ein bequemes Bett stand. Eliza legte das müde Kind hin und hielt seine Händchen, bis es fest eingeschlummert war. Sie selber fand keine Ruhe. Wie Feuer brannte der Gedanke an die Verfolger in ihr, und mit verlangenden Augen blickte sie auf die trüben, treibenden Fluten, die zwischen ihr und der Freiheit dahinströmten.
    Hier müssen wir sie vorläufig verlassen, um uns nach ihren Verfolgern umzusehen.
    Obgleich Mrs. Shelby versprochen hatte, das Essen sogleich auftragen zu lassen, stellte sich doch bald heraus, wie das häufig geschieht, daß zu jedem Handel zwei gehören. So wurde zwar der Auftrag in Haleys Gegenwart gegeben und von mindestens einem Halbdutzend jugendlicher Boten Tante Chloe übermittelt, aber alles, was diese würdige Person zur Antwort gab, war ein undeutliches Knurren und energisches Kopfschütteln. Im übrigen hantierte sie weiter, so umständlich und langsam wie nie zuvor.
    Aus einem unerklärlichen Grunde schien sich das gesamte Personal darin einig zu sein, daß Mrs. Shelby diesmal über eine Verspätung nicht ungehalten sein würde. Und so geschahen auf wunderbare Weise manche unvorhergesehene Ereignisse, um den gewöhnlichen Lauf der Dinge zu hemmen und zu stören. Ein Pechvogel kippte die Soße um, so daß eine neue Soße mit aller Sorgfalt und Umständlichkeit angerührt werden mußte. Tante Chloe überwachte die Herstellung auf das genaueste, jeden Hinweis auf die Dringlichkeit der Stunde mit der schnöden Erklärung abtuend, sie beabsichtige nicht, nur um einem gewissen Herrn beim Einfangen ehrlicher Christenmenschen behilflich zu sein, eine schlechte Soße auf den Tisch zu bringen. Ein anderer stürzte mit dem Wasser hin und mußte frisches vom Brunnen holen. Ein dritter warf gar die Butter dem Rad der Zeit in die Speichen. Dazu drang dann von Zeit zu Zeit die prustende Kunde in die Küche, daß Mr. Haley furchtbar unruhig sei, daß er nicht mehr stillsitzen könne, sondern immer vom Fenster zur Tür laufe.
    »Das geschieht ihm recht«, sagte Tante Chloe voller Entrüstung. »Die Unruhe wird eines Tages noch ganz anders über ihn kommen, wenn er sich nicht bessert. Dann wird sein Herrgott nach ihm schicken, und er wird noch ein ganz anderes Gesicht machen.«
    »Er kommt ins Fegefeuer, das steht fest«, meinte der kleine Jack.
    »Er hat es weiß Gott verdient«, sagte Tante Chloe ingrimmig. »Er hat viele – viele Herzen gebrochen. Das sage ich euch«, rief sie, die Gabel in der Luft schwenkend: »Es ist, wie der junge Herr aus der Offenbarung vorlas – die Seelen schreien vor dem Altar, sie schreien zum Herrn um Rache. Und einst wird der Herr sie erhören – das ist gewiß.«
    Tante Chloe war in der Küche hoch angesehen. Ihre Zuhörer sperrten Mund und Nase auf. Da das

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