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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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ein lästiges Geschäft, diese Gesetzgeberei!«
    Und der Senator lächelte, als ob ihm der Gedanke, sich für sein Land zu opfern, gar nicht so unlieb wäre.
    »Nun«, sagte seine Frau, als es um ihren Teetisch ein wenig ruhiger wurde, »was hat es gegeben in eurem Senat?« Das war für die sanfte kleine Mrs. Bird eine höchst ungewöhnliche Frage. Mit den Staatsgeschäften hielt sie sich niemals lange auf, wohl wissend, daß es in ihrem Haushalt genug Betätigung gab.
    Mr. Bird zog daher erstaunt die Augenbrauen hoch und sagte:
    »Nichts von Bedeutung.«
    »Na schön. Aber stimmt es, daß ihr ein Gesetz erlassen habt, wonach es verboten ist, den armen Negern, die vorbeikommen, Speise und Trank zu reichen? Ich hörte, wie die Leute davon sprachen, aber ich konnte mir nicht denken, daß in einem christlichen Land ein solches Gesetz ergeht.«
    »Aber Mary, du mischst dich ja auf einmal in die hohe Politik!«
    »Ach, nicht die Spur. Nicht einen roten Heller gebe ich für eure ganze Politik. Aber dies finde ich bodenlos grausam und unchristlich. Ich hoffe, Lieber, daß ihr das Gesetz abgelehnt habt.«
    »Es wurde ein Gesetz angenommen, mein Schatz, das den Leuten verbietet, entsprungenen Sklaven von Kentucky zu helfen. Drüben sind sie alle aus dem Häuschen, so daß es nötig erschien und nur christlich und menschenfreundlich war, daß der Staat eingriff, um die Erregung zu besänftigen.«
    »Aber was ist das für ein Gesetz? Es will uns doch nicht hindern, diesen armen Verfolgten ein Obdach für die Nacht, ein warmes Essen und warme Kleider anzubieten, damit sie getröstet weiterziehen?«
    »Doch, mein Schatz, das wäre ja Hilfe und Unterstützung, weißt du.«
    Mrs. Bird war eine schüchterne kleine Frau, die leicht errötete, ungefähr 1,60 m groß, mit sanften, blauen Augen, einem pfirsichzarten Teint und einer lieblichen Stimme. Was ihren persönlichen Mut anging, so konnte sie ein mäßig großer Truthahn in seinem ersten Wutkoller in die Flucht schlagen und ein stämmiger Hofhund brauchte bloß seine Zähne zu fletschen, und sie kehrte um. Ihre ganze Welt drehte sich um Mann und Kinder, und unter ihnen herrschte sie mehr durch Überredung und Ansporn als durch Befehle und Drohungen. Nur eines konnte sie in Harnisch bringen und ihr sanftes und mitleidiges Gemüt verletzen, nämlich Grausamkeit in jeglicher Gestalt. Da ergriff sie eine Leidenschaft, die zu ihrer Sanftmut in keinem Verhältnis stand. Sie war gewiß die zärtlichste und nachsichtigste aller Mütter, aber ihre Knaben vergaßen nie die heillosen Prügel, die sie ihnen austeilte, als sie sie einmal antraf, wie sie mit bösen Nachbarkindern ein Kätzchen zu Tode steinigten.
    »Ich kann euch sagen«, versicherte Jung Bill, wenn die Rede darauf kam, »damals bekam ich einen tödlichen Schrecken. Wie eine Wilde ging Mutter auf uns los, wir bekamen unsere Prügel und wurden ohne Abendbrot zu Bett geschickt, daß uns Hören und Sehen verging. Und hinterher hörte ich, wie Mutter an der Tür weinte, das war das Allerschlimmste. Aber ich kann euch sagen, keiner von uns Knaben hat es jemals wieder getan.«
    Jetzt erhob sich Mrs. Bird unverzüglich und ging entschlossen mit flammenden Wangen, die ihr allerliebst standen, auf ihren Ehegemahl zu und sprach mit Nachdruck:
    »Sage mir, John, findest du ein solches Gesetz richtig und christlich?«
    »Erschieß mich nicht, Mary, wenn ich sage: ja!«
    »Das hätte ich nie von dir gedacht, John. Du hast doch nicht dafür gestimmt?«
    »Sogar das, mein hübsches Frauchen.«
    »Du solltest dich schämen, John! Diese armen Heimatlosen und Vertriebenen! Es ist ein schändliches, gottloses Gesetz, und ich werde es bei der ersten Gelegenheit brechen, hoffentlich bietet sich bald eine! Es ist weit mit uns gekommen, wenn eine Frau darbenden Flüchtlingen nicht mehr eine warme Mahlzeit oder ein Bett abtreten kann, nur weil es Sklaven sind, die ihr Leben lang mißbraucht und unterdrückt wurden.«
    »Aber Mary, nun hör doch einmal zu. Dein Gefühl in Ehren, ich liebe dich deshalb, aber, Liebste, man muß doch die Dinge auch mit dem Verstand betrachten. Es geht hier nicht um unsere Privatgefühle, es handelt sich um Allgemeininteressen, es herrscht bereits eine allgemeine Aufregung, da müssen unsere Privatgefühle zurückstehen.«
    »Ach, John, ich verstehe nichts von Politik, aber meine Bibel kann ich lesen, und da heißt es, daß ich die Hungrigen speisen, die Nackten kleiden und die Traurigen trösten soll. Und dieser Bibel

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