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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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Methode zu zerfetzen. Aber es kam zu einer noch größeren Qual.
    Die Ungeduld kann selbst im phlegmatischsten Wesen, das man sich nur denken mag, unversehens aufschäumen. Er wurde von dieser fundamentalen Schwäche bezwungen und litt bereits darunter. Er ertrug den Regelverstoß nicht, einen Gedanken vorgebracht zu haben, welchen er, da er tiefgreifend sinniert worden war, mit den Lippen hätte guillotinieren müssen, sobald er aus dem Mund hervorquoll. Und es brach von neuem aus ihm heraus, diesmal nur in ihm und für ihn selbst:
    »Ich verfüge über keinen Abend!
    ICH VERFÜGE ÜBER KEINEN ABEND!
    ICH VERFÜGE ÜBER KEINEN ABEND!«
    In der Tat, er krankte bereits an einer unbändigen und unüberhörbaren inneren Bedrängnis. Der Satz, wie ein Diktat dem Unterbewußten entsprungen, wurde nun wuchernd in den verschiedensten Sektoren des Geistes wiedergeboren. Er prallte an den Wänden der Seele ab, zerstückelt in Aufblitze und Schreie. Schlang sich auf den Boulevards der Selbstzerfleischung in klingenden Textzeilen aus Neonlicht wiederholt ineinander. Und kochte, brillant und durchdringend, in einem wahrhaftigen Pandämonium:
    »DNEBA NENIEK REBÜ EGÜFREV HCI!
    ICH – BER – VER – KEI – FÜ – NEN – GE – A – Ü – BEND!
    DNEB – Ü – A – EG – NEN – ÜF – IEK – REV – REB – HCI!«
    Einen Moment lang glaubte er, daß in seinem Kopf Chaos herrschte. Die Wörter purzelten launenhaft wie eine troupe von Akrobaten bei der Probe durcheinander. Niemals in seinem Leben hatte er an einem so ungeheuerlichen Gefühl gelitten. Reinlichen Frieden gewohnt – fast die Gemütsruhe eines beliebigen armen Schluckers –, konnte er sich weder einen derartigen Einbruch noch ein derartiges Spektakel erklären.
    Mit gesundem Urteilsvermögen ausgestattet, wollte sein Geist sich in einem kurzen, von den Diskantstimmen der Jockeys eröffneten Interregnum der Klarheit dieser Kümmernisse entledigen. Doch er schaffte es nicht. Alles in ihm hatte sich zum Aufstand erhoben. Alles kreiste in einem Strudel aus Vorahnungen. Ein düsterer Wind umflatterte sein Herz.
    Dann – es blieb kein anderer Ausweg! – nahm er die klassische Haltung seiner Vorfahren in kritischen Momenten ein. Die Haltung, in der Soren Oloop, der Stammvater der Oloops, auf dem Gemälde von Van Ostade zu sehen ist. Die Haltung, die stärkt und verteidigt, die die Zugänge vor Eindringlingen verschließt und die Oberhoheit der Stille bekräftigt. Er richtete sich ein wenig auf der Liege auf. Stützte seinen linken Ellbogen auf die Armlehne. Legte die Mulde der Hand um den Auswuchs des Kinns. Streckte den Zeigefinger der Nase entlang hoch, um dem finsteren Blick der Augen das I-Tüpfelchen aufzusetzen. Schloß mit dreifachem Fingersiegel die Schießscharte des Mundes. Und verhakte den Daumen unter der Kinnlade, wie einen Sperriegel für sein Vorhaben.
    So verweilte er eine Viertelstunde lang.
    Wer es fertiggebracht hat, Leidenschaften, Triebe und Begierden zu zähmen, weiß, daß sich alles einer entschlossenen Stimme unterordnet; denn ist einmal die heiße Phase der Rebellion vorüber, gehorcht sie dem Befehl, der die Disziplin erneuert. Für Op Oloop war dies ein vertrautes Phänomen. In vielen Situationen hatte die Strenge der Methode spontane Aufstände seiner Entelechien, Ideen und Willensäußerungen herbeigeführt; doch die Vorzüge der vormaligen Bequemlichkeit und des vormaligen Friedens, seien sie auch Regeln von exzessiver Unversöhnlichkeit unterworfen, führte sie gefügig und abgeschreckt in ihre inneren Quartiere zurück.
    Seine Augen blinzelten wie nach einem Donnerschlag. Dieses Mal sah man in Op Oloops Pupillen den Widerschein von auf grobe Weise unterdrückten Schreien. Die Rebellion saß tiefer. Es war die Rebellion seiner Instinkte, die als leaders, meneurs und condottieri die waghalsigsten Repräsentanten des Bewußtseins, des Intellekts und des Willens aufmarschieren ließen.
    Der Fußpfleger hatte seine Arbeit vollendet. Er hatte die Fersen in seine Handflächen gelegt, und sein Blick zeigte bei der Betrachtung der Füße Ergötzen wie vor einem Kunstwerk. Gelangt man in einem Beruf dieser Art zur Ekstase, bedeutet diese Ekstase Mystizismus, Geistesverwirrung. Doch das wußte er nicht und verweilte weiterhin versonnen, die Füße auf seinen Handflächen wie zwei Statuetten aus rissigem Porzellan.
    Der Schrei, den Op Oloop ausstieß, während er die Haltung seiner Vorfahren löste, war ungenau. Die Wahrnehmung dieser

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