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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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haben
ein Problem«, flüsterte sie in ihr Headset.
    Â»Was?«, kam die knappe Antwort.
    Â»Hier ist doch jemand, direkt hinter mir«, keuchte sie.
    Eine ihr wohlbekannte, ruhige Stimme mischte sich ein und gab ihr
präzise Anweisungen, was sie zu tun hatte: »Ausschalten, aber leise.«
    Witzbold, dachte Solveigh bei sich. Eine Waffe, mit der ich hier
einen ordentlichen Lärm veranstalten könnte, habe ich doch eh nicht. Sie
drückte sich so weit sie konnte in die Ecke und knipste die Taschenlampe aus,
es wurde stockfinster. Über ihrem Kopf öffnete sich die graue Luke mit einem
Knarren. Das plötzliche grelle Neonlicht blendete sie, nur langsam gewöhnten
sich ihre Augen wieder an normale Beleuchtung. Viel schlimmer als das Licht war
die Duftwolke, die sich ihrer Nase förmlich aufzwängte. Eine ekelerregende
Mischung aus wiedererwärmtem Schweiß und ungewaschenen Haaren. Sie würgte. Ihr
zehnter Hirnnerv, den sie durch ihre Geruchsempfindlichkeit mit Vornamen
kannte, schickte heftige Impulse an ihre Speiseröhre. Verrat dich nicht
Solveigh, nicht jetzt. Sie rang mit ihrem Nervus vagus, kämpfte ihn nieder, bis
er schließlich aufgab. Der ekelhafte Geruch blieb, nahm sogar an Intensität zu,
aber zumindest würde der Störenfried keinen kotzenden Eindringling vorfinden.
    Von oben tastete sich ein Schuh an der Wand des Schachts entlang,
suchte die oberste Sprosse der kurzen Leiter. Sie musste sich blitzschnell
entscheiden. War der Mann alleine? Wahrscheinlich, denn sie hörte im Hintergrund
leise Musik, ein Radio. Er hatte es mitgebracht, um etwas Unterhaltung bei der
Arbeit zu haben. Solveigh entschloss sich, das Risiko einzugehen, packte den
Fuß und zog ihn mit aller Kraft nach unten. Ihr Gegner hatte noch keinen Halt
gefunden und fiel wie ein Stein. Der riecht nicht nur grauenhaft, der ist auch
noch verdammt schwer, dachte Solveigh, deren zierlicher Brustkorb unter dem
enormen Gewicht des Technikers zusammengedrückt wurde. Sie musste handeln,
bevor der Mann einen klaren Gedanken fassen konnte. Da er über ihr lag, blieb
ihr keine große Wahl. Sie legte den Unterarm um seine Kehle und drückte seine
Luftröhre zusammen, während sie ihm ins Ohr flüsterte: »Wenn du mitspielst,
passiert dir nichts. Keinen Ton, okay?«
    Sie atmete so flach wie möglich, um den Geruch der fettigen Haare
von sich fernzuhalten. Als Solveigh keine Antwort bekam, zog sie noch fester an
ihrem Unterarm, bis sie schließlich den Ansatz eines Nickens spürte. Daraufhin
löste sie ihre Umklammerung langsam, um notfalls sofort wieder zudrücken zu können,
wenn der Mann Anstalten machte, um Hilfe zu rufen. Als nichts dergleichen
geschah, schob sie seinen schweren Leib beiseite und ging vor ihm in die Knie.
Er war dick und hatte ein feistes Gesicht, seine Augen starrten Solveigh
angsterfüllt an. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie er ungelenk in seiner
Hosentasche kramte. »Denk nicht mal dran«, bemerkte sie trocken, hob blitzschnell
den Schraubenschlüssel und schickte ihn mit einem gezielten Schlag auf die
Stirn ins Reich der Träume. Sie zog seine Hand, mit der er nach etwas getastet
hatte, aus der Tasche und entdeckte ein Handy. Wusste ich es doch, dachte sie,
und überprüfte die gewählten Rufnummern. Der letzte Eintrag war mehr als eine
Stunde her, er hatte es also nicht geschafft, einen Notruf abzusetzen. Gut. Er
würde zwar höllische Kopfschmerzen davontragen, aber überleben, deshalb hatte
sie nicht auf die Schläfe gezielt, das konnte eher ins Auge gehen. Und reguläre
Kopfschmerzen waren ein Leiden, das Solveigh nicht einmal ein müdes Lächeln
abrang.
    Mit einem Blick aus der Luke überzeugte sie sich, dass der Mann
alleine gekommen war. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Solveigh atmete
auf und stemmte sich rittlings aus dem Loch, um die Werkzeuge des Mannes
einzusammeln, bevor sie sich erneut ins Dunkel des Schachts zurückzog und die
Öffnung schloss. Nachdem sie den Techniker mit seinen eigenen Schnürsenkeln
gefesselt und mit einem Schaumstoffteil ihrer Verkleidung geknebelt hatte,
setzte sie ihre Mission fort. Als ihr Hirn spürte, wie ihre Anspannung
nachließ, startete es einen erneuten Versuch. Begleitet von heftigem Würgereiz
kroch sie weiter. Wieder einmal verfluchte sie ihre Krankheit.
    Sie erreichte ihr Ziel 34 Minuten vor Ablauf der Zeit.
Eine gute halbe Stunde, das war

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