Operation Cyborg
weißt doch: das junge Gemüse ist nicht mehr so belastbar wie wir das noch waren.«
Er hatte endlich die ID-Karte gefunden und ging hinüber zu der schweren Sicherheitstür, die sich neben dem Pförtnerbereich befand. Das dicke Milchglas verhinderte, daß man in den Innenbereich des Amtes blicken konnte. Krieger schob die ID-Karte in das Lesegerät an der Wand rechts neben der Tür. Es gab einen leisen Pfeifton, dann wurde die Karte wieder ausgeworfen. Eine grüne Lampe leuchtete über dem Lesegerät auf, gefolgt von dem dumpfen Summen des Türöffners. Krieger zog die schwere Tür auf.
»Ach, bevor ich es vergesse«, rief Alfred ihm noch nach. »Schwandtner war gestern Abend da. Aber er hat dich wohl verfehlt. Nicht wahr, Kunze? Wir sollen dir jedenfalls Grüße ausrichten. Er wolle sich heute noch bei dir melden.«
»Schwandtner?«, Krieger hielt inne. »Wann soll der hier gewesen sein?«
»Gegen 20:00 Uhr, richtig?«, fragte Alfred in Richtung des jungen Mannes, der eifrig nickte. »Ich hatte schon Feierabend, aber Herr Kunze hatte Nachtschicht.«
»Ja, Herr Schwandtner war hier«, sprach nun Florian Kunze, »aber nur für eine halbe Stunde, dann ging er wieder. Ein Auto wartete draußen auf ihn, wie ich gesehen habe.«
»Hmm«, brummte Krieger nachdenklich und überlegte.
»Stimmt was nicht? Schwandtner arbeitet doch zu genauso unorthodoxen Zeiten wie du«, sagte Alfred.
»Nein, nein. Alles okay«, bestätigte Krieger schnell und versuchte sich an einem Lächeln. »A propos Arbeit. Ich muß dann mal, äh ... die letzten Formalitäten erledigen.«
Krieger machte noch eine kurze Handbewegung zum Gruß in Richtung der beiden Pförtner, dann betrat er den Innenbereich des IT-Amts. Auf dem Weg in sein Büro rätselte er darüber, ob Schwandtner gestern Abend tatsächlich noch hier gewesen war. Aber warum sollte der junge Pförtner lügen. Es gab nur zwei Möglichkeiten: der Cyborg war hier gewesen und hatte sich als Schwandtner ausgewiesen und den neuen Pförtner getäuscht, oder aber Stefan war noch am Leben. Tom und vor allem Jazz waren sich sicher gewesen, daß der 'Drei-Achter' Schwandtner getötet, sich dessen Identität, respektive Stimme bemächtigt hatte, um dann Krieger in die Falle an der Florinskirche zu locken. Und schließlich war vorhin auch der Killer am Apparat gewesen, als er bei Schwandtner zu hause angerufen hatte. Trotzdem – nun schöpfte Krieger neue Hoffnung. Vielleicht war Stefan doch noch am Leben!
Er erreichte sein Büro, aber noch bevor er es betreten konnte, vernahm er Kantners Stimme hinter sich.
»Du hast gar keinen Karton dabei, alter Freund«, meinte Kantner und Krieger drehte sich zu ihm um.
»Oh, das Tafelsilber habe ich gestern schon hier 'rausgeschafft«, entgegnete Krieger mit einem Grinsen. »Sind die Entrümpler schon da?«
»Ja, der Abrißtrupp hat schon begonnen und die Sprengladungen sind bereits gelegt. Wir warten nur noch auf Dich, dann jagen wir den Laden hoch«, antwortete Kantner und grinste auch, während er zu Krieger hinüberlief, der im Türrahmen seines Büros stehengeblieben war.
»Schön, daß du wenigstens deinen Humor nicht verloren hast«, sagte Kantner, als er Krieger erreicht hatte.
»Das ist der Sarkasmus eines alten, verwundeten Soldaten«, knurrte Krieger verächtlich und fletschte die Zähnen.
»Es tut mir echt Leid, wie das alles gelaufen ist«, sagte Kantner nun ernsthaft und sein Worte klangen ehrlich.
»Das sagtest du bereits vor ein paar Tagen«, grollte Krieger. Sie betraten sein Büro. Krieger ließ sich auf seinen Bürostuhl fallen und Kantner setzte sich auf einen der Stühle vor Kriegers Schreibtisch.
»Du siehst müde aus«, merkte Kantner an und Krieger zuckte mit den Schultern. »Steht deine Entscheidung wirklich fest?«
»Oh ja, alter Freund«, betonte Krieger überzeugt. »Du glaubst gar nicht, wie sicher ich mir jetzt bin, daß ich alles richtig entschieden habe.«
»Aber was wirst du denn nun tun? Für die Rente bist du noch ein wenig zu jung«, merkte Kantner an.
»Ersteinmal ausspannen«, entgegnete Krieger und lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah nachdenklich ins Leere. »Vielleicht gehe ich für einige Zeit ins Ausland. Ich habe ein wenig Geld zur Seite gelegt und ich denke, ich werde die nächsten Jahre über die Runden kommen«, ergänzte er nach einem kurzen Moment.
Und ab 2011 wird mein Geld vielleicht sowieso nichts mehr wert sein, dachte er im Stillen.
»Tja dann. Ich hoffe du schreibst mal 'ne
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