Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
Zeit, zu verschwinden.« Die Soldaten setzten sich in Bewegung und liefen zu den Scheinwerfern.
»Ihr sechs kommt mit mir«, sagte Deep Blue und ging voraus, vorbei an den verwüsteten Hütten von Anh Dung zu der Stelle, wo fünf Transporthubschrauber UH-100 S Stealth Blackhawk mit gerade anlaufenden Rotoren warteten.
Dreißig Sekunden später flog das wiedervereinte und komplette Schachteam dicht über dem Dschungel dahin, in südlicher Richtung über Kambodscha aufs Südchinesische Meer hinaus, wo sie auf den Trägerverband der USS Kitty Hawk treffen sollten, der dort »Routinemanöver« durchführte.
Eine Stunde später erreichten die fünf Stealth Blackhawks das offene Meer. An Bord des zentralen Hubschraubers der V-Formation befand sich das Schachteam. Sie waren alle in dicke Wolldecken gewickelt und fingen zum ersten Mal seit Tagen an, sich zu entspannen. Wären sie nicht so erpicht darauf gewesen, ihre Story zu erzählen, hätte das gleichmäßige, dröhnende Tschopp-tschopp der Rotoren sie in den Schlaf gelullt. Doch die Geschichte wollte unbedingt heraus. Sie berichteten von ihren Erlebnissen mitden Neo-Khmer, der VPLA, Weston, den Neandertalern und ihrer halbblütigen Brut. Deep Blue hörte schweigend zu, und jedes Zeichen, ob er ihrem Bericht glaubte oder nicht, blieb hinter seiner Maske verborgen.
Als sie mit der Konfrontation auf dem Feld bei Anh Dung endeten, nickte Deep Blue. »Ich bin froh, dass wir noch rechtzeitig gekommen sind.«
»Wenn Sie mir die Frage gestatten«, meinte Queen. »Was zum Teufel hat Sie so lange aufgehalten?«
»Ich war indisponiert.«
Die sechs Leute um ihn herum, die ganz tief in der Scheiße gesteckt und sich aus eigener Kraft wieder befreit hatten, musterten ihn mit zweifelnden Blicken. Da musste er sich schon etwas Besseres einfallen lassen.
Deep Blue saß einen Moment lang still da, und seine Gedanken blieben unter der Maske unergründlich. Er warf einen Blick ins Cockpit und vergewisserte sich, dass die Piloten nicht hersahen. »Ich war infiziert … bin infiziert mit Brugada. Und ich bin der Grund, warum Sie mit dieser Mission beauftragt wurden.«
Er griff nach hinten und zog sich die Maske vom Kopf. Ein gut aussehendes Gesicht, das sie alle auf der Stelle erkannten, lächelte sie an.
President Duncan.
»Heilige …«, sagte Rook.
»Ich glaub’s nicht«, flüsterte Knight.
Sara war noch verblüffter als die anderen. »Mr President«, murmelte sie und bot ihm die Hand. Von den sechsen war sie die Einzige, die schon mit ihm gesprochen hatte, bei einer Videokonferenz mit dem unter Quarantäne stehenden Weißen Haus.
Er schüttelte ihr die Hand. »Schön, Sie endlich persönlich kennenzulernen.« Er wandte sich King zu. »Ich wolltees Ihnen schon letzte Woche sagen. Beim Barbecue.« Er zuckte die Achseln. »Es kam anders.«
»Können wir das Barbecue nachholen?«, fragte Queen.
Duncan lächelte. »Soweit es mich betrifft, können Sie alles haben, was Sie wollen.«
King legte den Kopf zurück und schloss die Augen. »Ein Barbecue ist okay.«
Sara betrachtete das Schachteam. Fast hatte sie schon das Gefühl gehabt, über das Potenzial zu verfügen, wie sie zu sein. Sie hatte sich durch den Dschungel gekämpft, war gefangen genommen, geschlagen und beschossen worden. Sie hatte einen Mann gebissen, um an das Heilmittel für Brugada zu kommen. Sie hatte mit dem uralten Feind der Menschheit gefochten, der durch genetische Assimilation oder Hyperevolution wieder zum Wilden geworden war. Was auch immer, es kümmerte sie nicht. Sie wollte kein Barbecue, sie wollte eine Million Dollar, eine Jacht und eine Vollzeitmasseurin. Aber alles, was sich diese fünf wünschten, waren ein kaltes Bier und ein paar Rippchen. Ihr Einsatz für ihr Land, für die ganze Menschheit ging über Saras Vorstellungsvermögen. Sie hatten die Welt gerettet und verlangten keine Gegenleistung. Bei allen Fehlern, die sie bei ihrer ersten Begegnung in ihnen gesehen hatte, erkannte sie sie jetzt als das, was sie wirklich und wahrhaftig waren: Helden.
EPILOG
Siletz Reservation – Oregon
King schüttelte den Kopf, als er sich der kleinen Ortschaft näherte. Nach dem sechsstündigen Flug nach Portland und weiteren zweieinhalb Stunden Fahrt in einem engen, gemieteten Chevy Aveo fing er wirklich langsam an, sich nach dem Barbecue in Camp David zu sehnen, das für die folgende Woche angesetzt war. Anschließend an Vietnam hatte das Team sechs Wochen Urlaub bekommen, um sich von den erlittenen
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