Operation Glueckskeks
ist lang, und trotzdem steht am Ende ein Satz in Beton gemeißelt: Die Mama ist immer noch die Mama, und einen Witz über sie zu machen fühlt sich an wie Rülpsen in der Kirche. Wenn sie sagt, dass man zu blass, zu mager oder mit einer doofen Freundin zusammen sei, schlägt das ein wie eine Atomrakete in einen Bunker, den man lange für uneinnehmbar hielt. In meiner Wohnung bekommt sie das Bett und ich das Sofa, und für den Satz »Alles so geschmackvoll hier« würde ich am liebsten vor Dankbarkeit bellen. Nein, der Toilettensitz braucht keinen Schonbezug aus Frottee, nein, ich finde nicht, dass meine Freundin auf dem Foto wie Tante Irmchen in Jung aussieht, und nein, Graupensuppe mache ich mir selten, und ja, lass uns was essen gehen.
»Nein, Mama, die Klobrille braucht keinen Bezug aus Frottee. Und meine Freundin sieht auch nicht aus wie Tante Irmchen.«
Eine Stunde später sitzen wir in einem angesagten Restaurant, ich mache auf dicke Hose, tue, als wäre Weinkartenstudieren mein zweites Standbein, und versuche zu ignorieren, dass der Kellner Mama nicht mag. Richtig: Er mag Mama nicht. Sie ist ihm nicht funky genug für seinen futuristischen, weißmöblierten Raumschiffhangar, den er Restaurant nennt. Auf seine Frage, ob es als Dessert noch etwas apple crumble sein dürfe, fragt Mama: »Was ist denn das?« Ich: »So was mit Apfel und Streuseln.« Sie: »Apfelkuchen?« Ich: »Glaub schon.« Als der Kellner die Augen verdreht, fasst sie ihm an seinen Schlips und zieht ihn zu sich herunter: »Ober, ich war 35 Jahre Hausfrau und habe allein drei Jungens großgezogen, ich werde schon wissen, was ich bestelle.« Wenn er jetzt was sagt, arrangiert sie ihm eine neue Frisur, geht es mir durch den Kopf. Oder macht ihm mit einem spuckefeuchten Taschentuch die Mundwinkel sauber. Zahlen, Taxi, Wohnung, Bett.
Am nächsten Morgen stehen wir wieder am Gleis, es schneit, und ich bin so erledigt wie ein Lehrer, der von einer Klassenfahrt zurückkommt. 24 Stunden Mama sind immer gefühlte 48. Man ist heilfroh, dass sie wieder fährt, und möchte sich für das Gefühl gleich in die Visage hauen. Man liebt eine alte Frau, die nach »Tosca« riecht und die einem schon wieder an den Haaren rummacht.
Man wird das nie verstehen, es ist stärker als man selbst. Der ICE ruckt los. Man will mit, und es ist besser, dass man hier ist. Ich drehe den iPod auf. Zurückbleiben. Bitte.
IQ Sexy: Eine kluge Freundin haben
M änner sind ängstliche Wesen. Wir fürchten uns vor Haarausfall und davor, verhauen zu werden. Vor grauen Umschlägen von Ämtern, in denen steht, dass unsere Rente aus einer Dose Hundefutter und sieben Euro Taschengeld besteht. Wir fürchten alte Zahnärzte und jüngere Männer mit flacheren Bäuchen. Wir haben Bammel vor klebrigen Pärchenabenden, an denen wir plötzlich den gleichen Schmier reden wie unsere Eltern.
Irrational? Ja, auch davon haben wir einiges zu bieten: Unter Männern gilt es als ausgemacht, dass Monster die Füße abbeißen, wenn man so unvorsichtig ist, sie unter der Decke herausgucken zu lassen. Krieg, Krebs, die falschen Geräusche beim Sex und im Club schon den Refrain eines Songs brüllen, während eigentlich noch eine Strophe dran wäre. Das Männerleben ist eine Seenlandschaft aus Fettnäpfchen, die tiefer sind als der Nordatlantik. Natürlich würden wir nix davon zugeben, aber seien Sie sicher: Die Liste ist länger als diese Seite, und die richtig schlimmen Klopper habe ich aus Gründen der Restwürde ausgespart.
Wovor Männer besonders viel Angst haben, ergab jetzt eine Studie der Universität Magdeburg. Die Forscher wollten
wissen, warum intelligente Frauen so oft als Single durchs Leben gehen. Lange glaubte man, dass es an endlosen Bürozeiten liege, an Nächten allein und überm Laptop, während an einem das Beziehungsleben der anderen vorbeirauscht wie ein D-Zug in der Dunkelheit. Doch nein, alles falsch, das Problem sind - Spot an! - die Männer. Denn die suchen sich gern eine Frau, die ihnen geistig unterlegen ist, so die Studie. Eine Frau hingegen mit besserem Abi oder Uni-Abschluss, die den cooleren Job hat und sogar mehr verdient, wirkt auf Männer wie die Aussicht auf eine raubeinig durchgeführte Prostata-Untersuchung in einem nordkoreanischen Feldlazarett.
Kurz: Kluge Frauen machen uns Angst. Weshalb? Weil wir fürchten, enttarnt zu werden. Weil wir Angst haben, es könnte auffallen, dass auch wir keinen blassen Schimmer haben, wie man den Grill ordentlich anschmeißt,
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