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Operation Sahara

Operation Sahara

Titel: Operation Sahara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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und Bart waren tiefschwarz mit einzelnen grauen Strähnen.
    »Der Kerl sieht genauso aus wie Lincoln«, bemerkte Giordino.
    »Das ist Abraham Lincoln«, erklang Perlmutters erstickte Stimme vom Eingang. Langsam sank er zu Boden, den Rücken gegen das Schott gelehnt. Wie gebannt starrte er die Leiche im Schaukelstuhl an.
    Pitt musterte Perlmutter besorgt und mit offener Skepsis. »Für einen anerkannten Historiker weichst du jetzt wohl etwas vom Pfad der Tugend ab, oder?«
    Giordino kniete neben Perlmutter und bot ihm einen Schluck aus seiner Wasserflasche an. »Die Hitze muß Sie aber ganz schön erwischt haben, mein Freund.«
    Perlmutter schob mit einer Handbewegung die Wasserflasche beiseite. »Mein Gott, ich wollte es einfach nicht glauben. Doch Edwin McMasters Stanton, Lincolns Kriegsminister, hat in seinen Geheimpapieren tatsächlich die Wahrheit niedergeschrieben.«
    »Welche Wahrheit?« fragte Pitt neugierig. Perlmutter zögerte, und seine Stimme erklang beinahe flüsternd.
    »Lincoln ist gar nicht von John Wilkes Booth im Ford’s Theater erschossen worden. Das ist Lincoln, der da im Schaukelstuhl sitzt.«
63
    Pitt starrte Perlmutter fassungslos an. »Das Attentat auf Lincoln ist eines der am besten belegten Ereignisse in der amerikanischen Geschichte. Im Theater gab es mehr als hundert Zeugen. Wie kannst du behaupten, das Ganze sei gar nicht passiert?«
    Perlmutter hob leicht die Schultern. »Das Ereignis hat sich tatsächlich so abgespielt. Nur, daß es sich um eine bewußte Irreführung handelte, die von Stanton und einem Schauspieler, der Lincoln ähnlich sah und den man entsprechend geschminkt hatte, inszeniert wurde. Zwei Tage vor der getürkten Ermordung wurde der richtige Lincoln von den Konföderierten gefangengenommen und nach Richmond gebracht, wo er als Geisel festgehalten wurde. Dieser Teil der Geschichte wird von einer weiteren Aussage gestützt, die von einem Captain der konföderierten Kavallerie, der die Entführung befehligte, auf dem Totenbett gemacht wurde.«
    Pitt sah Giordino nachdenklich an und dann wieder Perlmutter.
    »Dieser Kavalleriecaptain aus den Südstaaten, das war nicht zufällig Neville Brown?«
    Perlmutter fiel der Unterkiefer herab. »Woher weißt du das?«
    »Wir haben zufällig einen alten amerikanischen Goldsucher getroffen, der hinter der
Texas
und dem Schatz her war. Er hat uns Browns Geschichte erzählt.«
    Giordino sah aus, als würde er aus einem Traum erwachen.
    »Wir haben das Ganze für ein Märchen gehalten.«
    »Glaubt mir«, sagte Perlmutter, der den Blick nicht von der Leiche abwenden konnte, »das ist kein Märchen. Der Plan zur Entführung wurde von einem Sekretär von Jefferson Davis, dem Präsidenten der Südstaaten, entwickelt. Es war ein letzter Versuch, das, was vom Süden noch übrig war, zu retten.
    Als Grant die Schlinge um Richmond zuzog und Sherman in Richtung Norden marschierte, um General Lees Armee von Virginia aus in den Rücken zu fallen, war der Krieg verloren.
    Und jeder wußte das. Der Haß auf die Sezessionsstaaten im Kongreß war kein Geheimnis. Davis und seine Regierung waren sicher, daß der Norden der Konföderation einen schrecklichen Tribut auferlegen würde. Der Sekretär, dessen Name in Vergessenheit geraten ist, rückte mit dem abenteuerlichen Vorschlag heraus, Lincoln gefangenzunehmen und als Geisel festzuhalten, damit der Süden ihn dazu benutzen konnte, vorteilhafte Bedingungen bei der Kapitulation herauszuschlagen.«
    »Eigentlich keine schlechte Idee«, meinte Giordino und setzte sich auf den Boden, um sich auszuruhen.
    »Wenn da nicht der halsstarrige alte Edwin Stanton gewesen wäre, der den Handel unterminiert hat.«
    »Der hat sich geweigert, der Erpressung nachzugeben«, sagte Pitt.
    »Ja, aber er hatte noch weitere Gründe«, nickte Perlmutter.
    »Lincoln muß man zugute halten, daß er Stanton als Kriegsminister in sein Kabinett aufnahm. Er hielt ihn am besten geeignet für diese Aufgabe, ungeachtet der Tatsache, daß Stanton Lincoln überhaupt nicht leiden konnte. Stanton verhöhnte Lincoln als regelrechten ›Gorilla‹ und sah in der Gefangennahme des Präsidenten eher eine Gelegenheit als ein Unglück.«
    »Wie wurde Lincoln entführt?« fragte Pitt.
    »Es war bekannt, daß Lincoln fast täglich mit dem Zweispänner eine Ausfahrt in die Umgebung Washingtons unternahm. Eine konföderierte Kavallerieeinheit in der Uniform der Nordstaaten unter Befehl von Captain Brown überwältigte Lincolns Eskorte während eines

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