Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
Containertransport und Ladenmiete mit eingerechnet. „Also, how much?“
    Ruckzuck halbierte die gefälschte Hmong-Dame ihre Forderung und bot Maria einen kleinen Schemel an, wohl zum Zeichen dafür, daß nun erst die richtige Verhandlungsrunde begonnen habe. Triumphierend nickte Maria Herrn Schweitzer zu und setzte sich.
    Er war davon ausgegangen, Maria würde mit eins, zwei Worten ebenso viele Euros einsparen wollen. Doch daß er sich nun einem Verhandlungsmarathon ausgesetzt sah, der womöglich dem eines echten deutschen Tarifstreits der IG Metall in nichts nachstand, das war ihm doch des Guten zuviel. Herr Schweitzer wollte endlich mal Opium rauchen, und wenn der Umweg über eine teure, bunte Hippiehose führte, dann war dem eben so. Außerdem hatte er Hunger.
    Zehn Minuten später war man noch immer nicht zum Ende gekommen. Der Taschenrechner wurde hin- und hergereicht und der Stoff mit den Fingerspitzen einer Qualitätskontrolle unterzogen, neben der selbst der gute alte deutsche TÜV als laxe Kontrollinstanz verblaßte. Obwohl die Hose wie angegossen saß, was an sich schon ein Wunder war, verlangte Maria noch nach anderen Größen. So könne ihr Freund doch unmöglich rumlaufen.
    Aber selbst Herr Schweitzer hatte nicht vor, mit diesem Beinkleid in die Oper zu gehen. Und das wollte was heißen. Sich nur einmal ganz kurz als alternativer Drogenkonsument ausgeben, das wäre es gewesen. Die Hose vielleicht noch zum Rasenmähen in Marias Garten oben auf dem Lerchesberg anziehen. Wenn keiner hinguckte. Starräugigen Blickes verfolgte er das nervige Getue der beiden Damen, die anscheinend die Welt um sich herum vergessen hatten. Zumindest ihn hatten sie vergessen, dabei war er es doch, der mit der Hose rumlaufen mußte. Herrn Schweitzer wurde es zu bunt. Immer eindringlicher knurrte sein Magen. Selbst auf die Gefahr hin, damit eine Beziehungskrise auszulösen, raunte er: „Ich geh schon mal vor. Wir können uns ja in dem Restaurant treffen, wo wir gestern schon waren.“
    „Jetzt sei doch nicht immer so ungeduldig. Wir sind gleich fertig.“
    Selbst die Händlerin warf ihm einen mißbilligenden Blick zu.
    Wenn ich jetzt einfach gehe, überlegte Herr Schweitzer, gibt’s garantiert Ärger. Frauen sind nun mal so, daran ist nichts zu ändern. Wenn ich nicht gehe, falle ich spätestens in zwei Minuten vor Hunger um. Das nächste Mal werde ich mich alleine aufmachen, und Maria erzähle ich dann, dies oder das habe nur fünfzig Cent gekostet. Was war ich auch nur so naiv? Denken hätte ich’s mir können. Trottel ich.
    Doch kurz darauf war der Handel unter Dach und Fach. Hochbeglückt verabschiedeten sich die beiden Damen voneinander.
    „Hast du gesehen, wie das geht? So einfach ist das. Für das Geld, das ich gerade eingespart habe, können wir dann in Vientiane noch viele hübsche Mitbringsel einkaufen.“
    Daran mochte Herr Schweitzer gar nicht erst denken. Da werde ich mich dann wohl besser mit Malaria infizieren und das Bett hüten. „Oh ja, ganz toll hast du das gemacht. Wo lernt man so etwas?“
    Nach dem Essen im Le Tam Tam, unweit des Nationalmuseums, verschwand Herr Schweitzer kurz auf Toilette, um die Hosen zu wechseln. Wenn’s irgend ging, wollte er den Deal noch heute abend über die Bühne bringen. Mit der bunten Kasperlehose sah er aus, als sei ihm ein Platz in der Geschlossenen sicher. Dementsprechend waren auch die Blicke der anderen Gäste. Viele Münder standen vor Erstaunen offen. Maria, die mit ihrem Simon schon mehrere Stahlbäder durchschwommen hatte, dachte, eine einfache, vielleicht etwas abgerissene Lederjacke hätte es als Tarnung auch getan.
    „Gehen wir?“
    „Nichts lieber als das“, murmelte Herrn Schweitzers Freundin unhörbar für ihn.
    Als man sich der Ecke näherte, mußte Maria vorausgehen. Nicht daß sie noch alles vermasselte. Doch es gab gar nichts zu vermasseln. Auch diesmal wurde er von dem Drogendealer ignoriert.
    Zwanzig Meter weiter hatte er Maria wieder eingeholt. „Du, ich dreh noch mal eine Runde durch die Altstadt. Geh schon mal voraus. Es wird nicht lange dauern.“ Herr Schweitzer hoffte, bei der Konkurrenz mehr Glück zu haben.
    Doch das Glück war ihm nicht hold. Zwar konnte er noch zwei schräge Typen ausmachen, die scheinbar gelangweilt herumstanden, aber einen Drogenkonsumenten sahen sie nicht in ihm, obschon sie seine waghalsige Aufmachung bewunderten.
    Der zäh seine Bahn beschreibende Mond begleitete Herrn Schweitzer zurück ins Hotel. Der herbe

Weitere Kostenlose Bücher