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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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wenn dir der Name nicht gefällt.« Trotz seiner harten Worte zwinkerte Nathan Rica freundlich zu.
    »Ich glaube, ich darf am wenigsten darüber sagen. Mir haben sie ›Ricarda‹ verpasst«, erwiderte sie. »Aber nenn mich lieber Rica.«
    »Okay«, erwiderte der Junge. »Trotzdem brauche ich ein Zimmer.«
    Eliza, die etwas unschlüssig im Eingang stehen geblieben war, sah von Rica zu Nathan, als lieferten sich die beiden gerade ein Tennismatch. »Ich gehe dann mal jemanden suchen«, sagte sie, wirbelte herum und verschwand den Flur hinunter, bevor Rica sie aufhalten konnte.
    »Was ist denn mit der los? Ist sie immer so schüchtern?« Nathan sah Eliza hinterher. »Ich hab sie doch wohl nicht zu sehr verängstigt, oder?«
    »Eliza hat manchmal vor ihrem eigenen Schatten Angst«, antwortete Rica. »Das musst du nicht so ernst nehmen.« Sie musterte den Jungen, der sich immer noch nicht aus dem Türrahmen wegbewegt hatte. Sie konnte nicht sagen, warum, aber er war ihr auf Anhieb sympathisch. Er wirkte cool.
    »Von welcher Eliteschule bist du?«, wollte sie wissen. Bestimmt stellte sich jetzt gleich heraus, dass er nur cool aussah, in Wirklichkeit jedoch ein fürchterlicher Snob war. Reiß dich zusammen, Rica. Eliza und deine anderen Freunde sind doch auch keine Snobs, obwohl sie auf die Daniel-Nathans-Akademie gehen.
    »Keine Eliteschule«, erwiderte Nathan. »Aber vermutlich zählst du Hauslehrer auch in die gleiche Kategorie, oder?«
    Es war unheimlich. Beinah, als könne er ihre Gedanken lesen und hätte sofort verstanden, was sie sagen wollte.
    »Hauslehrer? Klingt ungewöhnlich. Ich wusste nicht, dass es so was noch gibt.«
    »Ich bin eine Waise«, erwiderte Nathan. »Eine Waise mit einer ganzen Reihe von Pflegeeltern, wenn man das so ausdrücken kann. Ich bin von einer Gesellschaft adoptiert worden.«
    »Das geht?«
    Nathan zuckte mit den Schultern. »Offensichtlich.«
    »Welche Gesellschaft?« Rica fragte, obwohl sie schon eine Ahnung hatte.
    »›Weiter Horizont e. V .‹.« Nathan grinste. »Die waren vielleicht sauer, dass ich bei ihrem eigenen Wettbewerb nur auf die Warteliste gekommen bin. Aber die Jury war unabhängig, also konnten sie nichts machen.«
    Rica runzelte die Stirn. Das Ganze kam ihr doch ziemlich seltsam vor. Konnte es wirklich so viele Zufälle geben? »Wie ist das, wenn man von einer Gesellschaft adoptiert wird?«
    Nathan zuckte wieder mit den Schultern. »Okay. Bisschen seltsam vielleicht, aber ich hab sowieso keine Ahnung, wie es sich anfühlt, in einer richtigen Familie zu leben. Ich wohne halt mit ein paar anderen in einer Art Heim, wir haben einen eigenen Lehrer, und sonst … na ja, machen wir halt, was man so tut.« Er sprach gelassen, ein bisschen gelangweilt, und gab sich ganz offensichtlich Mühe, cool zu wirken, aber dieses Mal war es Rica, die ihn durchschaute. Das Thema war ihm unangenehm. Und er wünschte sich, es wäre anders.
    »Eine Familie ist auch nicht immer das Coolste«, meinte sie, und sofort hatte sie wieder das Gefühl, dass Nathan in ihr wie in einem Buch las. Sie war darauf gefasst, eine abfällige Antwort zu bekommen, er lächelte jedoch nur ein wenig, wie um ihre Anstrengung anzuerkennen.
    »Kann ich reinkommen? Der Rucksack wird allmählich ein bisschen schwer, und hier auf dem Gang zieht’s«, sagte er.
    Rica zögerte nicht einen Augenblick. »Klar.« Erst, als sie das Wort ausgesprochen hatte, fiel ihr ein, dass hier Jungenbesuch auf Mädchenzimmern sicher nicht gern gesehen wurde. Aber da war Nathan schon ins Zimmer getreten, hatte seinen Rucksack auf den Boden geworfen und sich kurzerhand auf Ricas Bett gesetzt. Sie blinzelte verwirrt, überlegte einen Moment, ob sie sich nun auf Elizas Bett setzen sollte, beschloss dann aber, dass das doch ziemlich albern wäre. Sie setzte sich neben Nathan, allerdings ein gutes Stück weit von ihm weg. Nicht dass er noch auf falsche Ideen kam.
    »Möchtest du was? Schokolade oder so?« Rica begann, in ihrem eigenen Rucksack zu kramen, noch bevor Nathan antworten konnte. Sie wusste, was er sagen würde. Natürlich wollte er Schokolade. Diese Situation schrie nach Schokolade.
    Eigentlich hatte sie nach der Tüte mit Mini-Snickers gesucht, die sie noch kurz vor der Abfahrt eingesteckt hatte, aber was ihr als Erstes in die Hand fiel, war eine Schachtel mit Schokoladen-Meeresfrüchten, die Robin ihr auf der Fahrt geschenkt hatte. Rica liebte die Dinger, und als sie sah, dass auch Nathan einen gierigen Blick darauf warf, zog sie

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