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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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schaufelte Rica sich den Rest von dem versalzenen Essen in den Mund und warf dann gleich ihre Skijacke über, um nach draußen zu gehen. Schnee und Kälte oder nicht, sie konnte jetzt ein bisschen frische Luft gebrauchen. Sie achtete nicht darauf, ob Eliza oder Robin ihr folgten, einzig Nathan nahm sie einen Moment später an ihrer Seite wahr und war ihm dankbar. Auch dafür, dass er erst einmal nichts sagte.
    Als Rica die Tür nach draußen aufstieß, konnte man allerdings nicht gerade von friedlicher Ruhe sprechen. Ein paar der älteren Jungen hatten sich mit einer Handvoll jüngerer zusammengetan und sich um den Jungen geschart, der Rica gestern bei Tisch schon aufgefallen war. Der Junge sammelte gerade seine Skiausrüstung zusammen und tat so, als ob er die anderen überhaupt nicht hörte. Was ihm ganz schön schwerfallen durfte, denn sie sprachen nicht gerade leise.
    »Na, Simonchen, wie oft hast du dich denn heute auf die Fresse gelegt?« Einer der Jüngeren war offensichtlich der Wortführer.
    »Also, ich habe bis zwanzig mitgezählt, danach wurde mir das zu anstrengend«, antwortete gleich darauf ein anderer. »Echt, wie kann man nur dermaßen ungeschickt sein.«
    »Du solltest eben nicht immer nur die Nase in Bücher stecken. Aus denen lernt niemand Ski laufen.«
    Die jüngeren Schüler spielten sich die Sätze zu, als wären es Pingpongbälle. Die drei älteren begnügten sich damit, einfach nur herumzustehen, dumm zu lachen und Simon den Weg zu versperren.
    Simon selbst blieb erstaunlich gelassen. Seelenruhig nahm er Skischuhe, Skier und Skistöcke, schwang sich einen kleinen Rucksack auf den Rücken und ging mit dem gesamten Gepäck in Richtung des Schlittens, auf dem sie heute Morgen ihre Sachen transportiert hatten. Er wirkte so ruhig, als mache er gerade einen Sonntagsspaziergang. Doch er kam nicht weit. Einer der kleineren Jungen sprang vor und rempelte ihn an. Nicht sehr fest, aber es reichte, um den schwer bepackten Simon aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er stolperte, schwankte einen Moment und hätte sich sicher wieder gefangen, wenn der andere Knirps ihm nicht in diesem Moment die Skistöcke aus der Hand gerissen hätte. Das brachte Simon nun endgültig aus dem Gleichgewicht, und er fiel in den Schnee.
    Schmerzhaft konnte der Sturz nicht gewesen sein, dazu war auch die Schneedecke viel zu dick, aber als Simon sich wieder aufrichtete, war er am ganzen Körper bedeckt von Schnee. Er hatte noch keine Mütze getragen, und in seinen Haaren hingen Schneeklumpen, die langsam tauten und feuchte Spuren über sein Gesicht malten. Noch immer zeigte er keine Gefühlsregung.
    Das schien seine Peiniger nur noch mehr anzustacheln. In Windeseile packten sie Schneebälle zusammen, die im nächsten Moment schon durch die Luft flogen und auf Simon einprasselten. Der Junge duckte sich gegen den Ansturm und versteckte sein Gesicht hinter seinen Unterarmen.
    Rica und Nathan warfen sich einen kurzen Blick zu. In Nathans Augen las Rica die gleiche Empörung, die sie selbst auch empfand, und sie mussten sich nicht einmal absprechen. Gleichzeitig rannten sie los. Rica packte Marcel, der gerade eine neue Salve Schneebälle starten wollte, und riss ihn hintenüber. Hals über Kopf stürzten sie zusammen in den Schnee, doch dieses Mal war nichts Spielerisches oder Fröhliches dabei. Marcel versuchte, Rica abzuschütteln, schlug um sich und wälzte sich herum, sodass sie aufpassen musste, nicht unter ihm begraben zu werden.
    Nathan hatte unterdessen zwei der jüngeren Schüler gepackt, auseinandergezogen und schüttelte einen von ihnen wenig sanft. Den anderen hielt er einfach nur fest, der Junge war erschrocken genug, sich nicht zu wehren.
    »Aufhören!«, knurrte Nathan. »Und zwar sofort.«
    Die meisten der kleinen Gruppe hatten sich schnell verzogen. Und Marcel hörte auch bald auf, sich durch den Schnee zu wälzen und dabei Rica beinah zu ersticken. Mit einiger Mühe schob sie ihn von sich und kam wieder auf die Beine. Marcel war mindestens zwei Köpfe größer als sie und spielte American Football. Wenn er ernsthaft versucht hätte, sie fertigzumachen, hätte Rica keine Chance gehabt. Jetzt, da er sich von dem Schrecken erholt hatte, wie aus dem Nichts umgerissen zu werden, wirkte er ganz entspannt, irgendwie sogar amüsiert. Er erhob sich ebenfalls, klopfte sich den Schnee von seiner grellgrünen Hose und grinste Rica an.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass du scharf auf mich bist, Rica, dann hätte ich mir für den

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