Optimum - Kalte Spuren
dass irgendetwas anders ist, stimmt’s ?«
An meinem zweiten, dachte Rica, und wurde ein bisschen rot. Es war ihr unheimlich, wie Nathan ihre Gedanken zu lesen schien. Sie nickte stumm.
»Siehst du« , meinte Nathan zufrieden. »Ich habe das auch bemerkt. Schon, als ich das erste Mal mit deiner Freundin gesprochen habe .«
»Eliza « , warf Rica ein. Es war ihr wichtig, dass er ihren Namen kannte. Sie wollte Eliza nicht einfach nur als Teil der Masse von seltsamen Schülern wissen, es musste Nathan klar sein, dass sie etwas Besonderes war.
»Eliza. Whatever « , sagte Nathan und winkte ab. »Jedenfalls ist sie genauso komisch wie alle anderen hier auch. Es wundert mich, dass du dich mit ihr abgibst .«
»Na hör mal, sie ist meine beste Freundin « , rutschte es Rica heraus. Sie konnte Wut in sich aufsteigen spüren. Wie konnte er hier einfach hereinkommen und Eliza schlechtmachen? Schließlich kannte Rica sie viel länger als Nathan.
Er zuckte mit den Achseln. »Ist auch nicht so wichtig « , gab er zurück. »Was ich dich eigentlich fragen wollte: Ist dir klar, dass sie uns hinterherspionieren ?«
»Wer, die Schüler ?« Ricas Herz verkrampfte sich leicht, doch dann schüttelte sie den Kopf. »Du spinnst. Und ich dachte, ich hätte Verfolgungswahn .«
»Natürlich nicht die Schüler. Zumindest nicht nur. Die Betreuer hier haben einen ganzen Ordner mit Einzelheiten zu ihren … sagen wir: Lieblingen. Zeug, das niemanden etwas angeht, und von dem ich nicht weiß, woher sie es überhaupt haben .« Nathan rückte ein Stück näher ans Bett heran. Er sprach jetzt sehr leise, und da sich sein Kopf irgendwo in der Gegend von Ricas Knie befand, musste sie sich weit hinunterbeugen, um ihn zu verstehen. »Wenn ich ehrlich sein soll: Ich denke, das hat nicht erst hier angefangen. Ich habe manchmal den Eindruck, dass ich unter ständiger Beobachtung stehe, weißt du ?« Er sah zu ihr auf, und auf seinem Gesicht spiegelten sich Erregung und Angst.
Rica schüttelte den Kopf und wich ein Stück vor ihm zurück. Bisher war sie ja eigentlich gut mit ihm zurechtgekommen, aber jetzt? Diese Verschwörungstheorien und sein Verfolgungswahn waren ihr doch eher unheimlich.
»Bist du sicher? Ich meine, das ist schon eine ziemliche –«
In diesem Moment ging die Tür auf, und Eliza trat ein. Sie hatte offensichtlich etwas sagen wollen, doch als sie Nathan auf dem Boden sitzen sah, klappte sie ihren Mund wieder zu und machte riesige Augen wie ein verschrecktes Reh.
Rica sah verwundert zu ihr auf, dann wieder zu Nathan, der nun ebenfalls schwieg. Er erhob sich mit einem Ruck. »Wir sprechen später noch mal « , sagte er und schob sich an Eliza vorbei aus dem Zimmer.
»Was war das denn ?« , wollte Rica wissen. »Was hat er denn gegen dich ?«
Eliza zuckte mit den Schultern und errötete noch mehr. Einen kurzen Moment lang fragte sich Rica, ob Eliza Nathan ein Liebesgeständnis gemacht hatte. Aber das passte weder zu Eliza noch zu Nathan. Es musste eine andere Erklärung geben.
»Wo bist du gerade gewesen ?« , wollte Rica wissen.
»Ich konnte nicht mehr schlafen. Also habe ich nachgesehen, wie das Wetter draußen ist « , erwiderte Eliza. Jetzt erst bemerkte Rica, dass Elizas Skihose nasse Flecken aufwies.
»Und dafür konntest du nicht einfach nur aus dem Fenster sehen? Du musstest in den Schnee hinausspazieren ?« Sie warf einen bezeichnenden Blick zu dem vereisten Fenster. »Es ist hundekalt da draußen .«
Eliza sah ebenfalls zum Fenster und zuckte mit den Schultern. »Kommst du runter? Sie wollen besprechen, was wir heute unternehmen. Ich glaube, der Ausflug fällt aus .«
»Dachte ich mir .« Rica stand auf und ging in Richtung Tür. Doch kurz bevor sie auf den Gang hinaustrat, drehte sie sich noch mal zu Eliza um, als wäre ihr gerade erst etwas eingefallen. »Irgendwann erzählst du mir wirklich, was zwischen Nathan und dir passiert ist, ja ?«
Eliza machte dieses Mal nicht den Versuch, etwas abzustreiten. Sie nickte nur. »Später. Okay ?«
Die Stimmung im Aufenthaltsraum war gedrückt. Die meisten Schüler saßen nur da und starrten finster auf das Schneetreiben vor den Fenstern. An der dem Wind zugewandten Seite reichten die Verwehungen bereits bis zum Glas. Rica war froh über das knisternde Feuer im Kamin.
Dieses Mal ließ sie sich nicht dadurch stören, dass Simon direkt davor kauerte und mit einem Stock in den Flammen herumstocherte, sie ließ sich einfach neben ihn auf den Boden fallen. Er hob kurz
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