Optimum - Kalte Spuren
seinen Kopf, erkannte Rica und schenkte ihr einen seiner undurchdringlichen Blicke, bevor er sich wieder dem Feuer zuwandte. Wortlos hockte sich Eliza ebenfalls auf den Boden und rutschte so nah wie möglich an die Flammen heran. Gleich darauf tauchte Robin auf und setzte sich neben Rica. Er stellte einen Teller mit zwei Marmeladenbrötchen vor ihr ab.
Rica merkte, dass sie sich das erste Mal an diesem Morgen wirklich entspannte. »Danke « , murmelte sie und biss in eine Brötchenhälfte.
Robin strahlte sie an, als habe sie ihm das beste Kompliment der Welt gemacht. Rica legte ihren Kopf auf Robins Schulter und schloss kurz die Augen, um den Geruch nach Holzfeuer und Robins Waschmittel vollkommen in sich aufzunehmen. So könnte ich den ganzen Tag hierbleiben.
»So, Leute, wollen wir mal das Programm für heute angehen ?« Es war nicht Herr Röhlings fröhliche Stimme, die das ankündigte. Rica blinzelte, reckte den Kopf und konnte gerade noch Herrn Muhlmanns Gesicht über der Tischkante erspähen. Die anderen beiden Betreuer waren nirgends zu sehen.
»Wie ihr seht, hat es über Nacht ziemlich stark geschneit « , begann Herr Muhlmann, was unter den Schülern ein spöttisches Gemurmel hervorrief. »Wir werden den Ausflug ins Dorf daher lieber absagen « , fuhr Herr Muhlmann fort. »Es kann sein, dass die Wege tief verschneit sind, und vermutlich würden wir nicht besonders schnell vorankommen. Allerdings …« Er machte eine beinah dramatische Pause und blickte sich im Raum um. Ein paar Schüler schenkten ihm ihre ganze Aufmerksamkeit, doch die meisten fuhren mit dem fort, was sie ohnehin gerade getan hatten. »Allerdings brauche ich trotzdem ein paar Freiwillige, die mit Herrn Röhling und Frau Friebe ins Dorf hinuntergehen « , ergänzte Herr Muhlmann unbeeindruckt seine Rede. »Wir mussten leider feststellen, dass einige unserer Lebensmittel verdorben sind, und wenn wir keinen Nachschub besorgen, dann gibt es heute Abend nur trockene Nudeln zu essen .«
Eliza blickte zum ersten Mal auf und runzelte die Stirn. »Wie können die verdorben sein? Ich dachte, die sind extra für die Fahrt hier gekauft worden « , murmelte sie.
»Vielleicht waren sie knapp am Mindesthaltbarkeitsdatum « , vermutete Rica. »Dann sind die oft billiger. Für so eine Klassenfahrt …« Doch sie brachte den Satz nicht zu Ende. Sie merkte selbst, wie seltsam das Ganze war. »Na ja, ich habe jedenfalls nicht vor, stundenlang durch den Schnee zu stapfen « , meinte sie stattdessen.
»Wer nicht mit Frau Friebe und Herrn Röhling geht, kommt mit mir auf die Piste « , redete Herr Muhlmann weiter.
Jetzt wurden allmählich Stimmen laut, und ein paar Schüler deuteten auf die Fenster.
»Bei dem Schnee lohnt sich das doch gar nicht .«
»Können wir nicht drinnen bleiben? Hier gibt es genug Spiele, um einen Tag durchzuhalten .«
»Da draußen kann man doch nicht mal die Skier an den eigenen Füßen sehen .«
Herr Muhlmann schüttelte den Kopf. »Den ganzen Tag drinnen sitzen ist nicht das Richtige für euch. Es ist besser, wenn ihr ein wenig Bewegung bekommt. Sonst reißt ihr euch am Abend noch gegenseitig die Köpfe ab .« Er lächelte. »Kommt schon, es wird doch nicht so schlimm werden .«
»Kein Mensch wird bei dem Wetter draußen sein « , motzte Sarah, aber Herr Muhlmann beachtete sie nicht weiter.
»Herr Röhling und Frau Friebe erwarten diejenigen von euch, die ins Dorf hinuntergehen, draußen vor der Tür. Sie haben bereits zwei Schlitten klargemacht, auf denen wir die Lebensmittel transportieren können. Es ist alles nicht so schlimm .«
Rica verzog das Gesicht. Nicht so schlimm, sagte er. Entweder einen Tag lang auf der tief verschneiten Piste mit ihren Skiern kämpfen oder eine Wanderung durch Eiseskälte das Tal hinunter, und nachher mit einem Haufen Lebensmittel beladen wieder herauf. Na prima.
Im Aufenthaltsraum machte sich nicht gerade Aufbruchsstimmung breit. Die meisten Schüler lümmelten sich demonstrativ auf ihren Plätzen, und die Gruppe jüngerer Schüler setzte unbeirrt ihr Spiel fort.
»Und, wohin zieht es euch ?« Nathan tauchte am Kamin auf und musterte Rica und Robin ohne auch nur einen Anflug von Eifersucht. Robins Gesicht jedoch verdüsterte sich sofort wieder.
»Weiß nicht .« Rica beschloss, einfach nicht mehr auf Robins Eifersüchteleien zu achten. »Klingt für mich jetzt beides nicht besonders attraktiv. Was machst du ?«
»Ich geh mit ins Dorf « , antwortete Nathan sofort. »Ich kenn den Weg ja
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