Opus Pistorum
mit einem Steifen weiterarbeiten - dann kann das ihrer Arbeit und der Welt nur nutzen.
Ernest erzählt mir, daß er immer einen guten Ausblick hatte - immer, bis auf einmal. Da schaute er in die Wohnung eines Schwulenpaares; es waren ganz offensichtliche Schwule, von der Sorte, die sogar deine Großmutter auf der Straße erkennen würde. Ernest sagt, es wäre gar nicht so übel gewesen, ihnen zuzuschauen, wenn sie sich selbst oder ihren Jungen einen runterholten; nur schlepp ten sie dauernd Matrosen mit nach Hause und wurden dann am nächsten Morgen zusammengeschlagen. Am Morgen war der Ausblick furchtbar, sagt er mir, und außerdem trieben sie diesen Waschkult mit ihren Seidenunterhosen, die sie vors Fenster hängten.
Die schönste Aussicht genoss er, als er mit einer Nutte namens Lucienne zusammen wohnte. Das Haus, in dem sie arbeitete, war gleich gegenüber, und Ernest konnte ihr zusehen, wie sie mit ihren Kunden ins Bett ging. Es sei sehr beruhigend gewesen, erklärt Ernest, hinüberzuschauen, seine Lucienne bei der Arbeit zu sehen, und zu wissen, daß für die Miete gesorgt war.
Das führt zu einem Gespräch über die Frauen, mit denen Ernest da und dort zusammen gelebt hat. Seine Aufzählung erstaunt mich, bis ich entdecke, daß er schummelt, Denn er zählt jede Frau, mit der er länger als zehn Minuten zusammen war, als eine mit der er zusammen gelebt hat.
"Scheiße!" sagt er, als ich bezweifle, daß er eine gewisse Person zu Recht auf seiner Liste führt. "Ich hab sie zum Essen eingeladen, oder? Und hat sie dann nicht auch die Nacht in meinem Bett verbracht? Tisch und Bett, wenn du das mit einer teilst, dann lebt sie mit dir."
Ernest ist erstaunt, als er erfährt, daß ich noch nie mit einer Chinesin geschlafen habe. Ich bin selbst erstaunt. Bei den vielen Chop-Suey - Kneipen in New York könnte man wirklich meinen, ich müsste doch wenigstens einer von den Kellnerinnen näher gekommen sein. Nun sind wir beim Rassenthema, und Ernest erteilt, mir gründlich Rat. Nie eine Japanerin oder eine Chinesin in einem Bordell ausprobieren, warnt er. Sie sind rasiert, gebadet und parfümiert bis dorthinaus, aber zwischen den Beinen tragen sie gekreuzte Knochen und einen Totenschädel. Sie nehmen jeden, der daherkommt und - wums - Syphilis! Noch dazu die rasche Variante, die dich in sechs Mona ten umbringt, nicht die, die du wie eine üble Erkältung übergehen kannst. Die fernöstliche Form der Syph, er klärt Ernest, ist für die westliche Rasse besonders tödlich. Klingt alles wie Blödsinn, aber Ernest schafft es, mich für immer von Asiatinnen abzuschrecken.
Und dann, als er mich völlig verängstigt hat, erklärt mir Ernest, daß er eine nette kleine Möse kennt, die absolut sicher ist; keine Nutte, nur eine nette Kleine mit Schlitzaugen; die er kennt - nicht die geringste Gefahr, sich bei ihr etwas einzufangen. Der Vater besitzt ein Geschäft für Kunstramsch; eines von denen, wo man den Kram kaufen kann, den die Leute in den Palästen vor hundert Jahren wahrscheinlich auf den Müll befördert habenBuddhas, Wandschirme; klappernde Koffer usw.; das Mädchen hilft ihm dort aus und bedient die jungen Typen, die hinkommen und nach einer Jadekette fragen.
Ernest schreibt mir die Adresse auf einen Briefumschlag und gibt ihn mir. Er sagt, um den Schein zu wahren, müsste ich dort etwas kaufen, aber es wäre auf jeden Fall ein sicherer Fick, wenn ich es richtig anstellte. Er selbst kommt nicht mit, er hat mit irgendeinem malenden Weib eine Verabredung, er will versuchen, ihr ein Porträt von sich abzuluchsen, indem er sie fickt: aber er versichert mit, daß nichts schief gehen könnte.
"Sei so nett und finde heraus, ob sie Kokain verkaufen, Alf". bittet er. "Ich habe der Kleinen versprochen, ihr etwas mitzubringen, sie hat es nämlich noch nie probiert. Ich habe Angst, deswegen in meine alte Wohngegend zu rückzugehen, ich habe da noch ein paar kleine Schulden, und die Leute sind sauer, weil ich weggezogen bin
Nachdem ich meine zwei Stunden im Büro abgesessen habe, spaziere ich, mit der Adresse bewaffnet, zu dem Laden. Auf dein Weg dorthin ändere ich sicher ein Dutzend Mal meine Meinung und wäre schon fast mit einem schwarzen Mädchen abgezogen, die mir von einer Parkbank aus zuwinkte. Es gab in New York eine Zeit, in der ich fast jede Nacht in Harlem verbrachte. Einige Wochen lang war ich verrückt nach einer schwarzen Möse, und ich hätte nichts anderes angerührt. Das ist zwar jetzt vor über, aber ich mag
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