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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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nicht auch?«
    »Mir gefallen sie irgendwie«, antwortete Julia.
    »Seltsames altes Gemäuer«, bemerkte Alica, nahm den Katalog und folgte den anderen Besuchern durch den Eingangsbereich und den Flur entlang in einen großen, mit Eichenholz getäfelten Raum, in dem alle Gegenstände für die Auktion ausgestellt waren. Dort gab sie den Katalog Julia. »Schade, dass es verkauft wird. Es war fast dreihundert Jahre lang der Familiensitz der Crawfords. Das Ende einer Ära und so. Wollen wir uns ein bisschen umsehen?« Alicia legte die Hand auf Julias Ellbogen und dirigierte sie zu einer eleganten griechischen Vase mit feinem Riss, die offenbar als Pflanztopf verwendet worden war.»Wär die nichts für Dad?«
    Julia zuckte mit den Achseln. »Vielleicht. Die Entscheidung überlasse ich dir.«

    Alicia, die Julias schwindendes Interesse spürte, schlug vor: »Ich denke, wir sollten uns trennen. Dann sehen wir schneller, was interessant sein könnte. Fang du auf dieser Seite an; ich geh auf die andere. In zehn Minuten treffen wir uns an der Tür.«
    Julia nickte. Da sie in den vergangenen Monaten nicht viel mit Menschen zu tun gehabt hatte, spürte sie ein Gefühl der Klaustrophobie in sich aufsteigen. Instinktiv bewegte sie sich zum leereren Ende des Raums, zu einem Tapeziertisch, hinter dem eine Frau stand.
    »Die Sachen hier sind nicht Teil des eigentlichen Verkaufs«, teilte die Frau Julia mit. »Es handelt sich um allgemeinen Nippes, den Sie gleich jetzt erwerben können. Die Preise stehen jeweils drauf.«
    Julia nahm eine zerlesene Ausgabe von The Children’s Own Wonder Book in die Hand, schlug sie auf und sah das Datum darin: 1926.
    »Für Hugo, von Großmutter, in Liebe.«
    Außerdem entdeckte Julia Wilfred’s Annual aus dem Jahr 1932 und Marigold Garden von Kate Greenaway.
    Diesen Büchern haftete etwas Wehmütiges an; über achtzig Jahre lang hatten Crawford-Kinder die Geschichten darin gelesen. Julia beschloss, sie zu erwerben und für die verlorenen Kinder von Wharton zu bewahren.
    Am linken Ende des Tischs befand sich ein zerbeulter Karton voller Drucke. Julia ging sie lustlos durch. Bei den meisten handelte es sich um Lithographien, die das Große Feuer von London, alte Schiffe und hässliche Gebäude zeigten. Dazwischen entdeckte sie einen abgegriffenen braunen Umschlag. Sie zog ihn heraus.
    In dem Kuvert steckten Aquarelle von unterschiedlichen Orchideenarten.

    Das cremefarbene Papier war mit braunen Flecken übersät; Julia vermutete, dass die Aquarelle eher von einem begeisterten Hobbykünstler als von einem Profi stammten. Doch gerahmt würden sie vielleicht ganz hübsch aussehen. Auf jedem stand mit Bleistift der lateinische Name der jeweiligen Orchidee.
    »Wie viel kosten die?«, fragte Julia die Frau.
    Sie nahm den Umschlag. »Keine Ahnung. Scheint kein Preis draufzustehen.«
    »Wie wär’s, wenn ich Ihnen zwanzig Pfund dafür gebe, fünf für jedes?«, schlug Julia vor.
    Die Frau betrachtete die fleckigen Aquarelle und zuckte mit den Achseln. »Ich glaube, zehn Pfund für alle zusammen wären angemessener.«
    »Danke.« Julia zahlte und kehrte zur Tür zurück, wo Alicia bereits auf sie wartete.
    Alicias Blick fiel auf den Umschlag und die Bücher unter Julias Arm.
    »Du hast was gefunden?«
    »Ja.«
    »Lass mal sehen.«
    »Zeig ich dir, wenn wir zu Hause sind.«
    »Okay«, meinte Alicia. »Ich werde bei der Vase mitbieten, die wir vorhin gesehen haben. Die steht ziemlich weit oben auf der Liste, also müssen wir hoffentlich nicht so lange warten. Die Auktion kann jeden Augenblick beginnen.«
    Julia nickte. »Ich mache in der Zwischenzeit einen kleinen Spaziergang. Ich brauch frische Luft.«
    »Gut.« Alicia holte ihre Schlüssel aus der Handtasche und gab sie Julia. »Für den Fall, dass es länger dauert. Ansonsten treffen wir uns in einer halben Stunde am Eingang.Vielleicht musst du mir helfen, das gute Stück die Treppe runterzutragen. «

    »Danke«, sagte Julia und nahm die Schlüssel. »Bis gleich.«
    Sie schlenderte aus dem Raum und durch den Flur zum Eingangsbereich, der jetzt menschenleer war. Dort hob sie den Kopf, um die Putten an der Decke zu betrachten, und schaute dann zur Wohnzimmertür hinüber, hinter der sich der Flügel verbarg, auf dem sie einmal gespielt hatte.
    Ein plötzlicher Impuls zog sie dorthin. Der riesige Raum war in trübes Januarlicht getaucht, das unbenutzte Mobiliar nach wie vor so, wie sie es in Erinnerung hatte.
    Durch die hohen Fenster schien keine Sonne; in

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