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Orient-Express (German Edition)

Orient-Express (German Edition)

Titel: Orient-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dos Passos
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Sehenswürdigkeiten der Oase zu besichtigen, den Ort, wo die Schlacht zwischen den Joyeux und den Einwohnern stattgefunden hatte, die alten Brunnen, den Damm, der in alter Zeit errichtet worden war, die Gemüsegärten, die Stelle, wo eine ausländische Dame ihr Zelt aufgeschlagen hatte und fünf Tage geblieben war, das verfallene Denkmal für die französischen Soldaten, die in der Schlacht gefallen waren, die Reifenabdrücke des schweren Autobusses mit sechs Radpaaren, der hier vorbeigekommen war, um litzengeschmückte Offiziere nach Timimoum zu bringen. In dem Berg südlich der Oase wohnte ein Dämon namens Dariuss, der einen großen Goldschatz bewachte. Wenn jemand hinaufsteigen wollte, rollte er ihm Felsbrocken entgegen.
    Nach dem Essen, Ta’am mit süßer Milch und Eier, tranken wir Tee und saßen noch lange im Licht der beiden Lampen und plauderten. Schließlich vergaßen sie mich, ich lehnte mich an die Wand und ließ die Wellen des Arabischen über mich hinweggleiten. In Gesprächspausen war kein Laut zu hören. Die sechs oder acht Männer, die in der Oase lebten, waren alle in dem Zimmer. Wahrscheinlich lauschten ihre Frauen durch Mauerritzen. Außer den paar bewohnbaren Häusern gab es die verfallenen Häuser des alten Ksar, die hohen Dattelpalmen und den mächtigen sonnengetränkten Felsen, wo nur der Dämon Dariuss Wacht hielt.
    Eine große unaufgeregte Ruhe lag in den Gesichtern der Männer, die Energie ihrer Worte versetzte diese Ruhe nur in leise Wellen. In allem suchten sie die Ruhe, den Frieden Allahs, des Barmherzigen, des Allerbarmers. Das hatten Ahmed und sein Freund, der Schneider, in Marrakesch gesagt, während Ahmed den frischen Hanf für die Pfeife Kif schnitt. «In Amerika trinken wir Stimulantien, um uns anzuregen», hatte ich gesagt. «Ihr raucht Kif, um Frieden zu finden.» Er wusste nicht, was ich meinte. Aufgeregt war er gewesen, als das Maultier sich losgerissen hatte und er hinterhergelaufen war und dabei seine Pantoffeln verloren hatte, ein elendes Gefühl, schlimmer als Seekrankheit. Ich erzählte von Coney Island, wo Leute sich für Geld durchrütteln und anrempeln lassen, in die Tiefe stürzen, in Fässern rollen, über wackelnde Brücken schwanken. Ahmed fand, dass wir im Westen verrückt seien, aber da wir so reich seien, müsse in unserer Verrücktheit eine baraka sein. Er gab dem kleinen Schneider eine Pfeife, der sie würdevoll entgegennahm und rauchte, dazwischen immer wieder Tee trank und ruhig dasaß und durch die Tür in den hohen Himmel sah, ein schläfriges Lächeln in den Mundwinkeln. Dann inhalierte Ahmed tief und saß da und schaute mit blauglasigen Augen ins Nichts. Er gab mir die Pfeife. Der Westler, der Buchstabensuppenesser, zog mechanisch den beißenden Rauch ein. Gab es genug Kif auf der Welt, die atemlosen Begierden zu ertränken, den Gedanken an die nächste Sensation, die Feierabendhektik von Bahnhöfen, den Irrsinn der Städte in der Dämmerung, die Räder, die Maschinen, das endlos abrollende Druckpapier? Für Ahmed existierten all diese Dinge nicht. Das Leben war ruhige Hingabe, seine Erfüllung war der Bruder des Lebens, der Tod.
    In dieser Nacht, im kleinen Gästezimmer im Haus des Kaids in Findi, dachte ich an diese Dinge, während ich dem langen ruhigen Gespräch zuhörte, und an Götzenbilder und Buchstabensuppe und die Qualen der vier Himmelsrichtungen und den Käfig der Meridiane und an den Zug der Transsibirischen, ewig abfahrtbereit, das Pfeifen der Lokomotive, ein nagelneuer Zug, der nach neuem Spielzeug und Gummibällen riecht, der seinen Schuppen auf der Exposition Universelle nie verlassen hat. Wer wird einen Namen für unsere Verrücktheit finden, die an die Stelle von Ruhm und Religion und Wissen und Liebe getreten ist, eine Krankheit, subtiler und dauerhafter und folgenreicher als die Pocken, die Kolumbus aus der Neuen Welt mitbrachte? Lohnt sie die Schläfrigkeit von Kif und einem Mann allein in der weiten Wüste, der in triumphierender Gewissheit ruft: «Es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist sein Prophet ? »

XIV   POSTFLUGZEUG
     
     
    Windgeschützt hinter dem Wellblechschuppen hocken ein alter Mann und zwei Frauen, bis zu den Augen in bleiche Lumpen vermummt. Ein Mechaniker, der ein Stück Putzwolle mit den Händen knetet, macht in einer Mischung aus Französisch und Pidgin-Arabisch spöttische Bemerkungen zum Thema Schweinefleisch. Alle frieren im kalten Ostwind. Schließlich erscheint das Flugzeug über den kahlen

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