Magic Love
1. Kapitel
„Ich habe eine total revolutionäre Idee“, verkündete Sabrina Spellman begeistert, als sie in die Küche stürmte. Ihre Tanten Zelda und Hilda bereiteten gerade das Abendessen vor. „Lasst uns heute Abend mal etwas ganz Normales tun.“
Zelda stand neben dem Herd, schlank, gepflegt und sachlich. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger deutete sie auf einen Topf mit Suppe und brachte die Flüssigkeit in Sekundenschnelle zum Kochen. Ohne sich umzudrehen sagte sie ruhig: „Alles, was wir tun, ist normal, Sabrina.“
„Das stimmt“, warf Hilda ein. „Zumindest normal für uns.“ Dann deutete Sabrinas lebhafte Tante auf den Küchentisch und auf magische Weise erschien eine große Pizza darauf.
Sabrina runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Ihre Tanten verstanden sie einfach nicht. Wie sollte sie ihnen nur besser erklären, was sie meinte? Ganz in ihre Gedanken versunken, deutete sie auf die dampfende Pizza in der Mitte des Tisches und ließ ihrer eigenen Zauberkraft freien Lauf „Ich wollte Anchovis.“ Augenblicklich sprenkelte der gewünschte Belag die Pizza.
Zelda und Hilda setzten sich kichernd zu ihr an den Tisch. „Normal zu sein wird sehr überschätzt“, sagte Zelda, während sie die Pizza geschickt zerteilte.
Okay, es hatte seine Reize, eine Hexe im Teenageralter zu sein – das wollte Sabrina gar nicht abstreiten. Doch in Zeiten, in denen das Abendessen nicht gerade innerhalb von Sekunden auf dem Tisch stehen musste, verspürte Sabrina oft den Drang, einfach mal das zu tun, was ganz normale Familien tun. Um dann wie alle ihre Freunde am nächsten Tag in der Schule darüber zu reden. Wann konnte sie das schon mal! Schließlich wusste niemand von ihrem zauberkräftigen Zeigefinger oder gar von ihren anderen Fähigkeiten. Darum wäre sie gern mit ihren Tanten zum Essen ausgegangen. Sie träumte davon, bei einem süßen Ober zu bestellen... das Essen möglicherweise zurückgehen zu lassen, wenn es nicht perfekt zubereitet war. Oder jedenfalls so was in der Art.
Diese herbeigezauberte Pizza war natürlich einfach perfekt. Sabrina biss in ein köstliches Stück und versuchte es noch einmal mit ihren Tanten. „Nein, ich meine es ernst. Ihr sucht doch immer nach Herausforderungen, und das ist eine. Ich schlage vor, dass wir einen Abend pro Woche – sagen wir, den Sonntagabend, dann können wir gleich anfangen – zum ‚Zauberfreien Abend’ erklären. Dann unternehmen wir etwas, was die Durchschnittsfamilie nebenan auch tut...“
„Und was soll das sein?“ Zelda hob ihre perfekt geformten Augenbrauen und blickte ihre Nichte an. „Die Durchschnittsfamilie nebenan mäht den Rasen, lässt das Hähnchen auf dem Grill verkohlen und streitet sich um die Fernbedienung. Und das willst du auch tun?“
„Ich weiß!“ Hilda erwärmte sich allmählich für Sabrinas Idee und fuchtelte mit den Armen herum. „Wie wäre es mit einem richtig gemütlichen Abend? Wir können uns ein paar Filme ausleihen, Popcorn kaufen, statt es herbeizuzaubern...“ Sabrina war froh über Hildas Unterstützung, aber es war immer noch nicht das, was sie sich vorgestellt hatte.
„Wie wäre es, die Katze zum Eisessen auszuführen?“ Der Kater Salem, ehemals bekannt als Hexenmeister Saberhagen, verurteilt dazu, hundert Jahre in Katzengestalt zu verbringen, weil er versucht hatte, die Weltherrschaft an sich zu reißen, sprang auf den Tisch.
„Irgendwie glaube ich, dass Sabrina sich das anders vorgestellt hatte“, meinte Zelda und streichelte Salems Rücken sowie sein leicht verbeultes Ego. „Stimmt’s, Sabrina?“
Genau so war es. Sie hatte sich eher vorgestellt, einfach nur zu dritt auszugehen. Ohne den sprechenden Kater. Es kam zwar vor, dass sie und ihre Tanten gemeinsam als Familie auftraten – gerade hatten sie zum Beispiel einen Skiurlaub zusammen gemacht – auf dem Mars. Und das zählte nicht gerade zu den Erlebnissen, von denen sie ihren Freunden berichten konnte. Heute Abend hoffte sie auf etwas nicht ganz so Abgehobenes, irgendwas Bodenständiges. Am besten was, das auf diesem Planeten stattfand.
„Ich weiß!“, sagte Hilda wieder. „Lasst uns einkaufen gehen! Ins Einkaufszentrum!“
Sabrina verzog das Gesicht. Auch wenn die Shops am Sonntagabend geöffnet hatten, war Einkaufen mit ihren Tanten sicherlich keine gute Idee. Wenn man im Einkaufszentrum mit elterlichen Personen aufkreuzte, wurde die Grenze zwischen Normalität und Lachnummer eindeutig überschritten. Allein die Vorstellung,
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