Orks vs. Zwerge
erleuchtet, ein Leuchtfeuer, das die Scharen der Flüchtenden ebenso anzog wie die Horden des Feindes. Seit beinahe einhundert Wintern thronte sie auf dem Berg. In ihrem Schatten war Derok zur nördlichsten Stadt der Zwerge und Menschen herangewachsen. Einem Bollwerk, das die zivilisierten Regionen stromabwärts von den wilden Steppen der Orks im Norden trennte. Bis heute hatte Derok Zwerge und Menschen sicher vor den Übergriffen der Stämme bewahrt. Das schien sich nun geändert zu haben.
Geräuschlos flog der Nachtvogel einen weiten Kreis über die Gärten der Festungsanlage. Auch hier würde er heute kein Glück haben. Die Terrassen wimmelten von grimmigen Arbeitern der Zwerge, die Reihen von Wurfmaschinen aufbauten. Karren brachten Felsbrocken und schwere Ölfässer, Strohballen wurden mit Steinen beschwert und mit Pech getränkt, Seile geflochten, Katapultmannschaften nahmen Messungen und Ausrichtungen vor. Einem geschulten Auge wäre nicht entgangen, dass selbst die größten der Katapulte ihre Ladungen niemals über die Grenzen der Stadt hinaus werfen würden. Aber das war auch nicht die Absicht. Es schien, als hätten die Verteidiger nicht vor, ihre Stadt den Orks zu überlassen. Sie würden sie niemandem überlassen.
Mit einem enttäuschten Schrei glitt die Eule die Steilwand hinab zu den schmalen, düsteren Öffnungen, die tief in den Fels hineinführten, um Luft in die Gewölbe und Verliese unter der Festung zu bringen. In einem dieser Schächte hatte sie ihr Nest. Sie schüttelte ihr Gefieder und hüpfte in die Dunkelheit des Berges.
Zwei
R agroth rannte. Zusammen mit Urok, Grurach und dem Rest seines Trupps schleppte er eine roh gezimmerte Sturmleiter durch Nieselregen, Gräben und Nebelschwaden. Andere Gruppen trugen weitere Leitern links und rechts von ihnen, kämpften sich durch schwarzen Schlamm und brüllten, um sich Mut zu machen.
Etwas fauchte im Nebel. Ein Lichtschein riss die Schwaden auseinander und traf krachend die Leiter, die neben ihnen getragen wurde. Ließ sie in einem Schauer aus Splittern und Feuerzungen zerbersten, rammte zwei der Krieger in den Boden und überrollte einen dritten. Ragroth hörte nicht auf zu brüllen. Er lief weiter, während rund um ihn flammende Katapultgeschosse niedergingen und mit dumpfem Schmatzen im Acker einschlugen oder noch mehr Krieger unter sich begruben. Zornig schwirrende Blitze regneten auf sie herab, trafen auf Fleisch, kreischten über Rüstungen, pochten in Schilde.
Der Aerc vor Grurach bekam einen der kurzen Brandpfeile direkt in den Kopf, das Geschoss stoppte nur eine Handbreit vor Grurachs Gesicht. Er stieß den Toten beiseite, lief über ihn hinweg und brüllte noch immer.
Mehr Leichen, über die sie stolperten, Reste früherer Katapultgeschosse, zersplitterte Leitern, die wie Skelette aus dem Nebel ragten, Speere, tieferer Schlamm. Der Gestank sprang Ragroth an wie ein Raubtier, drängte sich durch seine weit geöffneten Nüstern, presste sich an seinen gefletschten Zähnen vorbei die Kehle hinab und hinterließ dort eine saure, brennende Spur. Verbrannter Braten war dabei und Erdpech, der metallische Geruch von Blut, verschmortes Horn und erkaltetes Fett, der beißende Gestank von Fäkalien und der widerlich süßliche Odem der Verwesung. Das war nicht der Geruch eines ehrenhaften Kampfs. Dieser Pesthauch war das Werk ihrer Feinde.
Aufwärts ging es jetzt, über die Körper von Gefallenen, Berge von abgeschlachteten Kriegern und toten Feinden. Seine hornigen Füße glitten auf Panzerplatten aus, versanken in schlaffem Fleisch, wichen brennenden Strohkugeln aus. Starre Leichenhände schienen ihn festhalten zu wollen. Die Geister der Toten blieben nicht gern allein.
Und dann war sie da. Schwarz und glatt ragte sie vor ihnen in den Nebel empor: die Mauer, die den Feind verbarg und seit drei Sonnenuntergängen jedem Ansturm trotzte. Aber nicht diesem. Heute würde die Stadt der Wühler fallen. Heute würden sie auf ihren Wehrmauern blutige Ernte halten.
Mit einem letzten vielstimmigen Brüllen rammten die Aerc den Fuß der Leiter zwischen die Körper der Gefallenen und stemmten sich gegen das raue Holz. Hoch und immer höher stieg das andere Ende in den Nebel. Noch bevor es die Krone der Mauer berührte, kletterten die Ersten hinauf. Links und rechts krachten weitere Leitern gegen den Stein, eilten Dutzende Krieger die rohen Sprossen hinauf, um Ruhm zu erringen, um die Toten zu rächen, um zu sterben – in erster Linie aber, um Wühler
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