Orks vs. Zwerge
quoll und die sich windenden Würmer in seinem Magen. Also lief er. Und plötzlich war es vorbei.
Krendars nächster Sprung ging ins Leere, seine Füße trafen auf Schlamm, glitten unter ihm weg; er stürzte und überschlug sich. Dann lag er still und starrte hinauf in die Nacht. Seine Arme und Beine fühlte er nicht mehr; die Angst verstopfte seine Kehle, erstickte den Schrei und ließ nur ein seltsam dünnes Wimmern übrig. Hier hinten, hinter den Reihen des Feindes, gedämpft durch Nebel und Ohren voller Schlamm, klangen die Trommeln, das Brüllen und Tosen der Schlacht weit entfernt, unwirklich. Vielleicht war das nur ein Traum, und er würde in den saftigen Weidegründen seines Stammes aufwachen, zwischen den friedlich weidenden Herden seines Hauses.
Der weiße Schemen eines großen Nachtvogels glitt über ihn hinweg. Ein Totenvogel. Das gewaltige Tier schlug völlig lautlos mit den Schwingen und stieg schnell hinauf, hoch hinauf über ihn, wo die Nebelschwaden für einen Moment zur Seite glitten und den Blick auf zwei frühe Sterne freigaben. Sie schienen ihm zuzuzwinkern, und Krendar zwinkerte zurück. Als er die Augen wieder öffnete, hatte ein fahles Zwergengesicht den Vogel und die Sterne ersetzt. Alles, was jetzt noch blinkte, war das Blatt einer Axt.
D ichter Nebel floss von den Bergen herab. Er legte sich wie ein Leichentuch über Bäume und Sträucher, sammelte sich an den Spitzen der Blätter und tropfte in dünnen Rinnsalen zu Boden. Die Königlichen standen reglos wie aus Stein gemeißelt. Schwer gepanzerte Elitekrieger, die ihre Bär te nach Art der Unteren zu Zöpfen geflochten hatten und deren blitzende Klingen nach Waffenfett und Tod stanken. Über ihren Köpfen flatterte träge die Standarte mit den drei goldenen Türmen, dem Zeichen des Großkönigs. Die Flanken wurden von barbarischen Clankriegern geschützt, deren Gesichter und Arme mit rituellen Narben übersät waren, und hinter ihnen marschierten in langen Reihen die Deroker Gildenverbände auf. Der bunt zusammengewürfelte Haufen aus Bürgern und Rekruten der Stadtwacht war mit einem Arsenal unterschiedlichster Waffen ausgerüstet. Hämmer, Äxte, Spitzhacken und andere Werkzeuge des täglichen Gebrauchs, die in größter Eile zu Mordwerkzeugen umfunktioniert worden waren. Was ihnen an Erfahrung fehlte, machten die Deroker durch unbändige Kampfeslust wett, und ihre Anführer hatten alle Hände voll zu tun, die undisziplinierten Männer und Frauen in Reih und Glied zu halten.
Glond warf einen Blick nach links und sah die mächtige Gestalt von Tork Hammerfest, dem Waffenschmied aus Dunbree, dessen mächtiger Brustkorb sich hob und senkte wie ein Blasebalg. Seine Hände hielten den gewaltigen Schmiedehammer wie ein Kinderspielzeug, und aus seinem geöffneten Mund dampfte heißer Atem in die nebelkalte Luft. Rechts stand Pike, der Bergmann aus den unteren Kohlegruben, das Gesicht so dunkel vom Ruß, dass man es im Dämmerlicht kaum erkennen konnte. Erwartungsvoll blitzten seine Augen aus der Schwärze hervor.
Pike fletschte die Zähne. »Was zitterst du so, Junge? Kannst es wohl nicht mehr erwarten, deine Klinge in einen dieser dreckigen Orkbäuche zu rammen, was?« Er klopfte Glond auf die Schulter und hinterließ einen schwarzen Handabdruck. »Keine Sorge, es werden genug für dich da sein. Ich habe gehört, sie sind uns eins zu zehn überlegen.«
»Eins zu zwanzig«, rief eine Reihe hinter ihnen Kjeld Steinvogel, der in den Gruben Pikes Vormann war. Man erzählte sich, dass er mit bloßen Händen einen Grubenteufel erwürgt hatte und direkt danach zum Angeln aufgebrochen war, weil er gerade so schön entspannt war.
»Eins zu zwanzig, sagst du?« Pike lachte. »Dann wirst du wohl heute nicht mehr rechtzeitig zum Abendessen zu Hause sein, alter Freund.«
»Eher als du, da wette ich drauf.«
»Darauf gehe ich ein: Wer als Erster seine Zwanzig voll hat!«
Irgendwo in der Ferne ertönte ein einsames Horn. Ein lang gezogener, klagender Laut, der Glond das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er starrte auf das kurze Schwert in seiner zitternden Rechten. Mit der breiten, kaum armlangen Klinge war es wie geschaffen für die engen Formationen, in denen die Dalkar kämpften. Die Klinge war matt und schartig und mit dunklen Rostflecken überzogen, die ihn an getrocknetes Blut erinnerten.
Ein zweites Horn ertönte, und kurz darauf drang das dumpfe Dröhnen von orkischen Kriegstrommeln durch den Nebel.
»Die Hundeschnauzen spielen uns ein
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