Ostern im Möwenweg
haben Tieneke und ich gerufen, und da hat Kiki sich gegen die Stirn geschlagen wie Mama vorhin.
»Dahinten kommt Caro!«, hat sie gesagt.
»Hallo, Caro!«, hat Tieneke gerufen. Jetzt war sie nicht mehr morgenmuffelig. »Wieso bist du denn hier? Hast du gestern in der letzten Stunde nicht zugehört? Du solltest doch Frau Streng von zu Hause abholen und ihr tragen helfen! Sie hat heute so viele Taschen mit!«
»Was?«, hat Caro ganz erschrocken gefragt.
»Na, das gibt bestimmt Ärger!«, hat Kiki gesagt und den Kopf geschüttelt. »Wenn du sie jetzt nicht abgeholt hast!«
»Oh, Miste!«, hat Caro geschrien. Dann hat sie ihren Ranzen abgenommen und mir in die Hand gedrückt. »Halt den mal, ohne bin ich schneller!«
Und sie ist wirklich losgeflitzt! »April, April!«, haben wir ihr hinterhergeschrien, »Caro, April, April!«. Aber sie hat gar nicht mehr zugehört und ist gerannt wie verrückt.
»Oh, das gibt jetzt bestimmt wirklich Ärger!«, hat Kiki gesagt. »Jetzt kommt sie zu spät zur Schule.«
Aber das ist nicht passiert, weil Caro nämlich unterwegs Frau Streng begegnet ist. Und Frau Streng hat zu ihr gesagt, das mit dem Abholen muss wohl ein Missverständnis gewesen sein. Aber weil Caro so nett war und tragen helfen wollte, hat Frau Streng ihr einen von ihren fair gehandelten Afrika-Riegeln geschenkt. Der war leider nicht mit Schokolade, er war aber trotzdem lecker. Darum war Caro auch nicht sauer auf uns und wir durften mal abbeißen.
»Hat Frau Streng gar nicht gemerkt, dass es ein Aprilscherz war?«, hat Kiki ganz aufgeregt geflüstert, als Frau Streng die Klassentür aufgeschlossen hat. »Dann weiß sie ja vielleicht nicht, dass heute der erste April ist!«
Das war doch gut, weil wir sie dann noch ordentlich reinlegen konnten. Obwohl ich bei einer Lehrerin nicht genau weiß, ob man sie reinlegen darf.
Ich hatte beim Warten auf Frau Streng noch André in den April geschickt und Sabrina. Ich hatte den Scherz mit dem Fleck auf dem Rücken gemacht. Und gleich als Frau Streng die Tafel aufgeklappt hat, hat André sich natürlich gemeldet wie verrückt.
»Frau Streng!«, hat er gerufen. »Du hast ja einen ganz großen Fleck auf dem Rücken!«
(Wenn er aufgeregt ist, sagt André nämlich immer noch Du. Das kann ja passieren.)
»Tatsächlich?«, hat Frau Streng gesagt und an ihrer Jacke gezupft, um den Rücken zu sehen, wie Mama das vorhin auch gemacht hatte. »Na, so was! Dann muss die wohl in die Reinigung.«
Dann hat sie angefangen, das Datum anzuschreiben, darum hat sie vielleicht gar nicht gemerkt, dass wir alle ganz doll kichern mussten. Inzwischen hatten ja alle in der Klasse mitgekriegt, dass es der erste April war. Und außerdem stand es jetzt auch an der Tafel.
»Und du hast auch ein Loch in der Hose!«, hat André wieder gerufen. »Guck doch mal, Frau Streng!«
»Ist das wahr?«, hat Frau Streng gefragt. »Ja, hab ich mir denn heute Morgen meine Anziehsachen nicht richtig angeguckt?« Und sie hat immer so an sich runtergeluschert.
Da haben wir alle ganz laut »April, April!« gerufen, und Frau Streng hat gesagt, nein, dass sie daran nicht gedacht hat! Und dass wir sie auch noch zwei Mal in den April geschickt haben! Und dabei hat sie doch gerade selbst das Datum angeschrieben.
»Aber Mathe machen müssen wir auch an so einem Tag!«, hat sie gesagt. »Damit ihr alle schön wach werdet, fangen wir mit Kopfrechnen an. Vermischte Aufgaben.«
Und dann hat sie sieben mal neun gefragt und neununddreißig durch dreizehn und achtzehn plus sechsundfünfzig und lauter Aufgaben, die nicht so schwierig waren, da konnte ich mich immer
ganz gut melden.
»Und nun Textaufgaben«, hat sie gesagt. »Wenn ich zehn Bonbons habe und fünf Kinder, wie viele Bonbons kriegt dann jedes Kind?« Das war ja das Einmaleins mit fünf und babyeier. Da wollte ich schon fast gar nicht mehr zuhören, weil es so einfach war. Aber dann ist es sogar noch einfacher geworden.
»Wenn dreizehn Vögel auf einer Hochspannungsleitung sitzen und ein Jäger nimmt eine Schrotflinte und schießt einen davon runter, wie viele sitzen dann hinterher noch da?«
Das hab ich nun schon fast richtig peinlich gefunden. Dreizehn minus eins können ja Babys aus der ersten Klasse.
»Zwölf Vögel!«, hat André gesagt. Wenn es so leicht ist, meldet er sich auch. Dann nimmt Frau Streng ihn immer gleich dran.
»Tatsächlich?«, hat Frau Streng gefragt. »Zwölf Vögel?«
Kiki hat sich gemeldet und gesagt, es ist dreizehn minus eins und das
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