Ostern im Möwenweg
aufgerissen, als ich mir im Badezimmer gerade die Zähne geputzt habe.
»Du kannst zurück ins Bett, Tara!«, hat er gebrüllt. »Die Schule fällt aus!«
»Die Schule fällt aus?«, hab ich gefragt und den letzten winzigen Rest Zahncreme vor lauter Verblüffung runtergeschluckt. »Wieso das denn?«
»Meteoriteneinschlag!«, hat Petja ganz wichtig gesagt. »Auf dem Schulhof ist ein Meteorit runtergekommen!«
»Oh, toll!«, hab ich gerufen. »Ich geh aber trotzdem! Den will ich mir angucken!« Und ich wollte schon gerade losflitzen, um Tieneke Bescheid zu sagen, weil es Meteoriten bei uns ja nicht so oft gibt, da hat Petja mit dem Finger auf mich gezeigt.
»April, April!«, hat er gerufen. »Der macht, was er will!«
Zuerst wollte ich böse sein, aber dann hab ich gedacht, wie gut, dass ich jetzt weiß, dass es der erste April ist. Am ersten April darf man Leute ja den ganzen Tag reinlegen, es heißt »in den April schicken« und ist erlaubt. Man darf sich aber nur lustige Aprilscherze ausdenken, keine gemeinen. Lustige weiß ich aber auch genug, darum ist der erste April eigentlich immer einer von meinen Lieblingstagen im Jahr. Ich weiß gar nicht, warum ich ihn in diesem Jahr vergessen hatte!
Als ich in die Küche gekommen bin, hab ich gleich gemerkt, dass Mama ihn auch vergessen hatte. Sie hat nämlich so ganz normal an unserer Arbeitsplatte gestanden und Schulbrote gestrichen. Da hab ich gedacht, ich muss es ausnutzen, bevor Petja runterkommt. Der schickt Mama ja bestimmt gleich in den April und dann ist sie vorgewarnt und bei mir klappt es nicht mehr.
»Oh, Mama, du hast ja hinten einen ganz großen Fleck auf deinem T-Shirt!«, hab ich gerufen. »Wie ist das denn passiert?«
Mama hat aufgehört, unser Schulbrot zu streichen, und hat mich ganz erstaunt angeguckt. »Auf dem Rücken?«, hat sie gefragt und so an ihrem T-Shirt gezerrt, als ob sie dann bis auf ihren eigenen Rücken sehen könnte. »Das kann doch gar nicht sein! Ich hab das doch eben ganz frisch angezogen!«
»April, April!«, hab ich geschrien, und Mama hat sich mit der Hand gegen die Stirn geschlagen.
»Bin ich vielleicht dumm!«, hat sie gesagt. »Aber na warte, Tarine-Tüllgardine! Rache ist Blutwurst!« (Das heißt, dass man sich später rächen will. Ich weiß aber nicht, was das mit Blutwurst zu tun hat.)
Leider wusste Maus ja nun auch Bescheid, und als Petja die Treppe runtergepoltert gekommen ist, hat er gleich geschrien: »Du hast hinten einen ganz großen Fleck auf deinem T-Shirt, Petja! Wie ist denn das passiert?«
»Hahaha«, hat Petja gesagt und ihm einen Vogel gezeigt. »Ich hab doch gar kein T-Shirt an, du Zwerg!«
Und das hat auch gestimmt. Er hatte ein Sweatshirt an.
Aber als Tomte aus der Nilpferdgruppe mit seiner Mutter gekommen ist, um Maus zum Kindergarten abzuholen, hat Maus gleich wieder das von dem Fleck auf dem T-Shirt gesagt, und Tomtes Mutter hat auch ganz erschrocken »Oje!« gerufen. Dabei hatte sie eine Winterjacke an, da wusste sie doch, dass Maus ihr T-Shirt gar nicht sehen konnte! Zu kleinen Kindern ist man ja aber nett und tut so, als ob man reinfällt.
Ich hab gedacht, dass ich nun ganz schnell Tieneke abholen muss, bevor sie mitkriegt, was für ein Tag heute ist. Wenn man es erst weiß, wird man ja immer vorsichtig, und es wird schwieriger, einen reinzulegen.
»Tieneke!«, hab ich gerufen, als sie die Tür aufgemacht hat. »Hast du im Radio gehört? Die Schule fällt heute aus!« (Das war ja ein bisschen von Petja nachgemacht. Aber ich fand es witziger als den Aprilscherz mit dem Fleck auf dem Rücken.)
»Echt jetzt?«, hat Tieneke gesagt und gegähnt. »So ein Mist! Wozu bin ich denn dann aufgestanden?« Und sie wollte mir schon die Tür vor der Nase zuknallen und wieder ins Bett gehen.
Aber das ging ja auf keinen Fall.
»April, April!«, hab ich gerufen und einen Fuß in die Tür gestellt. »Der macht, was er will!«
»Sag mal, hast du sie noch alle?«, hat Tieneke geschnauzt. »Und wenn ich jetzt wieder ins Bett gegangen wäre? Du bist ja wohl blöde!«
Tieneke ist morgens nämlich immer noch morgenmuffelig. Ich bin aber daran gewöhnt.
»Komm, jetzt legen wir zusammen die anderen rein!«, hab ich gesagt. Da war Tieneke nicht mehr böse.
Als Erstes sind wir Kiki begegnet.
»Wieso ist denn dein Ranzen offen, Kiki?«, hab ich gefragt. »Da fällt ja schon alles raus!«
»Was?«, hat Kiki ganz erschrocken gesagt und den Ranzen mit Schwung vom Rücken genommen. »Wo?«
»April, April!«,
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