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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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befürchten, dass die Presse sich mehr mit meiner Person als mit unserem Fall beschäftigt?«
    »Ja, verdammt.«
    »Keine Angst. Ich werde Ihre Pressekonferenz nicht stören.«
    Ann Kathrin drehte sich abrupt um und verschwand. Sie hatte plötzlich eine Idee. Da Weller jetzt natürlich bei seinen Kollegen bleiben musste, sie aber auf keinen Fall allein sein wollte, ging sie in ihr Büro, drückte mit dem Ellbogen die Lautsprechanlage ein und versuchte, die Nummer von Rita und Peter Grendel zu wählen, um ihre Nachbarn zum Kaffeetrinken einzuladen.
    Sie landete einmal versehentlich im Restaurant Smutje in Norden, wo sie herzlich begrüßt wurde und Frau Melanie Weiß fragte, ob sie ihr einen Tisch reservieren könnte.
    Der zweite Versuch führte Ann Kathrin zu den Stadtwerken, und beim dritten Mal klappte es.
    »Kauf bloß keinen Kuchen, Ann, ich habe einen Apfelkuchen gebacken«, lachte Rita. Genauso hatte Ann Kathrin sich ihr Nachhausekommen vorgestellt. Sie rief sich ein Taxi und ließ sich in den Distelkamp 13 zurückbringen.
     

Als Udo Kröger nach Hause kam, wunderte er sich. Normalerweise wurde er von Ansgar lauthals begrüßt, der Junge kam ihm entgegengelaufen, sprang an ihm hoch und während er ihn auf dem Arm in die Wohnung trug, erzählte Ansgar ihm seinen überaus spannenden Tag. Seine Frau wartete jedes Mal geduldig, bis Ansgar sich genügend Aufmerksamkeit von seinem Papa abgeholt
hatte und nach draußen zu seiner Schaukel rannte, um die überschüssige Energie beim Wippen abzubauen.
    Diesmal war alles ganz anders. Weder Ansgar noch Britta empfingen ihn.
    Er ging ins Wohnzimmer, um sich den Zettel vom Tisch zu holen, aber dort lag nichts für ihn. Jetzt war der Moment gekommen, in dem er sich wirklich Gedanken machte. Seine Frau legte immer auf die gleiche Stelle, auf den Tisch im Wohnzimmer, einen Zettel, schrieb eine freundliche Nachricht für ihn darauf und unterzeichnete sie mit einem Herzchen, wenn sie das Haus mit Ansgar verließ.
    Warum hatte sie das diesmal nicht getan?
    In der Essküche war der Tisch nicht abgeräumt worden. Seine Frau ließ nicht gerne Essensreste herumstehen. Um diese Jahreszeit hatte sie immer Angst, sich Ungeziefer in die Wohnung zu holen. Selbst das Obst parkte sie am liebsten im Kühlschrank. Er hingegen liebte frei stehende Obstschalen, die Duft in der Wohnung ausströmten und es störte ihn überhaupt nicht, wenn darauf die Fruchtfliegen spazieren gingen.
    Er wusste, dass die beiden nicht im Haus waren, sonst hätten sie sich unmöglich so still verhalten. Ein Scherz war das Ganze nicht. Sie spielten keineswegs Verstecken mit ihm. Trotzdem rief er ganz laut: »Ansgar? Britta?«
    Nichts. Wie er es erwartet hatte.
    Mit den Fischen im Aquarium stimmte auch etwas nicht. Sie wirkten verschreckt, verhuscht, versteckten sich hinter den Pflanzen und der großen Wurzel, statt wie sonst an der Scheibe entlangzuschwimmen. Fische hatten ein feines Gespür für nahende Katastrophen. Er wusste, dass man in China Fischteiche beobachtete, weil die Fische dort angeblich auf bevorstehende Erdbeben reagierten.
    Er sah die Dose mit dem Fischfutter auf dem Boden.
    Er lief einmal in jedes Zimmer. Die Erste-Hilfe-Kiste war
aufgerissen und durchwühlt worden. Jemand hatte Pflaster entnommen und die Schere nicht richtig zurückgelegt. Es fehlte auch Verbandszeug.
    Die Sache war für ihn sofort sonnenklar. Es hatte einen Unfall gegeben. Vielleicht war Ansgar gestürzt. Seine Mutter hatte ihn vor dem Eintreffen des Notarztwagens notdürftig aus dem Erste-Hilfe-Kasten versorgt.
    Er lief zum Telefon. Der Hörer war nicht richtig aufgelegt. Er konnte im Display sehen, dass sie zweimal die Eins gewählt hatte. War sie nicht mal dazu gekommen, die komplette Notrufnummer zu wählen?
    Dann entdeckte er die Blutstropfen auf dem Boden, und seine Angst wuchs.
    Da Jever kein Krankenhaus mehr hatte, rief er zunächst in der Nordwestklinik in Sande an, danach im Krankenhaus Wittmund und im Reinhard-Nieter-Krankenhaus Wilhelmshaven.
    Nirgendwo wusste jemand etwas über seinen Sohn oder seine Frau. Aber sie musste mit dem Krankenwagen gefahren sein, sie hatten ja keinen Zweitwagen.
    Dann lief er rüber zu den Nachbarn. Gerrits Mutter erzählte, ihr Sohn habe mehrfach bei den Krögers geklingelt, weil er gern mit Ansgar spielen wollte, aber es hätte niemand geöffnet.
    Udo Kröger rief die Polizei.
    Wieder in seinem Haus zurück, fiel ihm auf, dass die Tür zur Terrasse nicht geschlossen, sondern nur

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