Gefaehrliche Schatten
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Vorgeschichte
Eine dringende Anfrage
S eid ihr bereit?»
Noah betrachtete den Zettel in seinen Händen. Er überflog den Text und sah dann die Action Scouts an. Die vier Freunde saßen im Schneidersitz auf dem Fußboden in Noahs Zimmer. Da sie gerade von draußen aus der Kälte gekommen waren, trug Richie immer noch seine Wollmütze mit dem großen Bommel, Ella ihre rosa Ohrenschützer, Megan ihr sportliches Stirnband aus Fleece und Noah die rote Jagdmütze, die er im geheimen Zoo gefunden hatte. Noah sah erst Ella an, dann Richie und schließlich Megan.
Richie antwortete mit einem kurzen Nicken, sodass der Bommel an seiner Mütze wackelte.
Noah hielt den Zettel hoch, den ihnen Marlo, der winzige Eisvogel aus dem städtischen Zoo von Clarksville, vor ein paar Minuten in ihr Baumhaus gebracht hatte. Er räusperte sich und begann dann laut vorzulesen:
Liebe Action Scouts,
ich fürchte, es gibt schlechte Nachrichten. Die Geheime Gesellschaft ist mit ihrem Versuch gescheitert, die Yetis zu fangen, die aus dem Dunklen Land entkommen sind. Sie halten sich nun in unterschiedlichen Sektoren versteckt. Wir wissen nicht, wo sie sind und was sie vorhaben.
Im Augenblick kann ich euch nicht mehr sagen, als dass der geheime Zoo Feinde hat, über die ihr noch nicht alles wisst.
Könnt ihr euch morgen nach der Schule mit Tank und mir in der PizZOOria treffen, dem großen Restaurant im städtischen Zoo? Tank und ich werden die Grenze zum Außerhalb überqueren und auf euch warten. Unser Treffen wird nicht lange dauern. Wir möchten euch ein Angebot machen. Unser einziger Wunsch ist, dass ihr unvoreingenommen kommt.
Herzlich
euer Mr Darby
Noah faltete den Zettel zusammen und sah seine Freunde an. «Also?», sagte er. «Wie versteht ihr das?»
Einen Augenblick sprach niemand. Dann sagte Richie schließlich: «Hört sich so an, als bräuchten sie unsere Hilfe.»
«Ja», meinte Noah. «Aber sind wir dazu bereit, ihnen zu helfen? Ich meine, sind wir wirklich dazu bereit?» Immerhin war es gerade erst zwei Wochen her, dass Noahs Schwester Megan aus dem geheimen Zoo gerettet worden war.
«Ich weiß nicht», antwortete Richie. Er schob sich die dicke Brille hoch. «Wir sollten uns mit Mr Darby treffen und uns anhören, was er zu sagen hat.»
«Das finde ich auch», sagte Megan.
Ella nickte.
«Okay», sagte Noah. «Also morgen nach der Schule. Marlo kommt morgen früh zurück. Dann schicke ich ihnen unsere Antwort.»
Die Scouts sahen sich schweigend an. Dann nahm Noah den Zettel und legte ihn auf seinen Nachttisch.
Auf dem dunklen Heimweg konnten Richie und Ella über nichts anderes als über die Nachricht von Mr Darby reden. Er war der Leiter der Geheimen Gesellschaft, einer Gruppe von Menschen und Tieren, die harmonisch in einer magischen Welt lebten, die hinter dem Zoo lag. Als die zwei Scouts durch die dunklen Straßen liefen, blieb Ella plötzlich stehen und breitete ruckartig die Arme aus, sodass sie Richie gegen die Brust schlug.
«Au!», rief Richie. «Was machst du …»
«Still, Richie – ich meine es ernst!»
Schweigend standen die beiden auf der ruhigen Kreuzung. Ella blickte sich um: In jede Richtung führte eine Straße, an jeder Ecke stand ein Haus, überall an den Straßen parkten leere Autos.
«Ich habe etwas gesehen», flüsterte sie. «Etwas … das sich bewegt hat.»
«Wie was?», fragte Richie besorgt. Dann flackerte Hoffnung in seinem Gesicht auf. «Wie … ein Eichhörnchen?»
Ella sah ihn an. «Jemand beobachtet uns.»
Richies Mundwinkel fielen so schnell herunter, dass Ella beinahe erwartete, sie würden gleich auf dem Boden landen. Flüsternd fragte er: «Was? Wo denn?»
Ella deutete mit dem Finger über die Straße in einen Garten, dessen dicht nebeneinander wachsende Fichten die Telefonmasten überragten. Ein dunkler Fleck huschte von einem Schatten der Bäume zum anderen.
Ella stand da wie angewurzelt. «Hast du das gesehen?», fragte sie.
«Ja. Was war das?»
Nach einer Weile antwortete Ella: «Das war Er.»
Jede Zelle in Richies Körper erstarrte. Schließlich sagte er: «Wenn du mit Ihm Mr Peters meinst, der nur mal nach seiner Post gucken wollte, dann bin ich einverstanden. Aber wenn du von …»
«Das ist derselbe Typ, der im Garten deiner Nachbarn gestanden hat, Richie, als ich dich damals aufgeweckt habe, damit wir uns gemeinsam in den Zoo schleichen. Und es ist derselbe Typ, von dem Tank gesprochen hat – der Mann, der in den Schatten
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