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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Bestrafungsaktion. Er tat es nur, weil er nicht wusste, wie er sonst töten sollte. Nichts anderes war für ihn vorstellbar.
    Anders als sonst entschied er sich diesmal, seine Gefangenen gefesselt und geknebelt zu lassen, damit sie sich nicht bemerkbar machen konnten.
    Er brachte den Jungen zuerst in den Heizungskeller, dann die Mutter. Der Kleine hielt die Augen fest geschlossen, Britta Kröger dagegen riss sie so weit wie möglich auf.
    »Es tut mir leid«, sagte Lennart. »Ich habe nichts gegen Sie persönlich. Es ist eine schreckliche Sache. Der Junge hat leider zu viel gesehen. Ich kann Sie nicht gehen lassen, aber ich kann Sie auch nicht umbringen. Ich bin kein Mörder, wissen Sie. Ich bin ein guter Mensch. Bitte verzeihen Sie mir. Es ist wichtig für mich, dass Sie mir vergeben. Wenn ich Sie freilasse, werden Sie mich verraten.«
    Britta Kröger schüttelte heftig den Kopf. Sie versuchte, ihm zu sagen, dass sie ihn keineswegs verraten würde, aber er glaubte ihr natürlich nicht.
    »O doch. Sie werden mich verraten. Wissen Sie, ich bin der Zorn Gottes. Ich bin selber nur sein ergebener Diener, sein Handwerkszeug. Die Welt ist aus den Fugen geraten, und jemand muss es wieder richten. Ich muss ein Fanal setzen, damit die Welt umkehrt, bevor der Herr sich entscheidet, alles in einem Höllenfeuer versinken zu lassen.«
    Er holte Steine aus dem Nachbarhaus und mauerte die Tür in weniger als einer Stunde zu.
    Zweimal klingelte Gerrit, um seinen Freund Ansgar zu besuchen, aber niemand öffnete ihm.
     
    Als Weller Ann Kathrins Hände sah, rang er mit den Tränen. Sie saß, umgeben von Sanddornsträuchern auf einer weißen Plastikbank
vor dem Haus. Sie hatte tiefe Ränder unter den Augen und war völlig in sich gekehrt.
    Um sicherzugehen, dass Beukelzoon nicht im Haus noch an irgendeine Waffe kam und Unsinn machte, hatte Ann Kathrin alle Waffen, die sie im Haus gefunden hatte, draußen vor sich neben der Bank wie zu einem Müllhaufen aufgetürmt. Die eigene Heckler & Koch trug sie offen im Hosenbund.
    Weller nahm Ann Kathrin stumm in den Arm. Sie drückte ihren Kopf an ihn und schnüffelte wie ein Hund. Er hatte einen besonderen Geruch. Einen Frank-Weller-Geruch. Eine Nase voll davon gab ihr das Gefühl, geborgen zu sein.
    Ubbo Heide, der väterliche Freund, legte eine Hand zwischen ihre Schulterblätter. Die drei standen dicht beieinander. Dann sagte Ubbo Heide: »Diesmal habe ich mir wirklich Sorgen gemacht, Ann. Wir hatten alle Angst, dass das Ganze übel ausgeht.«
    »Irgendwo auf der Insel«, sagte Ann Kathrin, »muss Käfer liegen. Sie haben ihn noch nicht gefunden. Und ich denke, Beukelzoon hat auch seine Frau getötet. Zumindest hat er mir das so gesagt. Er war das mit Stenger. Nicht ich … «
    Noch bevor sie den Hubschrauber bestiegen, wurden Ann Kathrin und Beukelzoon notdürftig medizinisch versorgt.
    Inzwischen war auch Käfer am Strand gefunden worden, nur Ailins Körper hatte die Nordsee noch nicht wieder freigegeben.
    Eine Touristenschar hatte sich in der Nähe des Hubschraubers versammelt und beobachtete die Szene. Auch die Kornweihe kreiste wieder und betrachtete die aufgeregten Menschen von oben.
    Abel von der Spurensicherung blieb mit einem kleinen Team auf der Insel.
     
    Kaum in der Luft, spielte Beukelzoon sich auf: »Das ist ein schwerer Fehler. Ihr wisst nicht, mit wem ihr euch einlasst. Das
wird euch alles noch schrecklich leidtun. Ich stehe unter dem Schutz mächtiger Männer.«
    Das war für Ubbo Heide nicht das übliche Geschwätz eines Verdächtigen. Drohungen waren sie gewöhnt. Er wusste, dass Beukelzoon vermutlich die Wahrheit sprach. Deshalb ging er laut und deutlich darauf ein, damit alle anderen Anwesenden seine Meinung dazu hören konnten: »Macht ist in einer Demokratie immer etwas auf Zeit. Sie wird den Menschen geliehen und sie kann ihnen wieder entzogen werden, wenn sie nicht gut damit umgehen.«
    Weller hielt Ann Kathrin im Arm. Sie sah zu Ubbo Heide und vermittelte ihm mit einem Blick Dankbarkeit für seine Worte. Genau das brauchte sie jetzt. Jemanden, der gerade und aufrecht war wie ein Fels in der Brandung.
     
    Da niemand genau wusste, wo Lennart Gaiser sich aufhielt, schlugen Huberkrans Leute an acht Orten gleichzeitig zu. Sieben Vorstandsmitglieder vom Verein der »Gotteskinder« bekamen Besuch, wie Huberkran es verharmlosend nannte, während seine Leute die Gaiser-Villa in Leer stürmten.
    Huberkran selbst war vor der Villa mit dabei. Er dirigierte alle Aktionen per

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