Outback
Blick Ricky suchte und nicht wusste, was los war. Ricarda erklärte zuerst Dundee, John und Eyleen, was gleich passieren würde. Eyleen zeigte sich begeistert und lief los, um Bändchen oder kleine Fäden zu organisieren, die um die Handgelenke der beiden Verlobenden gebunden werden mussten.
Jim trat zu Naree und um beide bildete sich ein Kreis. Plötzlich herrschte Stille. Nur das Feuer knisterte und knackte und Funken stiegen in den schwarzen Himmel auf, wo sie den leuchtenden Punkten der Sterne Konkurrenz machten.
Jim war ganz aufgeregt. Er schaute zu seinen Eltern, die nahe bei ihm im Kreis standen. „Willst du meine Frau werden? Willst du das voreheliche Band der Verlobung mit mir eingehen?“, fragte er Naree.
Sie zitterte leicht und es lag nicht an der nächtlichen Kühle. „Ja“, hauchte sie.
„Dann nimm als Zeichen unserer Verbundenheit den Ring von mir an.“ Jim steckte den grünlichen Ring an Narees linken Ringfinger und atmete auf, als er passte. Sie schenkte ihm ein Lächeln voller Liebe, nahm den zweiten Ring entgegen und streifte ihn an seinen Finger.
Jim umarmte und drückte Naree fest, gab ihr aber nur einen Kuss auf die Stirn. Er wusste, dass Thais in der Öffentlichkeit keine intimen Gefühle zeigten und sich nicht küssten. Der glückliche Blick voller strahlender Liebe aus ihren Augen war ihm im Augenblick genug.
Jubel brandete auf, plötzlich wuselten alle durcheinander, jeder sprach, rief, lachte, berührte, gratulierte. Als der Ansturm sich legte, übernahm Eyleen das Wort, gebot dem Paar, sich zu setzen und sprach: „Jeder nimmt jetzt eines der Bändchen und bindet eins an Narees Hand und eins an Jims Hand. Damit bekräftigen wir den Bund und sprechen gute Wünsche aus. Ich fange an.“
Ricky staunte, wie sehr sich Eyleen plötzlich engagierte, freute sich aber darüber, für sie und für Naree. Oliver staunte nicht weniger, doch er staunte darüber, wie schnell es plötzlich ging, dass die beiden sich verlobten.
„Ich hätte nicht gedacht, dass uns Naree zuvor kommt und sich eher verlobt als wir!“ Er musste lachen. „Jetzt müssen wir aber nachziehen.“
„Machen wir“, sagte Ricarda. „Aber nicht heute. Wir stehlen ihnen nicht die Show.“
„Aber du willst mich?“, fragte er.
„Spinner! Na klar will ich dich. Dich, dein gutes Aussehen, dein Geld, dich ganz und gar!“
„Gar?“, fragte er schelmisch lachend. „Gut gegart?“
„Sch...“, machte Ricky und bedeutete ihm, still zu sein.
Eylen band mit feierlichem Gesicht erst Naree, dann Jim ein Band ums Handgelenk und sprach zuerst etwas auf thailändisch zu Naree, dann wünschte sie auf englisch viel Glück, viel Liebe und viele Kinder.
Dundee machte Platz, um dem Dorfältesten, dem Fisch, der über das Land gleitet , die Möglichkeit zu geben, dein Band zu binden. Er übersetzte auch, was der Alte nuschelte.
„Er wünscht euch Glück und ein gutes, langes Leben. Dir sagt er“, wandte er sich an Naree, „du sollst dich gut um deinen Mann kümmern und ihn zufriedenstellen, doch vergiss nie deine Adler-Freundin. Freundschaft ist wichtig und folgt unmittelbar hinter der Liebe.“
Ricarda durfte als nächste die Bänder knüpfen und sie wünschte auch alles Gute und Glück und Liebe. Nach ihr kamen Jims Eltern dran, sein Bruder und die Verwandten, seine Freunde und all die anderen.
Viel Zeit zum Feiern blieb nicht mehr und bevor sich Naree mit Jim zu einem letzten alleinigen Beisammensein zurückzog, kam sie zu Ricarda. „Na du bist mir ja eine“, begann sie. „Eine supertolle Freundin. Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll. Nun bin ich verlobt, verliebt, glücklich. Vor einer Woche war ich nichts davon. Oh, wenn ich meiner Schwester erzähle, was alles passiert ist ... Ich muss zu Jim, wir haben nicht mehr viel Zeit für uns, bald geht es zurück zum Resort.“
„Du bist glücklich, nur das ist wichtig für mich. Nun geh.“ Ricarda lächelte.
9
Die Rückfahrt klappte ohne Zwischenfälle. Dundee erzählte Erlebnisse aus seinem Leben, doch außer John hörte ihm kaum jemand richtig zu. Naree war am Weitesten mit ihren Gedanken entfernt. Sie strotzte vor Glück und drehte ständig unbewusst den Ring an ihrem Finger. Mit jedem Gedanken war sie bei Jim, den sie schon sehr vermisste. Ricarda hatte sie trösten wollen, doch mit ihrer thailändischen Mentalität antwortete Naree ihr, dass es für sie in Ordnung sei, so, wie es war. Sie und Jim hätten sich gefunden und würden eines
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