Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)
noch Kontakt zueinander, wenn es um Michaels Firma ging. Als sein alter Freund vor einem Jahr schließlich an ihn heran getreten war, änderte Johns Sicht der Dinge sich schlagartig.
Weder Ellen noch Faith wussten, was ihnen heute mit dieser Testamentseröffnung bevor stand. John nickte seiner Sekretärin zu, als diese mit dem Kaffee durch die Tür trat und sie stellte das Tablett auf dem Schreibtisch ab. Zurück im Vorzimmer bat sie Ian und Faith in das Büro des Anwalts herein. Leise nahmen die Beiden auf dem Sofa neben der Tür Platz und die Sekretärin zog sich wortlos zurück.
„Kaffee?“, bot John an.
Faith schüttelte stumm den Kopf, was ihre Mutter offenbar dazu veranlasste zu nicken und mit versteinerter Miene die Tasse Kaffee entgegen zu nehmen, die John ihr reichte. Ian und Samantha lehnten ebenfalls ab. Einen Moment lang starrte der Anwalt zu dem Mädchen hinüber, das er bislang nur von Fotos kannte und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie es kam das Faith sie gefunden hatte.
Tief durchatmend machte John es sich wieder auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch gemütlich. Nachdem er die Anwesenden einen Augenblick schweigend gemustert hatte, schob er sich die Brille auf der Nase zurecht und zog die in braunes Leder geschlagene Mappe zu sich herüber. Er setzte sich gerade hin, löste das Band des altmodischen Verschlusses und klappt die Akte auf.
„Als Anwalt und Notar des verstorbenen Michael James Robinson eröffne ich hiermit die Verlesung seines letzten Willens.“
Umständlich räusperte er sich und blätterte die erste Seite des vor ihm liegenden Schriftsatzes auf. Sorgsam knickte er das Papier und warf Ellen und ihrer Tochter einen aufmerksamen Blick zu, ehe er zu lesen begann.
„Hiermit bestimme ich, Michael James Robinson, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte zu sein und verfüge mittels dieses Testamentes den Erben über mein Vermögen und meinen Nachlass. Ehe ich meinen Besitz weiter gebe, will ich vorab all die Lügen beseitigen, die mein Leben für lange Zeit bestimmten und denen ich aus Bequemlichkeit nichts entgegen brachte. An erster Stelle und vor allem anderen möchte ich mich entschuldigen und zwar bei meiner Tochter Faith.“
„Das kann doch nur ein schlechter Scherz sein“, begehrte Ellen auf. John sah sie nur wortlos an und fuhr fort.
„Liebe Faith, es wird mir nicht mehr möglich sein Wiedergutmachung zu leisten für all das Unrecht das dir angetan wurde. Ich ließ mich nur allzu leicht blenden von den Lügen deiner Mutter. Angefangen mit ihrer Behauptung du seiest nicht meine Tochter, um mich von dir fern zu halten und ihren späteren Heucheleien, du wollest nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich habe es geglaubt, statt dich selbst zu fragen. Zu spät habe ich ihr Lügengeflecht durchschaut und mich in falscher Sicherheit gewiegt. Mir war nicht bewusst, wie viel Leid sie über dich brachte. Nicht nur während deiner Kindheit, auch als sie dich wegen deiner Tochter Lilly betrog und billigte das du deinem Leben ein Ende bereiten wolltest. Dr. Cougan wird dir am Ende der Testamentseröffnung einen Umschlag überreichen. Ein Privatdetektiv, den ich vor zwei Jahren beauftragte, hat in den letzten Monaten alle Unterlagen zusammen getragen, die dir dabei helfen werden, deine Tochter zurück zu bekommen. Angefangen von der gefälschten Einverständniserklärung, die deine Mutter veranlasst hat, bis hin zu den Papieren aus denen hervor geht, wer Lillys Adoptiveltern sind. Du hast jedes Recht auf deiner Seite, dir dein Kind zurück zu holen. Es tut mir leid.“
Ellen gab ein unwilliges Schnauben von sich, während Faith wie erstarrt auf ihrem Stuhl saß und kreidebleich auf ihre ineinander verflochtenen Finger hinab sah. Der Anwalt sah von einem zum anderen, warf einen kurzen Blick zu Ian und Samantha hinüber und las weiter.
„Liebe Ellen, du warst die Frau der stets mein Herz gehörte und der ich mein Leben lang treu ergeben war. Mir ist bewusst, dass ich dir nie der Mann gewesen bin, den du eigentlich wolltest. Dein Streben nach Reichtum und Macht hat alle anderen Bedürfnisse in den Schatten gestellt. Leider hast du darüber auch vergessen, was uns einst zueinander führte. Ich bedaure zutiefst, dass du kein Glück an meiner Seite fandest. Nichts war genug, um dich zufrieden zu stellen. So sehr wünsche ich mir, unser Weg wäre ein anderer gewesen und du hättest glücklich werden können mit dem was ich dir geboten habe. Wenn ich diese Welt verlasse, ist es mir
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