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Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)

Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)

Titel: Outback: Unter australischer Sonne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewa Aukett
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gehandelt zu haben. Es ändert nichts an der Tatsache, das man dir dein neugeborenes Baby wegnahm und dir vorgaukelte es sei verstorben.“
    „Aber was redest du denn da, Ian? Ich will dir Sam nicht wegnehmen und ich will auch meine Tochter nicht aus der Familie heraus reißen, die zu ihr gehört.“
    „Das weiß ich, Schatz. Aber Neill wird für Marilyn alles versuchen. Sie werden deine Vergangenheit auseinander nehmen und dich als jemanden hinstellen wollen, der eine Gefahr für Sam ist. Wir müssen in die Offensive gehen.“
    Sprachlos starrte Faith ihn an.
    „Das ist nicht dein Ernst?“
    Mit Nachdruck erwiderte Ian ihren erschrockenen Blick.
    „Bitterernst sogar“, erwiderte er. „Marilyn wollte schon bei unserer Scheidung das Sorgerecht für sich. Nicht weil sie Sam so sehr liebt, sondern weil sie weiß, dass sie mir damit wehtun kann.“ Eindringlich sah er ihr in die Augen. „Sie weiß was zwischen dir und mir ist. Es rumort in ihr, dass ich sie abgewiesen habe. Ich schätze, sie ahnt auch, wie sich das Verhältnis zwischen dir und Sam entwickeln wird. All das sind genug Gründe für sie, um einen Keil zwischen uns treiben zu wollen. Sie wird versuchen, all das zu zerstören und dafür ist ihr jedes Mittel recht.“
    Faith schluckte hart.
    „Ich kann das nicht“, flüsterte sie. „Ich kann Sam nicht einem solchen Sorgerechtsstreit aussetzen.“
    „Sie ist bereits mitten drin“, stellte Ian bestimmt fest. Er griff nach dem Brief und wedelte Faith damit vor der Nase herum. „Frag Sam selbst, ob sie bei ihrer Adoptivmutter leben will.“ Die Kehle war ihr wie zugeschnürt, als sie den Blick hob und zu ihrer Tochter hinüber sah.
    Samantha stand immer noch am Fenster.
    Sie war deutlich blass geworden unter ihrer Sonnenbräune und schüttelte nun stumm den Kopf, als Faiths Blick sie traf. In Faiths Kopf drehte sich alles, sie stieß keuchend den Atem aus und kämpfte gegen das Schwindelgefühl, das sie erfasste.
    „Will ich  nicht.“ Samanthas Kopfschütteln wurde eine spur heftiger. „Wenn Dad sagt, du sollst das tun, dann bin ich seiner Meinung.“
    „Aber ich kann dich doch nicht deinem Vater entreißen“, wisperte Faith. „Du gehörst zu ihm.“ Samanthas Antwort brauchte nicht einmal Sekunden.
    „Ich gehöre auch zu dir.“
    Die Augen der Vierzehnjährigen schwammen in Tränen und es lag fast so etwas wie Verzweiflung in ihrem Blick. Ian griff sanft nach Faiths Armen und seine Daumen strichen über ihre bloße Haut.
    „Es muss sich nichts ändern.“ Inständig sah er Faith in die Augen. „Wir leben gemeinsam auf der Ranch und sind eine Familie. Ich werde versuchen Sam erneut zu adoptieren, wenn sich die Wogen geglättet haben.“ Er seufzte tief. „Lass nicht zu, dass Marilyn gewinnt.“
     
    Dr. John Cougan blickte über die Gläser seiner randlosen Brille hinweg und musterte die beiden Frauen aufmerksam, die ihm gegenüber vor dem riesigen Mahagoni-Schreibtisch Platz genommen hatten. Es war offensichtlich, dass Ellen und ihre Tochter Faith sich nichts mehr zu sagen hatten. Ein Seufzen unterdrückend verkniff John sich ein tadelndes Kopfschütteln. Der verstorbene Michael Robinson, Faiths Vater, war erst seit zwei Stunden unter der Erde und schon schienen die Differenzen unter den Verbliebenen los zu brechen.
    Er hatte schon so allerhand in seiner mehr als dreißigjährigen Karriere als Anwalt und Notar zu sehen bekommen. Wüste Beschimpfungen, Prügeleien, lautstarkes Gekeife. Einfach alles hatte dazu gehört. Wenn es ans Erben ging, machten die meisten keinen Unterschied mehr zwischen Freund und Feind.
    Michael war ein alter Kamerad aus Studienzeiten gewesen und als er vor mehr als einem Jahr an John heran getreten war, um sein Testament zu machen und den Anwalt in die düsteren Familiengeheimnisse einzuweihen, hatten sich selbst John die Haare gesträubt. Seit Beginn seiner Karriere war er der Familienanwalt der Robinsons. Er hatte den Trauzeugen gemimt, Ellen zur Geburt ihrer Tochter gratuliert, gesehen wie vernarrt Michael in die kleine Faith war und die ersten drei Jahre erlebt, wie wichtig seinem ehemaligen Studienkollegen die Familie wurde.
    Dann hatte Michael begonnen sich von seinem Heim und seinem Kind zurück zu ziehen. Als John ihn darauf ansprach, wich Michael ihm aus, wollte nicht darüber reden. Die Jahre vergingen und aus einem Familienmensch wurde ein Karrieremonster, das selbst John für eine ganze Weile sehr unsympathisch wurde. Über lange Zeit hatten sie nur

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