Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)
dem Gefühl stets ungeliebt und lästig zu sein, von ihren Träumen, ihren Wünschen und ihrer Angst.
Die Angst in den schwersten Stunden zu versagen, Ian zu verlieren oder Samantha zu verletzen. Die stete Furcht, die sie begleitete seit der elfjährige Jake sich damals in den Tod gestürzt hatte.
Jake, dieser kleine Junge voller Kummer.
Er war der einzige Sohn von Hugh und Rosi Dexter. Sein Vater arbeitete als Geschäftsführer einer der größten Privatbanken von Brisbane. Unnahbar, kalt, ehrgeizig. Jakes Mutter war eine Frau, die ihre Stellung genoss, aber mit der Erziehung eines Kindes völlig überfordert war.
Vor zwei Jahren hatte Faith diesen Haushalt als Jakes Privatlehrerin betreten. Da war er zehn gewesen. Ein stiller, schüchterner und hochsensibler Junge. Blass, dünn und mit einem immer traurigen Ausdruck in den dunklen Augen. Es hatte lang gedauert, bis Faith einen Zugang zu ihm bekam und einen Blick in den Abgrund werfen konnte, vor dem dieses einsame Kind stand.
Aufgezogen von immer wieder wechselnden Nannys und ohne echte Bezugsperson in seinem Leben, wurde Jake mit teurem Spielzeug überhäuft. Er sah seine Eltern höchstens ein einziges Mal in der Woche, wenn überhaupt. Sie waren ständig zu Terminen unterwegs, kamen ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen nach und für jedes gebrochene Versprechen gegenüber Jake gab es neue Geschenke.
Faith hatte sich jeden Tag an sich selbst erinnert gefühlt. Ein fataler Eindruck, der dazu führte, dass sie eine Grenze überschritt. Es war ein Fehler gewesen dem Zehnjährigen genau das zu geben was er sich wünschte: einen Menschen der ihn in den Arm nahm, mit dem er sprechen konnte und der einfach für ihn da war.
Zwischen ihnen war tiefe Zuneigung gewachsen und Faith hatte sich in gewisser Weise in einer Art Mutterrolle gegenüber Jake gefühlt.
Mit ihrer herzlichen Art hatte sie sich oft und gern einen kameradschaftlichen Weg zu ihren Schützlingen geebnet, dennoch war eine gewisse Distanz geblieben und diese unsichtbare Marke von ihr nie überschritten worden.
Bei Jake kam alles anders.
Sie hatten selbst ihre Freizeit ständig zusammen verbracht und es war für Faith völlig normal gewesen, dass er ihr wie ein Sohn ans Herz wuchs ... und sie für ihn wie die Mutter wurde, die er sich schmerzlich wünschte.
Es ging acht Monate gut ehe das Hauspersonal Rosi Dexter schließlich davon unterrichtete, dass der Junge ein überaus intensives, unangebrachtes Verhältnis zu seiner Lehrerin pflegte.
Rosi war wie der personifizierte Racheengel in der weitläufigen Villa erschienen und hatte Faith mit Vorwürfen konfrontiert die absolut haltlos waren.
Während Jakes Mutter in der Zeit zuvor höchstens ein- oder zweimal im Monat aufgetaucht war um widerstrebend nach ihm zu sehen, tat sie es nun plötzlich täglich. Es dauerte keine Woche, ehe sie entschied dass Faith gehen solle.
Zwei Tage vor Jakes elftem Geburtstag hatte sie ihre Koffer gepackt.
Ihr war keine Wahl geblieben.
Immer noch schnürte die Erinnerung ihr die Kehle zu wenn sie daran zurück dachte, wie Jake sich an sie geklammert hatte, als sie ihm auf Wiedersehen sagte. Es riss ein Loch in sie hinein, das niemals verheilen sollte, als die Haushälterin ihn - auf Anordnung seiner Mutter - unbarmherzig von Faith fort zog und Jake davon abhielt sich an seine Lehrerin zu hängen.
Er hatte geschrieen und geweint.
Unter seinen dunklen, braunen Augen lagen tiefe Ringe, weil er in der Nacht zuvor nicht geschlafen hatte und er war unnatürlich blass gewesen. Faith hatte sich entschuldigt und ihm versprochen, dass sie sich melden würde. Ein verächtliches Schnauben war Rosi Dexter entwichen.
Dann ging Faith.
Es war das letzte Mal, dass sie ihn sehen sollte.
Der sehnsüchtige Blick aus Jakes Augen verfolgte sie in den nächsten Tagen und Nächten. Sie versuchte sich abzulenken, sich nicht umgehend mit ihm in Verbindung zu setzen und damit die Situation für beide Seiten noch unerträglicher zu machen. Voller Sorgen kämpfte Faith gegen die Verzweiflung an, die sich in ihr ausbreitete und jeden Tag schlimmer wurde.
Von tiefer Unruhe getrieben hatte sie es am vierten Tag nicht mehr ausgehalten und angerufen.
Da war Jake schon tot.
Am Tag zuvor, vierundzwanzig Stunden nach seinem elften Geburtstag, hatte Jake seinen Vater in dem Bankgebäude besucht, in dem Hugh Dexter arbeitete.
Dieser Ausflug sollte wohl der Beginn dafür sein, dass Jakes Eltern beschlossen hatten, sich endlich mehr um
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