Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)
grinste frech.
„Da kannst du aber einen drauf lassen“, gab sie zurück. Faith lachte leise und schüttelte den Kopf. Die fünf Jahre ältere Cady würde ihr auch fehlen. Sie hatten viel gelacht in der Zeit miteinander. Wenn Faith ehrlich war, hatte Cady sie mit ihrem unerschütterlichen Optimismus und ihrer unnachahmlichen Motivation davor bewahrt, nach Jakes Tod in ein tiefes Loch aus Verzweiflung zu fallen. Wenn sie jemanden eine Freundin nennen konnte, dann war sie es.
Die letzten zwei Wochen waren stressig gewesen und ihr war keine Zeit geblieben vor Sehnsucht nach Ian und Samantha zu vergehen, die sich nach ein paar gemeinsamen Tagen wieder auf den Rückweg machen mussten. Es war schön gewesen mit ihnen Zeit zu verbringen und ihnen Brisbane zu zeigen, wie Faith es kannte. Die Hauptstadt von Queensland besaß ein lockeres, angenehmes Flair und auch wenn Faith sich im Outback wohler fühlte, war die Stadt ihr zumindest in den letzten Jahren durchaus ans Herz gewachsen.
Ihr Unmut von früher war einer kompromissbereiten Akzeptanz gewichen. Es gab schöne Ecken, mit gemütlichen, kleinen Straßencafés und interessanten Sehenswürdigkeiten in ihrem Geburtsort. Sie besuchten das Queen Adelaide Building, gingen essen und genossen abends das Panorama über den Brisbane River, als sie in dem sechzig Meter hohen Riesenrad der einzigartigen Southbank Parklands saßen. Eigentlich war es Cady zu verdanken, dass Faith all diese Kleinigkeiten zu schätzen gelernt hatte. Ihre Kollegin hatte sie oft genug aus ihrer Lethargie heraus gerissen und sie durch „Brissie“ geschleppt, wie sie es so gern nannte.
Nachdem Samantha völlig erschlagen von den Eindrücken und der Aufregung in Faiths Bett gefallen war, zog Ian Faith zu sich auf das Sofa. Bis zum Morgengrauen hatten sie sich geliebt, geredet und sich wieder geliebt. Sie schmiedeten Pläne über eine gemeinsame Zukunft, aber der Antrag, auf den Faith fortwährend hoffte war Ian bislang nicht über die Lippen gekommen. Sie verkniff es sich danach zu fragen. Er hatte gesagt, sie würde es wissen, wenn es soweit wäre und daran hielt sie fest.
Drei Tage hatten sie miteinander verbracht, Kisten gepackt, gelacht, geredet und sich wie eine richtige Familie gefühlt. Den größten Teil ihrer Einrichtung wollte Faith verkaufen, doch es gab ein paar Einzelstücke an denen ihr Herz hing. Etliche Kisten und in Folie gewickelte Möbelstücke waren für den Heimtransport in dem SUV gelandet, den Ian sich von einem Freund lieh, weil sein Pickup den Geist aufgegeben hatte.
Es war ihnen schwer gefallen sich zu trennen, aber Ian wollte seiner Mutter die Verantwortung für die Ranch nicht noch länger auflasten. Die Tatsache, dass sie bald endgültig vereint wären, hatte es ihnen leichter gemacht. Telefon und E-Mail wurden zu ihrem Hauptkommunikationsmittel. Jeden Abend rief Ian an und erkundigte sich nach ihr.
Es war ein schönes Gefühl.
Zeit zum Trübsal blasen war ihr nicht geblieben.
Kurz nachdem Ian und Samantha abreisten, rief sie Dr. Cougan an mit der Bitte sie in Bezug auf Marilyns Forderung zu unterstützen und er hatte sich umgehend bereit erklärt ihr zur Seite zu stehen. Der Anwalt begleitete sie zu dem Anhörungstermin bei Gericht und sie hatte Marilyns taxierende Blicke auf sich gespürt.
Das hämische Grinsen im Gesicht von Ians Ex-Frau war jedoch rasch purer Fassungslosigkeit gewichen, als Dr. Cougan die Fakten vortrug und anschließend einen Schriftsatz einreichte, mit dem er auf Herausgabe des Kindes klagte, das seiner leiblichen Mutter auf unlautere Weise durch die eigene Großmutter entzogen worden war.
Überrascht bemerkte Faith, wie Neill und Marilyn flüsternd debattierten. Schließlich sprach er ein Machtwort und zog die Klage zurück. Tatsächlich ging er sogar soweit, dass er für seine Mandantin einen kompletten Verzicht auf das Sorgerecht aussprach, um es an Ian als alleinigen Erziehungsberechtigten abzutreten. An Marilyns zornigen Zügen konnte Faith jedoch erkennen, dass er nicht wirklich im Interesse seiner Frau handelte, aber sie schwieg zu seinen Ausführungen.
Dr. Cougan meinte später zu Faith, dieser plötzliche Sinneswandel diene in erster Linie dem Zweck, einen möglichen zivilrechtlichen Rechtsstreit auf Ian abwälzen zu wollen. Da dieser jedoch in der vergangenen Woche bereits auf ihn zugekommen war und gemeinsam mit dem Anwalt eine Erklärung angefertigt hatte, in der er auf seine Rechte gegenüber der leiblichen Mutter
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