Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)
nicht gegönnt voller Zufriedenheit zurück zu blicken. Ich habe dich enttäuscht und meine Tochter im Stich gelassen. Eines Tages zahlen wir alle den Preis für unsere Taten.“
Als Ellen erneut auffahren wollte, brachte eine knappe Geste des Anwaltes sie zum Schweigen.
„An dieser Stelle ist es Zeit mein Vermächtnis jenen zu hinterlassen, die zurück bleiben. Ich verfüge hiermit, dass mein Geschäft an die Fenworth Company zu deren letztem, vorliegendem Angebot verkauft wird, das meinem Anwalt vorliegt. Der Erlös hieraus geht zu gleichen Teilen an meine Ehefrau Ellen Susanne Robinson, geborene Dugall, und meine Tochter Faith Duncan, geborene Robinson. Des Weiteren erhält meine Ehefrau unsere Stadtvilla in Brisbane, für deren Unterhalt sie eigenständig Sorge zu tragen hat. Das darin befindliche Inventar, alle Bilder und Kunstgegenstände gehen ebenfalls in Ellens Besitz über. Mein gesamtes Vermögen, in Form von Ersparnissen, Konten und Aktien, das als separate Auflistung an dieses Testament angehängt wird, geht auf meine Tochter über, die ich hiermit als alleinige Haupterbin einsetze. Sollte sie das Erbe ausschlagen oder ihr etwas zustoßen, setze ich als allein begünstigte Nacherbin meine Enkeltochter ein. Die am vierzehnten Februar geborene Lillian Robinson, die heute unter dem Namen Samantha Ridgley auf der Ridgley-Ranch in Queensland lebt. Dieses Testament ist mit freiem Willen und im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten aufgesetzt und von mir unterzeichnet worden. Michael James Robinson.“
Die Kaffeetasse landete hart auf dem Schreibtisch und ein Teil des Inhaltes ergoss sich auf den Unterteller. Ellens Augen schienen Funken zu sprühen, während sie den Anwalt unter zornig zusammen gezogenen Augenbrauen hervor musterte.
„Das ist nicht akzeptabel“, stieß sie hervor. John betrachtete sie mit ausdruckslosem Gesicht. Ihre vornehme Blässe war einer tiefen Zornesröte gewichen und sie verlor gerade eindeutig ihre sonst so eiserne Beherrschung.
„Es ist dir selbstverständlich überlassen, das Testament anzufechten, Ellen.“
Besonnen erhob er sich, trat zwei Schritte um den Schreibtisch herum, nahm einen braunen Umschlag aus der Mappe und reichte diesen an Faith. Die junge Frau saß immer noch mit aschfahlen Zügen auf ihrem Stuhl und brachte kein Wort hervor. Ihre braunen Augen wirkten riesig in dem blassen Gesicht und blickten ihn traurig an.
„Worauf du Gift nehmen kannst.“ Ellen fuhr aus ihrem Stuhl hoch und ihre perfekt manikürten Fingernägel gruben sich in das weiche Leder ihrer Handtasche. Sie starrte auf Faith hinab und ihr ganzes Gesicht drückte Abscheu aus. „Seit du auf der Welt bist, hast du mir alles verdorben.“
Mit einem Ruck wandte sie sich ab und schritt wütend zur Tür hinüber.
„Ehe du gehst, Ellen.“
Zornig sah sie zurück zu John und starrte den Anwalt an.
„Was?“
Er griff nach einem weiteren Umschlag. Ein schmales Exemplar, aus festem, weißem Papier. Als er ihn Ellen reichte, griff sie danach und starrte stirnrunzelnd auf den Briefkopf.
„Was ist das?“, herrschte sie den ihr gegenüber stehenden Mann an.
„Deine Vorladung“, entgegnete John, lehnte sich an die Kante des Schreibtisches und betrachtete Ellen mit fast sanftem Blick. „Ich habe persönlich Klage bei Gericht eingereicht. Man wird dich nicht dafür belangen können, was du Faith angetan hast. Bedauerlicherweise ist das nur moralisch verwerflich und ich bezweifle, dass deine Tochter sich auf einen jahrelangen, mühseligen Prozess gegen dich einlassen will. Aber du hast die Adoptionspapiere an Faiths Stelle unterzeichnet und ihre Unterschrift gefälscht, auch wenn du anschließend gerne behauptet hast, sie selbst hätte es unterschrieben. Das ist Urkundenfälschung und somit strafbar. Damit sinken im Übrigen auch deine Chancen auf ein positives Ergebnis, wenn du Michaels Testament anfechten willst.“ Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Prozentual liegst du ungefähr bei Minus Null.“
9. Kapitel
„Du wirst mir fehlen“, stellte Cady mit einem bedauernden Lächeln fest. Faith blickte von dem Karton hoch, in dem sie die spärlichen Reste ihrer persönlichen Gegenstände unterbrachte. Sie hatten sich sechs Jahre lang einen Schreibtisch geteilt und Cady war einer der wenigen Menschen, die ein Stück weit in Faith hatten hinein schauen können. Sie lächelte ihrer ehemaligen Kollegin zu.
„Du kommst mich hoffentlich mal da draußen besuchen“, meinte sie. Cady
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