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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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hatte jede noch einen Weg von rund acht Metern zurückzulegen.
    Vierundzwanzig Sekunden.
    Das Tor lag zweihundert Meter entfernt. Kein Problem für einen Sprinter auf der Aschenbahn. Schwierig, wenn dieser Sprinter in fünfzehn Zentimeter tiefem Schlamm laufen musste. Ganz unmöglich für Reacher. Trotzdem setzte er sich unwillkürlich in Bewegung – und wurde dann langsamer, als ihm die arithmetische Realität bewusst wurde.
    Ganz zum Stehen kam er, als er vier Gestalten das sich schließende Tor passieren sah.
    Reacher erkannte sie sofort an Größe und Gestalt, an Haltung und Bewegungen. Außen rechts ging Thurman, links außen der Riese mit dem Schraubenschlüssel, in der Mitte der Vorarbeiter der Fabrik. Er stieß Vaughan vor sich her. Die drei Männer waren wetterfest gekleidet. Sie trugen gelbes Ölzeug, dazu Südwester und Gummistiefel. Vaughan hatte nichts an, was sie vor dem Wetter hätte schützen können. Sie war bis auf die Haut durchnässt. Die Haare klebten ihr am Kopf. Sie stolperte, als bekäme sie alle paar Schritte einen kräftigen Stoß in den Rücken.
    Alle vier kamen auf ihn zu.
    Reacher setzte sich wieder in Bewegung.
    Die Torflügel schlossen sich mit metallischem Klacken, das zweimal zu vernehmen war: erst in Realzeit, dann noch einmal als Echo. Als dieses Echo verhallte, hörte Reacher einen Magneten ansprechen, der einen Bolzen ins Schloss zog: ein lautes, präzises Geräusch wie ein in der Ferne abgefeuerter einzelner Gewehrschuss.
    Die vier Gestalten kamen weiter auf ihn zu.
    Auch Reacher ging weiter.
    Sie begegneten sich inmitten des geheimen Bereichs, der Ähnlichkeit mit einer Arena aufwies. Thurman und seine Leute machten anderthalb Meter vor der imaginären Linie halt, die den Berg aus Panzerwracks mit dem großen Sattelschlepper verband. Nur Vaughan ging weiter. Sie stapfte durch den Schlamm, erreichte Reacher und drehte sich um. Legte eine Hand auf seinen Arm.
    Zwei gegen drei.
    Thurman rief: »Was machen Sie hier?«
    Reacher konnte hören, wie der Regen auf das Ölzeug prasselte. Drei Männer, drei Hüte, steifes Kunststoffmaterial.
    Er antwortete: »Ich sehe mich um.«
    »Was sehen Sie sich an?«
    »Was Sie hier alles haben.«
    Thurman sagte: »Ich verliere allmählich die Geduld mit Ihnen.«
    Reacher antwortete: »Was ist in diesem Container?«
    »Mit welch unglaublicher Arroganz bilden Sie sich eigentlich ein, ein Recht darauf zu haben, dass ich Ihre Frage beantworte?«
    »Das ist keine Arroganz«, erwiderte Reacher, »nur das Gesetz des Dschungels. Antworten Sie, gehe ich. Tun Sie’s nicht, tu ich’s nicht.«
    Thurman sagte: »Meine Geduld Ihnen gegenüber ist fast erschöpft.«
    »Was ist in dem Container?«
    Thurman sagte: »Der ist voller gespendeter Sachen.«
    »Was für Sachen?«
    »Kleidung, Wolldecken, Medikamente, Brillen, Prothesen, Trockenmilch, Fertignahrung, Entkeimungstabletten, Antibiotika, Vitamintabletten, Werkzeug, Installationsmaterial. Solche Dinge.«
    »Woher?«
    »Mit Almosen der Einwohner von Despair gekauft.«
    »Weshalb?«
    »Weil Jesus gesagt hat, Geben sei seliger denn Nehmen.«
    »Für wen sind die Geschenke bestimmt?«
    »Afghanistan. Für Flüchtlinge, Vertriebene und in Armut Lebende.«
    »Wieso ist der Container zugeschweißt?«
    »Weil er eine lange, gefährliche Reise vor sich hat – durch viele Länder und Stammesgebiete, in denen Kriegsherren gewohnheitsmäßig plündern. Und Vorhängeschlösser an Containern lassen sich aufbrechen, wie Sie selbst am besten wissen.«
    »Wieso haben Sie den Container hier beladen? Wozu unter strengster Geheimhaltung?«
    »Weil Jesus gesagt hat, beim Almosengeben dürfe die Rechte nicht wissen, was die Linke tue, damit unser Almosen geheim bleibt. Wir in Despair halten uns an die Bibel, Mr. Reacher. Das sollten auch Sie tun.«
    »Wozu die ganze Stadt wegen eines Containers voller Spenden in Verteidigungsbereitschaft versetzen?«
    »Weil Wohltätigkeit unserer Überzeugung nach weder Rasse noch Religion kennen sollte. Wir spenden für Muslime. Und darüber ist nicht jedermann in Amerika glücklich. Manche finden, wir sollten nur Christen bedenken, weshalb eine gewisse Aggressivität in die Debatte gekommen ist. Dabei war es in Wirklichkeit nicht Jesus, sondern der Prophet Mohammed, der gesagt hat, Wohltätigkeit solle stets in der eigenen Familie beginnen. Jesus hat gepredigt, man solle an seinen Nächsten tun, was man von ihnen getan haben wolle. Er hat uns aufgefordert, unsere Feinde zu lieben und für

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