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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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schon. Bekomme ich eine Tasse Kaffe, gehe ich freiwillig. Bekomme ich keine, versuchen diese Kerle, mich rauszuwerfen, und Sie verbringen den Rest des Tages damit, ihr Blut vom Boden aufzuwischen, und den ganzen morgigen Tag damit, neue Stuhle und Tische zu besorgen.«
    Der Kerl mit der Schürze schwieg.
    Reacher sagte: »Schwarz, ohne Zucker.«
    Der Kerl mit der Schürze blieb einen Augenblick unschlüssig stehen, dann marschierte er in Richtung Küche. Eine Minute später erschien die Bedienung mit einer einzelnen Tasse auf einer Untertasse. Sie trug sie quer durch den Raum und knallte sie so vor Reacher hin, dass etwas Kaffee aus der Tasse in die Untertasse schwappte.
    »Wohl bekomm’s«, sagte sie.
    Reacher hob die Tasse hoch, wischte ihren Boden an seinem Hemdsärmel ab, stellte sie auf den Tisch und leerte die Untertasse hinein. Stellte die Tasse wieder auf die Untertasse und richtete beides vor sich aus. Dann setzte er die Tasse an den Mund und nahm einen Schluck.
    Nicht übel, dachte er. Ein bisschen schwach, nicht sehr frisch, aber im Prinzip ein anständiger Restaurantkaffee. Besser als in den meisten Schnellrestaurants, schlechter als in den meisten Coffeeshops. Genau mittendrin. Die Tasse war eine Monstrosität aus Porzellan mit einem fünf Millimeter dicken Oberrand. Darin kühlte der Kaffee viel zu schnell ab. Zu dick, nicht tief genug, zu viel Masse. Reacher war kein großer Freund feinen Porzellans, aber er fand, ein Behältnis solle sich seinem Inhalt unterordnen.
    Die vier Kerle umringten ihn weiter. Zwei standen jetzt, zwei saßen noch am Tisch. Reacher ignorierte sie und trank – erst langsam, dann rascher, als der Kaffee abkühlte. Er leerte die Tasse und stellte sie wieder auf die Untertasse. Schob sie langsam und bedächtig von sich weg, bis sie genau in der Tischmitte stand. Dann bewegte er rasch die linke Hand, als wollte er in seine Tasche greifen. Die vier Kerle fuhren zusammen. Reacher zog einen Dollarschein heraus, strich ihn glatt und klemmte ihn unter die Untertasse.
    »Okay, gehen wir«, sagte er.
    Der am Tischende stehende Kerl trat beiseite, um ihn vorbeizulassen. Reacher schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Elf Gäste beobachteten ihn dabei. Er stellte seinen Stuhl wieder ordentlich unter den Tisch, kam um den Tisch herum und machte sich auf den Weg zur Tür. Er spürte die vier Kerle hinter sich. Hörte ihre Stiefel auf den Fliesen. Sie bildeten eine Reihe und schlängelten sich so zwischen den Tischen hindurch und an der Kassentheke mit dem Schild vorbei. In dem Raum herrschte Schweigen.
    Reacher stieß die Tür auf und trat auf die Straße hinaus. Die Luft war kühl, aber jetzt schien die Sonne. Der Gehsteig bestand aus Betonquadraten von anderthalb Metern Seitenlänge. Die zwei Zentimeter breiten Dehnungsfugen zwischen den Quadraten waren mit einer teerartigen schwarzen Masse ausgefüllt.
    Reacher wandte sich nach links und machte vier Schritte, bis er an dem geparkten Pick-up vorbei war. Dann blieb er stehen und drehte sich mit der Sonne im Rücken um. Den vier Kerlen, die sich vor ihm formierten, schien die Sonne in die Augen. Der Kerl, der oben am Tisch gestanden hatte, sagte: »Jetzt müssen Sie raus.«
    Reacher sagte: »Ich bin draußen.«
    »Aus der Stadt.«
    Reacher schwieg.
    Der Kerl sagte: »Sie halten sich links, dann kommt nach vier Blocks die Main Street. Dort haben Sie die Wahl zwischen rechts oder links. Osten oder Westen. Wohin, ist uns egal, wenn Sie nur einfach weitergehen.«
    Reacher fragte: »Macht ihr das hier noch immer?«
    »Was?«
    »Leute aus der Stadt jagen.«
    »Klar machen wir das.«
    »Wollen Sie mir verraten, wieso Sie das tun?«
    »Wir brauchen Ihnen nicht zu verraten, warum wir das machen.«
    Reacher sagte: »Ich bin gerade erst angekommen.«
    »Und?«
    »Und deshalb bleibe ich.«
    Der Kerl am Ende der Reihe krempelte seine Hemdsärmel über die Ellbogen hoch und trat einen Schritt vor. Boxernase, Zahnlücken. Reacher warf einen Blick auf die Handgelenke des Kerls. Die Breite der Handgelenke eines Mannes gab den einzig zuverlässigen Hinweis auf seine Kraft. Die Handgelenke dieses Kerls waren breiter als eine langstielige Rose, aber schmaler als ein Kantholz mit fünf mal zehn Zentimeter. Eher wie das Kantholz.
    Reacher sagte: »Ihr habt euch den Falschen ausgesucht.«
    Der Kerl, der bisher als Einziger geredet hatte, fragte: »Glauben Sie?«
    Reacher nickte. »Ich muss euch warnen. Das habe ich vor vielen Jahren meiner Mutter versprochen.

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