Pablo Picasso - die Lebensgeschichte
Und der ruhige Blick, fest und zugleich träumend. Ja, ich erkenne mich. Grüne Haare, blaues Gesicht, fehlt nur der Perserteppich… – Vorsicht, Liebes. Ich kann aus der Blume mit ein, zwei Strichen ein armes Mauerblümchen machen. – Oh ja, Vorsicht ist immer angebracht bei Pablo.
Erst eins, dann zwei
Weil Pablo immer bekommt, was er will, bekommt Françoise ein Kind. Im Mai 1947 wird Claude geboren. Man lebt an der Côte d’Azur. Je älter Pablo wird, desto mehr sucht er die Nähe zu Spanien. Es ginge noch näher. Aber das Örtchen Vallauris bei Cannes hat einen Vorzug: gute Keramikwerkstätten. Denn auch ein Picasso steht mal ratlos vor der Leinwand. Die Krüge und Teller, die er nun mit heiteren Motiven bemalt, sind Lockerungsübungen im Schaffenstief. Man lebt in der Villa »La Galloise«. Françoise kauft das Haus in steiler Hanglage, um Olga zu entgehen. Die ist mal wieder auf der Bildfläche erschienen und fordert ihren Ehemann ein. Pablo denkt nicht dran, Françoise bei diesem Umzug zu helfen. Wegen Olga, pah!, wen stört’s, wenn die ein bisschen schubst und keift? Zum Malen kommt Françoise selten. Unter den vielen Besuchern hat auch sie ihren kleinen Kreis. Wichtiger aber wäre ihr Zeit für sich. »Das beste Rezept für eine unzufriedene Frau ist ein Kind. Das bringt Probleme, die den alten die Schärfe nehmen«, meint Pablo. Seine Ideen waren schon origineller!
Als Pablo die schöpferische Flaute nutzt, um zum Friedenskongress in Breslau zu reisen, ist Françoise wieder schwanger. In vier Tagen bin ich zurück, flötet er. Daraus werden Wochen. Na gut. Warum aber sind die Briefchen, die ins Haus flattern, mit »bons baisers, Picasso« gezeichnet? »Beste Küsschen«! Klingt eher nach Dienstbotenpoesie als nach Pablo, oh!, Picasso. Hat etwa der mitreisende Marcel die Liebesgrüße schreiben dürfen? Als Monsieur vor der Tür steht und bons baisers erwartet, setzt es eine Ohrfeige. Er wusste, was er tut, oder?! Klar, aber eine richtige Frau sieht über so was doch hinweg. Test nicht bestanden, Françoise! Dennoch behandelt er sie nun sehr liebevoll und mit Respekt. Die beiden sind richtig glücklich! Man muss ihn nur zu nehmen wissen, denkt Françoise, diesen Überlebenden aus der Steinzeit. Das Übel ist nicht, dass ich 25 bin und er 66, sondern dass ich 25 bin und er 66 000 Jahre alt ist. Der Höhlenmann in ihm will die Frau schwanger sehen, das macht sie abhängiger. Mich kriegt er so nicht klein!
Am 19. April 1949 bringt Françoise in Paris ein Mädchen zur Welt. Da an allen Litfaßsäulen Plakate mit seiner Friedenstaube hängen, nennt Pablo die Tochter Paloma, das Täubchen. Kurz darauf wird auch Paulo Vater. Einen Enkel zu haben, gefällt Pablo gar nicht. Er ist voll im Saft und alles andere als ein Opa! Wer sich ständig schwach fühlt, ist Françoise. Ohne Hilfe führt sie den Haushalt. Und dann noch Pablos täglicher Kleinkram, all die Termine und Anfragen! Ein Telefon kommt ihm nicht ins Haus – du kannst ja Briefe schreiben, Liebes. Dass sie darauf besteht, Marie-Thérèse
und Maya kennenzulernen, hat einen positiven Nebeneffekt. Nach dem ersten Schreck über die neue Familie von Papa verbringt Maya ganze Tage mit den Halbgeschwistern. Das passt auch Pablo. Der gestressten Françoise und Klein-Claude, dem nun gleich auf zwei Schwestern eifersüchtigen »König der Unruhestifter«, geht er gern aus dem Weg. Er ist halt – bei Bedarf – doch nicht mehr der Jüngste! Oder ist es wieder sein abgekühltes Verhältnis zu Geliebten, die zu Müttern werden? Jedenfalls ist er nun oft in Paris. Man munkelt von einer Geneviève Laporte… Für Szenen hat Françoise weder Zeit noch das Naturell. Aber sie siezt ihn wieder. Wenn Torero Pablo meint, seine Frauen gegeneinander ausreizen zu müssen, empfiehlt sich Distanz!
Papa Pablo
Doch diese Zeit ist auch voller glücklicher Tage. Bei Claude und Paloma ist Pablo ein besserer Papa denn je. Lockerer als früher bei Paulo. Präsenter als für Maya. Zu seinen Hobbys gehört nun das Sammeln von Trödel. Da gehen alle mit und verstauen das Zeug in dem von Françoise geschobenen Kinderwagen. Wenn er in Laune ist, bastelt er daraus witzige Skulpturen und im Nullkommanix die schönsten Spielsachen. Das Leben im Süden geht seinen gemütlichen Gang und findet draußen statt, im Garten oder am Meer. Da bringt er Claude und Paloma das Schwimmen bei – obwohl er selbst eine bleierne Ente ist. Sein Vorrat an Faxen und Grimassen ist unerschöpflich, oder,
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