Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
PROLOG
Das Aeonstor
Insel Teji
Herbstanfang
An welchen Gott ein Mann auch glauben mag, es gewährt ihm nicht viele Vergünstigungen in seinem Leben.
Die Götter haben ihm den Odem geschenkt. Und ihn mit Bedürfnissen ausgestattet. Damit hat sich ihre Großzügigkeit bereits erschöpft. Die Gesellschaft schenkt ihm auch nicht viel mehr: Verlangen nach Gold sowie den Drang, es auszugeben.
Die Entscheidungen, die ein Mann für sich selbst treffen kann, sind noch begrenzter. Lebt er gut, hat er die Wahl zu sterben. Tut er es nicht, mag er sich dafür entscheiden zu töten. Die Männer, die töten, sind kleine Männer mit kleinen Gelüsten.
Die Götter lieben den Mann, der nicht in ihrem Namen tötet. Die Gesellschaft ächtet den Mann, der nicht unter einem Banner kämpft. Ein kleiner Mann hat nicht die Wahl zu entscheiden, wen, wie, wann oder warum er tötet.
Aber manchmal hat er Glück.
Dann sitzt er hinter Gevrauchs Tisch und kann sehen, was der Buchhalter sieht. Er sieht, wie Menschen sterben.
Ich habe mich bis heute noch nie für einen glücklichen Mann gehalten.
Ich habe einige sehr schlechte Entscheidungen getroffen.
Ich habe mich entschieden, die Aufgabe zu übernehmen, die man mir angeboten hat: den Priester zu bewachen, der das Buch hütete, das Himmel und Hölle zu öffnen vermag. Ich habe mich weiterhin entschieden, diesem Buch zu folgen, als es von jenen gestohlen wurde, die genau das vorhatten.
Ich habe mich außerdem entschieden, für dieses Buch zu töten.
Schließlich bin ich ein Abenteurer. Habe weder Gott noch Banner.
Und ich habe für die Götter und für die Gesellschaft getötet, um dieses Buch zurückzubekommen, damit die Tore der Unterwelt geschlossen und die unehrlichen Diener der Götter, die Äonen, weiterhin sicher im Bauch der Erde verwahrt blieben.
Das meiste von dem, was danach geschah, lag nicht mehr in meiner Hand.
Wir haben den Dämonen die Fibel aus einem schwimmenden Grabmal entrissen und uns dann auf die Rückreise in die Zivilisation begeben, um unsere Belohnung einzustreichen. Vermutlich kann man mir vorwerfen, tatsächlich geglaubt zu haben, alles würde irgendwie einfacher laufen, wenn ich ein Manuskript in meinem Besitz hätte, mit dem sich die Hölle öffnen ließe.
Aber ich schweife vom Thema ab.
Wir sind auf einem Friedhof gestrandet, der sich als Insel tarnte. Teji. Das Schlachtfeld, auf dem die Äonen gegen den Himmel rebellierten, wo das Meer sich erhob, um die Welt zu verschlingen, und wo wir Sterblichen kämpften, um den Göttern ihre Dominanz zu erhalten. Teji wurde im Tod geboren und im Kampf getötet; von beidem haben wir auf der Insel noch erheblich mehr gefunden. Die Insel wurde erneut zu einem Schlachtfeld. Auf diesem bekämpften sich drei Armeen, und alle drei verspürten den unbezwinglichen Drang, uns zu ermorden. Es gibt eben Leute, die einfach sehr beliebt sind.
Die Abysmyths, die bereits zuvor erwähnten Dämonen, tauchten auf, um nach der Fibel zu suchen. Sie wollten mit ihrer Hilfe ihre höllische Mutter in die Welt zurückbringen, damit sie sie ersäufte.
Stattdessen stießen die Dämonen und auch wir auf die Niederlinge. Niemand weiß, woher sie kamen oder was genau sie waren, aber wir lernten ihre vier wichtigsten Merkmale kennen: Sie werden von einem Sadisten angeführt, der sich Sheraptus nennt; es handelt sich meistens um Frauen; sie haben purpurne Haut; sie trachten danach, alle zu töten, Dämonen und Sterbliche gleichermaßen.
Es könnte überflüssig erscheinen, dieser Gesellschaft auch noch eine Rasse von tätowierten blutrünstigen Echsenmenschen hinzuzufügen, aber wie schon gesagt, ich hatte es nicht mehr in der Hand. Außerdem setzten sie sich selbst auf eine rasch länger werdende Liste von Leuten, die so scharf auf dieses Buch waren, dass sie dafür morden würden.
Jeder, der das hier liest, erkennt mittlerweile wahrscheinlich ein gewisses Muster.
Trotzdem sind wir ihnen allen entkommen. Wir haben bei den Ureinwohnern von Teji Zuflucht gefunden, den Owauku und den Gonwa. Das sind ebenfalls Echsenwesen, auch wenn diese wenigstens einen König hatten. Damit waren sie vertrauenswürdiger als die, die uns einfach nur die Köpfe abschlagen wollten. Wir wurden mit offenen Armen willkommen geheißen. Man hat uns gemästet und uns gefeiert. Erneut bot sich mir die Gelegenheit für eine Wahl. Ich traf sie.
Ich gab auf.
Die Fibel war mitsamt dem Schiffswrack untergegangen. Ich entschied mich, den Verlust zu akzeptieren. Ich
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