Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Double Overheads, Tubes wie Tunnel, echte Donnerbrecher, die einen problemlos mitreißen und in den Waschgang spülen.
Nur was für die besten Surfer.
Zu denen Boone gehört.
Die Behauptung, Boone sei schon gesurft, bevor er laufen konnte, mag übertrieben sein, doch er konnte früher surfen als rennen, und das entspricht der nackten Wahrheit. Boone ist der Inbegriff eines locie – abgeleitet von local ; er wurde am Strand gezeugt, weniger als einen Kilometer davon entfernt geboren und er wuchs drei Häuserblocks weit von der Stelle auf, an der bei Flut die Brandung bricht. Sein Dad surfte, seine Mom surfte – daher auch die Empfängnis im Sand. Seine Mom surfte sogar bis weit in den sechsten Schwangerschaftsmonat hinein, weshalb es vielleicht doch nicht übertrieben ist zu behaupten, Boone sei schon gesurft, als er noch nicht laufen konnte.
Boone ist also sein ganzes bisheriges Leben lang – und länger – ein Mann des Wassers gewesen.
Der Ozean ist sein Hinterhof, sein Hafen, sein Spielplatz, seine Zuflucht, seine Kirche. Er besucht den Ozean, um zu genesen, sich zu reinigen und sich zu vergegenwärtigen, dass das Leben ein Wellenritt ist. Boone hält Wellen für erfahrbare Botschaften Gottes, durch die er uns wissen lässt, dass das Beste im Leben kostenlos ist.
Dieses Gefühl von Freiheit holt sich Boone jeden Tag, meist zwei oder drei Mal, aber immer, ausnahmslos immer, im Morgengrauen bei der Dawn Patrol.
Boone Daniels lebt für das Surfen.
Er möchte jetzt nicht über die große Wellenfront sprechen, denn es könnte die Wellenfront verderben, dazu führen, dass sie abflaut und in den unergründlichen Weiten des Nordpazifiks verebbt. Obwohl ihn Hang Twelve wie gewöhnlich mit einem Ausdruck unverstellterHeldenverehrung betrachtet, lenkt Boone das Gespräch auf eines der Standardthemen der Dawn Patrol von Pacific Beach.
Auf die Liste der Dinge, die gut sind .
Angefangen haben sie mit der Liste der Dinge, die gut sind, vor ungefähr fünfzehn Jahren, als der Gemeinschaftskundelehrer ihrer Highschool Boone und Dave aufforderte, sich zu überlegen, wo ihre »Prioritäten liegen«.
Die Liste ist flexibel, einzelne Posten kommen hinzu oder werden gestrichen, die Rangfolge verändert sich. Angenommen, jemand würde die aktuelle Liste der Dinge, die gut sind aufschreiben, was nicht der Fall ist, dann läse sie sich folgendermaßen:
Double Overheads
Reef Breaks
Tubes
Mädchen, die am Strand sitzen und zusehen, wie man Double Overheads, Reef Breaks und Tubes reitet (Was Sunny zu der Bemerkung veranlasste: »Mädchen gucken zu – Frauen reiten.«)
Alles, was umsonst ist
Bretter von Baltierri
Alles von O’Neill
Auslegerkanutinnen
Fisch-Tacos
Der Film Big Wednesday
»Ich schlage vor«, sagt Boone mit Blick auf die Wellenkämme, »wir stellen Fisch-Tacos über Auslegerkanutinnen.«
»Vom neunten auf den achten?«, fragt Johnny Banzai, und auf seinem ansonsten meist ernsten Gesicht macht sich ein Lächeln bemerkbar. Johnny Banzai heißt natürlich nicht wirklich Banzai. Er heißt Kodani, aber als radikaler,unerschrockener und unverwüstlicher Surfer japanisch-amerikanischer Herkunft bekommt man entweder den Spitznamen Kamikaze oder Banzai verpasst, so ist das nun mal. Boone und Dave the Love God hielten Johnny für viel zu vernünftig, um als selbstmordgefährdet gelten zu können, und entschieden sich für Banzai. Wenn Johnny Banzai keine Banzai-Angriffe reitet, ist er Kommissar bei der Mordkommission des San Diego Police Department, und Boone weiß, dass er sich über jede Gelegenheit freut, über etwas anderes zu reden als über Dinge, die ganz und gar nicht gut sind. Er springt also voll drauf an. »Letztlich beide einfach austauschen?«, fragt Johnny Banzai. »Auf welcher Grundlage?«
»Auf der Grundlage reiflichen Nachdenkens und sorgfältiger Überlegung«, antwortet Boone.
Hang Twelve ist schockiert. Der junge Soulsurfer starrt Boone voller verletzter Unschuld an, sein nasser Ziegenbart tropft auf das schwarze Neopren seines Winteranzugs, und als er den Kopf neigt, fallen ihm seine hellbraunen Dreadlocks auf die Schultern. »Aber Boone – Auslegerkanutinnen?«
Hang Twelve liebt die Frauen in den Auslegerkanus. Immer wenn sie vorbeipaddeln, setzt er sich auf sein Board und starrt ihnen hinterher.
»Pass auf«, sagt Boone, »die meisten von denen gehen für das andere Team an den Start.«
»Welches andere Team?«, fragt Hang Twelve.
»Er ist noch so jung«, bemerkt Johnny, und wie üblich
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