Pakt des Bosen
zu erreichen, allerdings erfolglos. Es war ausgeschaltet. Er rief dann im Kanzleramt an, um seinem engsten Beraterstab mitzuteilen, dass er nun auf dem Weg war.
Als er ankam, war der gesamte Vorplatz voller Menschen und Ãbertragungswagen der Nachrichtensender. Vereinzelt sah der Kanzler Plakate, auf denen stand âWillkommen zu Hauseâ. Ãber diese Plakate freute er sich. Ãber den Presserummel weniger. Er wies den Fahrer an, zum Hintereingang zu fahren. Gerling war nicht in der Stimmung, um sich jetzt in der Ãffentlichkeit zu präsentieren. Vor allem aber wollte er der Presse aus dem Weg gehen. Bis er mit seinen Beratern Informationen ausgetauscht hatte, wollte er sich nicht äuÃern.
Er betrat das Kanzleramt durch den Hintereingang und ging direkt zu seinem Büro. Es waren noch viele Mitarbeiter unterwegs, die ihm alle zulächelten und ihm versicherten, wie froh sie seien, dass er wohlbehalten zurückgekehrt war.
Der erste enge Mitarbeiter, dem er begegnete, war Kanzleramtschef Huber. Als dieser den Kanzler erblickte, kam er schnellen Schrittes auf ihn zu und umarmte ihn. Gerling war von dieser Geste gerührt.
âSchön, dass Sie wieder da sindâ, sagte Huber mit belegter Stimme. âWir haben uns alle fürchterliche Sorgen gemacht.â
âDankeâ, sagte Gerling. âIch glaube, diesmal war es ziemlich knapp.â
Huber nickte nur und gemeinsam gingen sie in Richtung Kanzlerbüro.
âWissen Sie, wo Katja ist?â, wollte Gerling wissen.
âFragen Sie das lieber Werner Rosenthalâ, war die Antwort von Huber.
Erstaunt blickte Gerling ihn an, sagte aber nichts dazu. Im Vorzimmer seines Büros warteten bereits Rosenthal, de Fries und Kirchner. Rosenthal und de Fries umarmten Gerling. Kirchner gab ihm die Hand.
âLasst uns in mein Büro gehen. Wir haben eine Menge zu besprechenâ, sagte der Kanzler und wollte gerade die Tür seines Büros öffnen.
Rosenthal legte ihm eine Hand auf die Schulter und hielt ihn davon ab. âDu solltest zunächst kurz in deine Wohnung hoch gehen. Da wartet jemand auf dichâ, sagte er leise. Gerling verstand, entschuldigte sich bei den anderen und ging nach oben.
Berlin, 21. September, 19.18 Uhr
Gerling betrat die kleine Wohnung und ging in das Wohnzimmer. Katja kam ihm schon entgegen gelaufen und flog ihm förmlich um den Hals. Sie umarmte ihn so fest, dass ihm fast die Luft wegblieb. An ihrem Zucken konnte er erkennen, dass sie weinte. Zärtlich strich Jan ihr durchs Haar.
âHey, Liebling. Es ist alles in Ordnungâ, sagte er leise. Katja antwortete etwas, aber Jan konnte sie nicht verstehen, da sie ihr Gesicht an seine Schulter gepresst hatte.
âWas hast du gesagt?â, fragte er. Sie hob ihren Kopf und sah ihn aus müden Augen an.
âIch sagte, nichts ist in Ordnung und alles ist in Ordnungâ, schluchzte sie. Jan, der den Sinn dieser Worte nicht begriff, sah sie fragend an.
âIch dachte, du wärst tot!â, rief Katja auf einmal. âSchon wieder dachte ich, du wärst tot!â Tränen liefen ihr über das Gesicht. âIch musste die Nachricht, dass dein Hubschrauber abgeschossen wurde, auch noch moderieren!â Jan, der das nicht gewusst hatte, bekam schlagartig ein schlechtes Gewissen.
âDas tut mir sehr leid, mein Engel. Das habe ich nicht gewusstâ, meinte er lahm.
âDu weiÃt vieles nicht, Janâ, sagte Katja und ging ein wenig auf Abstand. âNachdem ich den Absturz moderiert hatte, ging es mir nicht so gut und ich kam ins Krankenhaus. Dort hatte ich viel Zeit zum nachdenken.â Jan, der nicht wusste, in welche Richtung sich dieses Gespräch entwickelte, wurde unruhig. Wollte sich Katja etwa von ihm trennen?
âIch habe mich gefragt, ob ich das noch kann. Ob ich das noch will.â Jan holte zu einer Antwort aus, aber Katja hob eine Hand und stoppte ihn. âLass mich bitte ausreden. Das ist wichtigâ, sagte sie und Jan schloss seinen Mund wieder. âIch will mir nicht ständig Sorgen um dich machen müssen. Ich weiÃ, du glaubst, dass richtige zu tun. Und deshalb gehst du diese irrsinnigen Risiken ein. Aber ich liebe dich mehr, als ich in Worte fassen kann. Wenn dir etwas zustöÃt, Jan, dann weià ich nicht, wie ich weitermachen soll. Ich will mit dir alt werden, das will ich wirklich. Aber ich kann nicht mit dem Gefühl leben, dass du nicht sehr alt wirst. Verstehst du
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